Er kassierte für eine weitere Legislatur ohne Gegenkandidaten 420 Ja-, aber auch 493 Neinstimmen. Das entsprach einem Wahlergebnis von 46 zu 54 Prozent. „Das war total überraschend und schockierend“, schilderte Claus Eschenauer seine Gefühle nach der verlorenen Bürgermeisterwahl gegenüber unserer Zeitung. Ob er sich der Wiederholungswahl, die in einem solchen Fall eintritt, stellen würde, war lange unklar.
Nun teilt er mit, er habe bereits am 14. Juni intern beschlossen, nicht für eine zweite Amtszeit zu kandidieren. „Ich wollte diese Nachricht nicht mit in die Sommerpause nehmen.“ Die Entscheidung sei auch durch persönliche Gespräche beeinflusst worden. „Einen Tag nach der verlorenen Wiederwahl kam meine Frau, die gerade Europameisterin im Ü 30-Judo geworden war, aus Sarajevo zurück und sagte zu mir: ‚Du trittst auf keinen Fall noch mal an.‘ Auch meine Mutter erinnerte mich daran, dass viele ältere, teilweise allein lebende Bürgerinnen und Bürger die steigenden Grundsteuern nicht mehr verkraften können und mir lieber aus dem Weg gehen würden.“
Eschenauer erklärt weiter: „Ich muss mir eingestehen, dass Kita, Grundschule und Limeshalle wichtige Zukunftsthemen sind, der Ort in dieser Hinsicht aber gespalten ist. Ich habe viele Projekte in den letzten fünf Jahren umgesetzt, die lange liegen geblieben waren. Die Sorge, dass alles über die Grundsteuer finanziert wird, ist nachvollziehbar, da von der Landes- und Bundesregierung keine ausreichende Unterstützung für die Kommunen zu erwarten ist“, äußert er deutliche Kritik.
Eschenauer führt weiter aus: „In den Tagen nach dem enttäuschenden Ergebnis, bei dem mir nur 36 Stimmen zur Wiederwahl fehlten, haben wir uns im Kreis der FWG-Fraktionsvorsitzenden sowie des FWG-Führungszirkels auf Orts-, Verbandsgemeinde- und Kreisebene besprochen und schnell festgestellt, dass mein Arzbacher Ergebnis stark von den anderen Ergebnissen abweicht und ich zudem erstmals in den Kreistag gewählt wurde.“
Eschenauer bekleidet nun auch das Amt des Dritten Beigeordneten im Kreistag, in das er vom Gremium mit 32 Jastimmen gewählt wurde. „Ich kann mich somit weiterhin aktiv für meine Heimat engagieren, stehe aber nicht mehr an vorderster Front. Mein Schulleiter freut sich ebenfalls, da ich mich nun wieder verstärkt in der Schule engagieren kann“, sagt der hauptberufliche Lehrer. Ein Ereignis, das Eschenauer in seiner Entscheidung bestärkt habe, sei die Arzbacher Kirmes gewesen. „Entgegen meinen Erwartungen haben mich dort nur wenige Menschen ablehnend empfangen. Die meisten wollten mich ermutigen, erneut zu kandidieren. Aber genau das ist das Problem: Es sind nicht die engagierten Menschen, die gegen mich stimmen, sondern die, die immer nur nörgeln und sich nicht in die Gemeinschaft einbringen“, sagt Eschenauer.
Trotz seiner Entscheidung ist Eschenauer stolz auf seine Arbeit: „Das Innenministerium hat uns kürzlich 343.000 Euro für den Ersatzneubau der Brücke ‚Auf der Trift‘ bewilligt. Auch die Vereine haben erneut Zuschüsse erhalten, und wir konnten nach Corona dreimal in der Limeshalle Karneval feiern, obwohl die Halle eigentlich nicht mehr den Bedürfnissen entsprach. Ich bin mit meiner Arbeit zufrieden und freue mich auf mehr Freizeit mit meiner Familie und die neuen Aufgaben.“ Bis zum 4. November bleibt Eschenauer noch im Amt.
„Der Job als Ortsbürgermeister ist ein 24/7-Job, neben der Arbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern oder in den Gremien muss auch seit rund 14 Jahren das Backes als Bürgerbüro betrieben werden, da aufgrund der Haushaltssituation keine Sekretärin mehr zur Verfügung steht und auch im Bauhof Mitarbeiter gekürzt wurden. Städte wie Bad Ems und Nassau haben es da besser. Ich habe mein Ehrenamt dennoch gerne betrieben und freue mich auf die Zusammenarbeit mit dem neu zusammengesetzten Gemeinderat, den Beigeordneten sowie auf meinen Urlaub.“ red/frö