Eine Schulklasse, die ihre neue Lehrerin mit Papierkugeln bewirft, ein Direktor, der sich hinterrücks das Maul über den Klassenstreber zerreißt, und ein Elternabend, der völlig aus dem Ruder läuft: Davon handelt das Stück „Chaos Klasse“, das Kinder im Alter zwischen neun und 14 Jahren in einem Theater-Workshop unter Anleitung der Schauspielerinnen Patricia Wollschläger und Selma Kirschner im Diezer Kalkwerk ausarbeiteten. Jetzt fand die Uraufführung statt.
„Das Stück entstand innerhalb von nur zwei Tagen“
Patricia Wollschläger
„Die Kinder haben das Stück weitgehend selbst ausgearbeitet. Und sie haben ein nahe liegendes Thema gewählt, das sie aus ihrem Alltag gut kennen“, lacht Selma Kirschner. „Es war eine sehr harmonische Gruppe, die gut zusammengearbeitet hat. Das ganze Stück entstand innerhalb von nur zwei Tagen“, freut sich Patricia Wollschläger im Anschluss an die gelungene Aufführung in der Dorle-Schaefer-Halle.
Ein Elternabend, der aus dem Ruder läuft
Im Laufe des Stücks eskalieren die Spannungen zwischen dem Direktor und der Lehrerin auf der einen und den Schülern sowie ihren Eltern auf der anderen Seite: Als der Direktor sich im Verlauf des Elternabends über die Leistungen der Sprösslinge beschwert und zum Beweis die schlechten Mathetests herumzeigt, rasten die Eltern aus, zerreißen die Tests ihrer Kinder und werfen am Ende mit Stühlen um sich.
„Wir haben zuerst überlegt, worüber könnten wir schreiben. Dann fielen uns die Spinte auf, die in der Halle herumstehen. Als dann jemand meinte: ’Eine Tafel ist auch schon da’, dachten wir, wir könnten doch ein Stück über eine Schule schreiben“, sagt Leonard. Fand er das Ausarbeiten der Szenen schwer? „Es geht so. Aber es hat Spaß gemacht“, sagt der Neunjährige. „Wir kannten uns am Anfang alle gar nicht und waren sehr verschieden, sind jetzt aber eine richtig gute Gruppe“, meint Frida. Jasper hatte am meisten Spaß beim Papierkugelwerfen, „weil man das normalerweise nicht darf“, sagt er und grinst.
„Zu Beginn des viertägigen Workshops haben wir mit den Kindern einige Techniken trainiert: Improvisation, welche Rolle hat einen höheren, welche Rolle hat einen niedrigeren Status?“, erzählt Patricia Wollschläger, die von den meisten Paddy genannt wird. „Nach zwei Tagen wurden die Kinder aber ungeduldig. Sie wollten endlich anfangen, zu spielen“, lacht sie.
„Der Antrag für den nächsten Workshop ist schon gestellt.“
Selma Kirschner
Das Projekt, das durch das Landesprogramm „Jedem Kind seine Kunst“ gefördert wurde, verlief so gut, dass Wollschläger und Kirschner bereits planen, einen weiteren Workshop in den Herbstferien durchzuführen. Dieser steht allerdings unter Finanzierungsvorbehalt. „Der Antrag ist aber schon gestellt“, sagt Kirschner.
Mit dem von der Landesregierung Rheinland-Pfalz initiierten Programm „Jedem Kind seine Kunst“ wird Kulturschaffenden des Landes Rheinland-Pfalz im Rahmen einer Kooperation mit interessierten Einrichtungen wie Schulen, Kindertagesstätten, Jugendzentren, Vereinen oder anderen Institutionen die Möglichkeit geboten, Projekte aus dem Bereich der kulturellen Bildung mit Kindern und Jugendlichen zu gestalten.