Abstellplätze in Limburg
CDU und SPD entschärfen Parkplatzkonzept in Limburg
Ein Parkplatz-Schild in der Konrad-Kurzbold-Straße in Limburg. Foto: Stefan Dickmann
Stefan Dickmann

Die „Verkehrsrevolution“ in der Innenstadt mit einem komplizierten Einbahnstraßen-System zur Reduzierung des Parksuchverkehrs bleibt aus. CDU und SPD ziehen die Reißleine.

Das Thema Parkplätze bringt gerade viele Menschen in Limburg auf die Palme: Die einen suchen welche an der Straße und ärgern sich, weil sie davon immer weniger vorfinden. Die anderen beobachten das und ärgern sich, denn sie befürchten, immer mehr Kunden an parkplatzfreundlichere Geschäftsstandorte zu verlieren. Der Bürgermeister und der Erste Stadtrat wiederum ärgern sich über die, die sich deswegen ärgern, weil sie Protestplakate in ihre Schaufenster gehängt haben und damit aus Sicht der Verwaltungsspitze „den Standort schlecht reden“. Und die ehrenamtlichen Stadtverordneten ärgern sich über manches Konzept aus der Verwaltung, erstellt von Fachbüros, die mitunter sehr verkopft wirken. Bevor dieser Ärger endlos weitergeht, reagiert die Politik, man könnte auch sagen: Sie zieht beim Thema „Parken in der Innenstadt“ die Reißleine.

Das Parkraummanagement-Konzept der Stadt wird auf Wunsch der Großen Koalition von CDU und SPD deutlich entschärft: Wie der Pressesprecher der CDU-Fraktion, Dirk Fredl, auf Anfrage mitteilt, sollen die bestehenden Straßenrandparkplätze im Kern erhalten bleiben. Be- und Entladezonen sollen künftig von 21 bis 6 Uhr zum Parken für Anwohner und Besucher zur Verfügung stehen. Park-&-Ride-Parkplätze im ICE-Gebiet und auf der Dietkircher Höhe soll nicht die Stadt, sondern der Bund bezahlen, und das Herzstück des Konzepts, die „neue Schleifenerschließung der Innenstadt“ wird ersatzlos gestrichen: Dadurch sollte Parksuchverkehr deutlich reduziert und Autofahrer sollten ins nächstgelegene Parkhaus gelotst werden. Diese „Verkehrsrevolution“ bleibt aus.

Vor Wegfall von Parkplätzen den Ortsbeirat anhören

Der Erhalt der Straßenrandparkplätze soll dadurch sichergestellt werden, dass nach Fredls Angaben vor einem geplanten Wegfall der Ortsbeirat Innenstadt angehört werden muss und bei einer baulichen Veränderung solcher Straßenparkplätze mit dem Ortsbeirat sogar „Einvernehmen“ zu erzielen ist. Es sei der ausdrückliche Wunsch von CDU und SPD, betont Fredl, dass der Ortsbeirat beim Thema Parkplätze in der Innenstadt ein Mitspracherecht hat. Das heißt nichts anderes, als dass über die Köpfe des Ortsbeirats hinweg keine Entscheidungen gegen Parkplätze getroffen werden sollen.

Der „neuen Schleifenerschließung“, die die Große Koalition in der nächsten Sitzungsrunde im März endgültig kippen will, widmet das 130-seitige Konzept zum Parkraummanagement immerhin ganze elf Seiten. Es gehört zu einem Bündel der wichtigsten Maßnahmen zum Thema Parken, die aus Sicht des Magistrats umgesetzt werden sollten. Dass der Magistrat die „neue Schleifenerschließung“ sogar zurückstellen wollte, „bis klar ist, wie der Bauzeitenplan des Neubaus der Lichfield-Brücke aussieht“, macht noch mal deutlich, wie umstritten das ist. Denn der Abriss und Neubau der Lichfield-Brücke soll erst 2031 beginnen.

Großes Problem mit der „Schleifenerschließung“

Doch nicht nur CDU und SPD hatten mit der „Schleifenerschließung“ ein großes Problem, auch die FDP lief dagegen Sturm. Nach dem Konzept waren „mehrere Schleifenerschließungen“ vorgesehen, „über welche die Innenstadt zukünftig vollständig erreichbar bleibt“. Aber ein „einfaches Durchfahren der Innenstadt“ sollte mit mehreren Einbahnstraßen-Regelungen unterbunden werden.

So war zum Beispiel vorgesehen, die Grabenstraße (zwischen Konrad-Kurzbold-Straße und Diezer Straße) in der Innenstadt zu einer Einbahnstraße zu machen, und zwar so, dass es von der Diezer Straße (in Höhe der Stadtbibliothek) aus nicht mehr möglich gewesen wäre, die Grabenstraße in Richtung Dr.-Wolff-Straße (Kino) mit dem Auto entlangzufahren. Wer von der Alten Lahnbrücke mit dem Auto gekommen wäre, hätte wiederum nicht mehr links in die Grabenstraße abbiegen können, sondern wäre geradeaus über die Konrad-Kurzbold-Straße links in die Frankenstraße zur ersten Parkmöglichkeit gelotst worden und als zweite Möglichkeit über die Dr.-Wolff-Straße aus in Richtung Altstadt-Parkhaus.

Die in dem Konzept vorgesehenen neuen Park-&-Ride-Parkplätze im ICE-Gebiet und auf der Dietkircher Höhe sollen nach dem Willen von CDU und SPD zwar nicht gestrichen werden, aber die Stadt soll diese Parkflächen nicht finanzieren. Auch hier spielt der Abriss und Neubau der Lichfield-Brücke eine entscheidende Rolle: Denn vor allem in der ersten Bauphase, die zweieinhalb Jahren dauern soll, stehen auf der wichtigsten innerstädtischen Brücke statt insgesamt vier nur noch zwei Fahrstreifen zur Verfügung, jeweils einer in jede Fahrtrichtung. Das dürfte zu einem erheblichen Rückstau während der Stoßzeiten führen.

Wichtiger Baustein zur Verkehrswende

Zum Verkehrskonzept von Hessen Mobil während der Bauphase gehören deshalb Park-&-Ride-Parkplätze: Sie sollen Autofahrer animieren, nicht in diesen Stau auf der Lichfield-Brücke zu fahren, sondern ihr Auto rechtzeitig auf einem Park-&-Ride-Parkplatz abzustellen, um dann mit einem Shuttle-Bus (auf einer anderen Strecke) ohne Stau in die Innenstadt zu gelangen. Bezahlen soll diese Parkplätze jedoch aus Sicht der Großen Koalition der Bund und nicht die Stadt.

Das Parkraummanagement-Konzept gilt als wichtiger Baustein der politisch beschlossenen Verkehrswende in Limburg. Das Ziel ist es, den Kfz-Verkehr zu reduzieren, indem Radfahren und Busfahren attraktiver werden (von Sommer an fährt die Stadtlinie deutlich häufiger und bindet die einzelnen Stadtteile an) und auch Fußgänger mehr Platz im Straßenraum haben.

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