Es war ein gutes Stück Arbeit, das Sobotta, die Caritas-Geschäftsführung und die Mitarbeiter gemeinsam stemmten. „Wir haben ein Wiederanlaufkonzept erstellt, das den Vorgaben des rheinland-pfälzischen Ministeriums gerecht wird“, erklärt Sobotta. Dabei hat der Schutz vor einer möglichen Ansteckung mit dem Coronavirus oberste Priorität.
In Lahnstein gibt es zwei Werkstätten, in der Johann-Baptist-Ludwig-Straße und in der Goethestraße, in denen 57 Menschen mit einer körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigung arbeiten. In St. Goarshausen in der Dolkstraße, wo es eine Heißmangel und eine Schreinerwerkstatt gibt, sind es 70 Mitarbeiter. Auch eine Garten- und Landschaftsgruppe gibt es.
„Wir hatten schon ein wenig Bedenken, dass das Sicherheitskonzept funktionieren würde“, räumt Martin Sobotta ein. Aber er und seine Kollegen wurden sehr positiv überrascht. „Wir haben zuerst alle Mitarbeiter angerufen, mit ihnen, Eltern und Betreuern gesprochen und erklärt, wie es funktionieren könnte mit der Maskenpflicht und den Sicherheitsmaßnahmen.“ Bereits Anfang Mai wurden die Caritas-Werkstätten wieder geöffnet, zunächst aber als freiwilliges Angebot. Wer noch Bedenken hatte zu kommen, oder zu den Risikogruppen gehörte, konnte zu Hause bleiben. Die Mitarbeiter erhalten alle eine Mund-Nasen-Maske für den Weg zur Arbeit und für den Nachhauseweg. In der Werkstatt selbst und wenn der Mindestabstand eingehalten wird, können die Masken abgenommen werden. „Unsere Leute nehmen das sehr ernst, achten selbst sehr genau auf die Einhaltung der Regeln und wissen sehr gut Bescheid, was Corona ist und wie sie sich davor schützen müssen“, ist Sobotta überrascht, „wer etwas falsch macht, wird von den Kollegen gleich ermahnt.“ Das gilt natürlich auch für den „Chef“, wenn er mal kurz die Maske vergisst.
„Dafür, dass immer genügend saubere Masken vorhanden sind, sorgt zurzeit in St. Goarshausen Selina Kern, die ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert. Sie reinigt und sortiert die Stoffmasken, die wir unseren Mitarbeitern tagsüber zur Verfügung stellen.“ Das bedeutet, für den Heimweg bekommen die Werkstattbeschäftigten eine Einmalmaske mit. Zusätzlich eine verpackte Einmalmaske für den nächsten Morgen für den Hinweg in die Werkstatt. In der Werkstatt werden dann Stoffmasken zur Verfügung gestellt. Getragene und benutzte Stoffmasken werden in speziellen Sammelboxen tagsüber gesammelt und am gleichen Tag nach den Hygienevorgaben gereinigt und wieder in Umlauf gebracht.
Darüber hinaus wurden auch die Gruppen und Arbeitsteams so zusammengestellt, dass das Ansteckungsrisiko so gering wie möglich ist. Mitarbeiter, die zum Beispiel im Wohnheim Edith-Stein-Haus oder in einer Außenwohngruppe leben, arbeiten gemeinsam und von den Kollegen, die zu Hause oder bei den Eltern leben, getrennt. Auch die Wege zur Arbeit wurden den besonderen Bedingungen angepasst: Die Busse bringen die Mitarbeiter morgens zu versetzten Zeiten in die Werkstätten, die Essenszeiten wurden ebenfalls zeitlich versetzt. Inzwischen wird auch für Mitarbeiter, die einer Risikogruppe angehören, eine Notbetreuung in den Werkstätten angeboten. Ein großer logistischer Aufwand, der aber der Sicherheit aller Mitarbeiter dient.
„Die Stimmung ist gut. Wirklich gut“, sagt Sobotta, der zu Beginn ein wenig skeptisch war. Es gab viele Anrufe mit der Frage, wann es wieder losgeht in den Caritas-Werkstätten. Denn wer allein und isoliert sitzt, fällt leicht in eine Depression. „Viele unserer Mitarbeiter sind sehr froh, dass sie wieder kommen und arbeiten können, die sozialen Kontakt in der Werkstatt sind sehr wichtig.“