Auftakt der Burgspiele Braubach mit Silva Heil, Jule Menzel-King und Karl Krämer - Mit Höhepunkten gespickt
Burgspiele in Braubach: Evergreens sorgen für Gänsehautstimmung
Jule Menzel-King, Silva Heil und Karl Krämer (von links) wirbeln mit ihren Evergreens durch das historische Ambiente von Schloss Philippsburg in Braubach. Foto: Michael Stoll
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Braubach. Pünktlich zum Auftakt der Burgspiele Braubach kommt der Wetterumschwung und so können die „Evergreens for Ever“ im lauschigen Innenhof von Schloss Philippsburg an einem schönen Vorsommerabend starten.

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Es ist ein Programm, das sich Kulturfreunde wirklich nicht entgehen lassen sollten: Legendäre Hits aus mehreren Jahrzehnten, populäre Melodien, stimmgewaltig dargebracht von einem Ensemble, das auf den Punkt präsent ist. Gänsehaut-Feeling pur also.

Und gleich vom Fleck weg wirbeln die Stimmen von Silva Heil, Karl Krämer und Jule Menzel-King durch die Musikgeschichte: Mit „Let’s have a Party“ wird die Ära des Rock ’n’ Roll lebendig, „Johnny B. Goode“ heizt den rund 200 Zuschauern ein, und Karl Krämer mimt bei „Hit the Road Jack“ augenzwinkernd den großen Ray Charles. Und „What a wonderful World“ von Louis Armstrong streichelt die Seele.

Schlager, Rock und Chansons

Wir sind kurz in den 60ern, überzeugender Unisono-Gesang von Silva Heil und Jule Menzel-King in „Dream“. Und es ist Schlagerzeit mit, wie könnte es anders sein, Drafis „Marmor, Stein und Eisen bricht“, „Hello Again“ sowie „Im Wagen vor mir“, das der kürzlich verstorbene Hans Blum alias Henry Valentino & Uschi in den 70ern mit seiner Reibeisenstimme zum Evergreen machte – „Rada Rada Radadadada“ ...

Erster Höhepunkt eines Wirbelwinds mit Rockröhre: Jule Menzel-King fegt zu „Born to be wild“ über das Pflaster. Riesenapplaus. Dann zeigt sich Karl Krämer als Chansonnier: „Bob Dylans „Blowin' in the Wind“ und „Über sieben Brücken“ von Karat besitzen in seiner Interpretation enormen Tiefgang. Und schließlich singt eine überragende Silva Heil Westernhagens „Freiheit“ – selten so intensiv gehört, ganz groß. Es ist mucksmäuschenstill dabei. Die Künstler nutzen die Pause, um Luft zu schnappen. Solo, im Duett oder im Trio haben sie bisher schon alles gegeben. Und auch ihre Begleitband – Pianist Ulrich Cleves, Timo Liebschner an der Gitarre, Lutz Büchner Bass und Gitarrist Iwo Iwanow – ist auf Zack, schafft Disco, Soul und Rock ebenso wie Pop und leise Töne. Man darf sich also auf den zweiten Teil des Abends freuen, und der beginnt mit einem Disco-Meddley von Gloria Gaynor bis ABBA. Alle sind mit Spaß dabei, was spätestens bei Boney M'.s „Daddy Cool“ rüberkommt, wenn sich der vollschlanke Karl Krämer im Stil von Tänzer Bobby Farrell verrenkt.

Die tolle Akustik im Innenhof des Renaissance-Schlosses unterstützt das Duett von Jule Menzel-King und Silva Heil, die Udo Lindenbergs „Hinterm Horizont“ in einer so noch nie gehörten Version anstimmen. Tina Turners „Simply the Best“ heizt ein, für den Soul von „Everlasting Love“ gibt's viel Applaus. Und dann ein Song, der immer Evergreen bleiben wird: Brenda Lee, Willie Nelson und die Pet Shop Boys haben „Always on my Mind“ neben Tausenden anderen gesungen, in Erinnerung aber ist die Fassung von Elvis, die Karl Krämer an diesem Abend mit reichlich Schmelz und Schmalz in der Stimme voll trifft.

Traumhafte Interpretationen

Szenenwechsel, hin zur Neuen Deutschen Welle: „Kodo“, „Bruttosozialprodukt“, „Major Tom“, „99 Luftballons“, „Skandal im Sperrbezirk“ – das Publikum geht und singt munter mit, denn Jule Menzel-King treibt ihre Stimme in höchste Höhen.

Das Ensemble hat die Lieder mit viel Fingerspitzengefühl selbst zusammengestellt. Was hier erklingt, ist ein Extrakt – vermutlich hätte man noch Hunderte weitere Evergreens zum Besten geben können. Natürlich gibt's Zugaben und dankbaren Applaus. Aber auch noch Highlights wie Silva Heils traumhafte Interpretation von John Lennons „Imagine“ und Frank Sinatras „My Way“, das Karl Krämer mit seinem kompletten Resonanzkörper weit ausholend singt. Eine Top-Vorstellung, ein gelungener Abend in einem tollen Ambiente.

„Evergreens for Ever“ ist noch einmal am 15. und am 28. Juni zu erleben. Weitere Informationen auf www.burgspielebraubach.de im Internet.

Von Michael Stoll

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