Der neue Aufsichtsratsvorsitzende der Buga GmbH und frühere Lahnsteiner Oberbürgermeister kündigt neue Meilensteine an
Buga-Chef Peter Labonte im Interview: „Wann hat das Rheintal je so eine große Chance gehabt?”
Buga-Geschäftsführer Sven Stimac (links) und Aufsichtsratsvorsitzender Peter Labonte in Oberwesel am Rhein.
Andreas Jöckel/Buga GmbH. Andreas Jöckel

Peter Labonte, früherer Oberbürgermeister der Stadt Lahnstein, ist im Mai zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Buga gGmbH ernannt worden. Über seine Aufgabe und die nächsten Schritte hin zur Bundesgartenschau 2029 sprachen wir mit ihm und dem Buga-Geschäftsführer, Sven Stimac.

Buga-Geschäftsführer Sven Stimac (links) und Aufsichtsratsvorsitzender Peter Labonte in Oberwesel am Rhein.
Andreas Jöckel/Buga GmbH. Andreas Jöckel

Herr Labonte, Sie sind Anfang Mai zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Buga Oberes Mittelrheintal 2029 gGmbH ernannt worden. Was ist in den ersten drei Monaten der Amtszeit geschehen?


Der Aufsichtsratsvorsitzende wird gemäß Gesellschaftsvertrag der Buga gGmbH nicht gewählt, sondern von den Gesellschaftern entsandt. Insofern habe ich mich auch nicht beworben, sondern bin von mehreren Seiten gefragt worden, ob ich das Amt übernehmen würde. Für das mir entgegengebrachte Vertrauen bin ich in diesem Zusammenhang sehr dankbar und setze alles daran, dem gerecht zu werden, denn die Buga 2029 wird ein Katalysator für jede einzelne Kommune im Welterbe Oberes Mittelrheintal sein.

Konkret zu Ihrer Frage: In der letzten Sitzung, die noch mein Vorgänger Thomas Metz geleitet hat, wurden wichtige thematische Entscheidungen getroffen. Im Anschluss daran habe ich mich intensiv in die Materie eingearbeitet und mit Geschäftsführer Sven Stimac und seinem Team über den Sachstand sowie die anstehenden Herausforderungen gesprochen. Nach der Sommerpause bereiten wir weitere Meilensteine vor. In der Novembersitzung des Aufsichtsrats werden weitere Beschlüsse zur Gesamtkonzeption der Bundesgartenschau 2029 gefasst und die Budgets für die kommenden Jahre genehmigt.

Ihr Vorgänger Thomas Metz, ehemaliger Chef der Superbehörde Generaldirektion Kulturelles Erbe, gilt als einer der Väter und Köpfe der Buga in Koblenz und auch der Buga 2029, und als einer, der vielseitig, auch zur Landesregierung in Mainz, vernetzt war. Als er vor zwei Jahren Aufsichtsratsvorsitzender wurde, hieß es: Der General ist zurück. Insofern ist der Wechsel im Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden schon eine Zäsur. Was bringt „der Neue“ mit, um an diese Ära anknüpfen zu wollen und zu können?

Die Bundesgartenschau 2029 als gemeinsames Projekt der Bundesländer Rheinland-Pfalz und Hessen mit allen Kommunen im Welterbe Oberes Mittelrheintal ist für mich eine Herzensangelegenheit. Einbringen kann ich meine mehr als 35 Jahre Erfahrung in der Kommunalpolitik. Nach 24 Dienstjahren von 1998 bis 2022 im Amt des Oberbürgermeisters von Lahnstein bin ich Land und Region sehr verbunden und auch gut vernetzt. Ich kenne die besonderen Herausforderungen in unserem Welterbe.

Wichtig ist: Im Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden beschließen wir gemeinsam die wesentlichen inhaltlichen und finanziellen Konzepte der Buga. So wird es zum Beispiel in Kürze um die preisliche Struktur und das Ticketing gehen. Bei allen Einzelausgaben, die 150.000 Euro übersteigen, muss der Aufsichtsrat gefragt werden. Und ich übe in erster Linie eine Kontroll- und Beratungsfunktion aus. Zwar entscheidet der Aufsichtsrat über alle wesentlichen Vorgänge mit, aber dennoch würde ich meine Amtszeit bei der Buga nicht als „Ära“ bezeichnen wollen. Ich will gemäß Auftrag zum Gelingen des Projekts beitragen, aber keine bestimmende Rolle einnehmen. Das operative Geschäft bestimmt Sven Stimac.

Sehen Sie sich trotzdem als „Aushängeschild“ der Buga?

Nein, ich mische mich nicht in das operative Geschäft ein. Wenn aber mein Rat oder meine Hilfe in den Kommunen erwünscht und gefragt sind, stehe ich gern zur Verfügung. Das gilt natürlich genau so für die Ministerien, die SGD Nord und die Landräte.

Sven Stimac: Bei einer langfristig vorzubereitenden Mammutveranstaltung wie der Bundesgartenschau ist es wie auf einer Kreuzfahrt: Menschen verlassen das Schiff nach einiger Zeit, dafür kommen andere an Bord. Wir haben einen konkret definierten Auftrag, und den führen wir aus. Wechsel auf allen Ebenen sind da völlig normal – wir arbeiten zum Beispiel mit der heutigen GDKE-Leitung hervorragend zusammen. Wie Sie ja dankenswerterweise häufig berichten, sind die Dinge belastbar und nachhaltig auf dem Weg, die Instrumente, die uns zur Verfügung stehen, um unsere erklärten Ziele zu erreichen, sind geschärft.

Einbringen kann ich meine mehr als 35 Jahre Erfahrung in der Kommunalpolitik. Nach 24 Dienstjahren von 1998 bis 2022 im Amt des Oberbürgermeisters von Lahnstein bin ich Land und Region sehr verbunden.

Peter Labonte, neuer Aufsichtsratsvorsitzender der Buga

Wir haben in der RZ bereits über einige „Spielorte“ der Buga 2029 berichtet, weitere werden folgen. Unser Eindruck bisher: Die beteiligten Städte sind sich der Chance einer Buga bewusst und arbeiten mehr oder weniger intensiv am Projekt mit. Haben Sie bereits Kontakt zu den Machern vor Ort aufgenommen?

Labonte: Um mir ein umfassendes Bild vom Geschehen machen zu können, werde ich gemeinsam mit der Buga-Geschäftsführung auch den Austausch mit Beteiligten vor Ort pflegen.

Schwerpunkt der Buga ist laut Definition eine „Welterbe-verträgliche Tourismuswirtschaft, in der neue Arbeitsplätze entstehen und Natur und Kultur erhalten bleiben können“. Wird Peter Labonte diesbezüglich eigene Duftmarken setzen?

Das hatte ich bereits angedeutet: Wir pflegen eine strikte Trennung zwischen den operativen Aufgaben, die beim Buga-Geschäftsführer und seinem Team liegen, und den Kontrollaufgaben des Aufsichtsrats. Gerne stehe ich mit Rat und Tat zur Seite. Nach meinem Verständnis ist es aber wichtig, dass sich die Kontrollinstanz aus dem operativen Geschäft heraushält. Dennoch stehe ich natürlich voll hinter den genannten Zielen, halte diese für immens wichtig für die Welterbe-Region. Deshalb werde ich diese im Rahmen meiner Tätigkeit unterstützen.

Der Aufsichtsrat ist Kontrollinstanz für die Entwicklung des Gesamtprojekts, gibt zusammen mit dem Geschäftsführer die Struktur der Buga vor, begleitet das Projekt konstruktiv und nachhaltig und kontrolliert die Kosten. Gibt es einen Apparat, der den Aufsichtsratsvorsitzenden unterstützt?

Um diese Formulierung aufzugreifen: Mein Apparat ist der Aufsichtsrat. Dieser hat neben dem Vorsitzenden zwölf weitere Mitglieder. Das heißt, es sind Mitglieder aus allen fünf Landkreisen und der Koblenzer Oberbürgermeister sowie Beauftragte der Länder Rheinland-Pfalz und Hessen vertreten. Hinzu kommen vier Fachleute der gärtnerischen Zünfte. Das Buga-Team erstattet uns Bericht zu allen wichtigen Entwicklungen des Projekts und deren Finanzierung. Die Unterlagen zu den Beschlüssen erhalten die Aufsichtsratsmitglieder zwei Wochen vor der Sitzung, die zweimal im Jahr stattfindet.

Der Aufsichtsratsvorsitzende ist kein König, er kontrolliert und berät.

Peter Labonte über sein Rollenverständnis

Die Bundesgartenschau Oberes Mittelrheintal 2029 gGmbH wurde im Juli 2019 gegründet. Gesellschafter sind der Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal mit zwei Dritteln und die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mit einem Drittel Anteil. GmbH-Mehrheitseigener ist also der Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal, Hauptgeldgeber das Land, der Geschäftsführer und sein Team verantworten das operative Geschäft. Klingt danach, als sei der Aufsichtsratsvorsitzende ein König ohne Land und Untertanen?

Der Aufsichtsratsvorsitzende ist kein König, er kontrolliert und berät. Ich sehe mich als Partner der Gesellschafter und der Geschäftsführung.

Sind Sie schon mit dem Vorwurf konfrontiert worden, dass unter dem neuen Aufsichtsratsvorsitzenden nun noch mehr Gelder nach Lahnstein kanalisiert würden?

Labonte: Nein, aber da muss auch niemand Angst vor haben. Es wäre ja zum einen grundfalsch, weil wir das gesamte Tal im Blick behalten müssen, zum anderen entspricht das in keiner Weise meinem Verständnis für das Amt.

Stimac: Ich darf außerdem dazu sagen, dass die Entscheidung für Lahnstein als Spielort der Buga und auch die grundsätzlichen Investitionen der Buga gGmbH dort noch zu Zeiten des Aufsichtsratsvorsitzenden Thomas Metz eingesteuert und geregelt wurden. Da ist Peter Labonte komplett außen vor.

Die Trennung zwischen der Tätigkeit des Aufsichtsrates und dem operativen Geschäft, also der Vorbereitung und Durchführung der Bundesgartenschau, haben wir geklärt. Trotzdem die Frage: Hat Peter Labonte in Bezug auf die Buga 2029 einen Herzenswunsch?

Ja, da sind aber tatsächlich alle gefragt, auch die Kommunen, das Land und natürlich wir als Buga-Gesellschaft: Wir müssen es schaffen, die Bürger, die Eigentümer und Unternehmen mitzunehmen, für die Sache zu begeistern, Investitionen anzustoßen. Alle müssen mitmachen, damit die Buga ein nachhaltiger Erfolg wird.

In Ihrer eigenen Partei wird vereinzelt gemunkelt, Sie hätten sich als CDU-Mann vor den „roten“ Karren Buga spannen lassen. Haben Sie vor der Amtsübernahme über solche Dinge nachgedacht?

Die Bundesgartenschau 2029 war von Anfang an ein überparteiliches Entwicklungsprojekt. Rheinauf, rheinab haben sich die entscheidenden Gremien parteiübergreifend dafür ausgesprochen. Dass ich gebeten wurde, den Aufsichtsratsvorsitz zu übernehmen, ist meiner Ansicht nach ein weiteres Zeichen dafür, dass die Buga 2029 nicht Sache einer Partei ist, sondern dem Fortschritt des ganzen Tals dient. Dass Peter Labonte der CDU angehört, weiß ja jeder. Die Buga hat aber mit Parteipolitik nichts zu tun. Wo und wann hat das Rheintal je so eine große Chance gehabt? Grundsätzlich sehe ich meine Aufgabe auch darin, zum Erfolg des Projekts beizutragen, von dem ich überzeugt bin.

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