Drei Orte mit großen Flächen
Ausgewählt wurden drei Orte, weil dort, in Lahnstein, Bacharach und Rüdesheim/Bingen, große Flächen zur Verfügung stehen. Bei Burg Rheinfels und Loreleyplateau sind die Freiflächen eher begrenzt, deshalb wird auch „die Reise über den Rhein“ zum Konzept für St. Goar und St. Goarshausen werden, erläuterte Sven Stimac, Geschäftsführer der Buga GmbH den beiden Ratsgremien.
Das „Buga-Haus“, so das Synonym für die gesamte Buga am Mittelrhein, baut auf dem auf, was im Tal schon vorhanden ist, und baut es aus. Dazu werden Wettbewerbe ausgeschrieben, um die Flächen und Gebiete zu entwickeln und zu gestalten. Europaweit können Planungsbüros ihre Bewerbungen und Entwürfe anonym einreichen. Für Bacharach in dies bereits erfolgt und abgeschlossen, die nächsten Ausschreibungen sind in Arbeit.
Für den Bereich der Städte St. Goar und St. Goarshausen, der unter dem Motto „Brücken zur Zukunft“ steht, erläuterte Buga-Planer Rick Vogel die Pläne. Hier werde kein Wettbewerb ausgeschrieben, weil hier die Flächen bereits touristisch und städtebaulich entwickelt sind. „Hier wollen wir eine interdisziplinäre Planerwerkstatt bestehend aus drei bis vier Teams einladen, die uns Ideen liefern, wie die beiden Städte sich weiterentwickeln können.“
Zwei engagierte Bürgermeister und ein Plan, der besser gar nicht sein könnte: Holen wir doch die St. Goarer und St. Goarshausener an einen Tisch. Warum immer nur hinüber und herüber schauen, anstatt gemeinsam zu agieren.Kommentar zur Rhein übergreifenden Stadtratssitzung: „Schwestern“ kommen nurgemeinsam voran
Wichtig über die Buga hinaus
Für die Zeit der Buga und ihre geschätzten 8000 bis 10.000 Besucher pro Tag, aber auch darüber hinaus für die Zukunft. Die Teams aus verschiedenen Fachleuten, die im Rahmen von Workshops einige Tage in den beiden Städten zu Gast sein werden, sollen dabei ausdrücklich auch von der Bevölkerung unterstützt werden. „Sie sollen Input von den Bewohnern der beiden Städte erhalten, die wir von Anfang an einbinden wollen in die Ideenfindung“, so Vogel. „Für die Kommunen eine Chance, sich Ideen liefern zu lassen.“ Dabei könnte es zum Beispiel um eine attraktivere Gestaltung der Altstädte, des Stadtbildes und vieles mehr gehen. Anfang bis Mitte des nächsten Jahres sollen die Workshops angeboten werden.
Deutliche Skepsis
Es schloss sich eine Fragerunde an, in der einige Skepsis deutlich wurde. „Welchen Grund sollten Buga-Besucher haben, im Tal zu bleiben, wenn sie mit Bussen hinauf zur Loreley oder zur Rheinfels gefahren werden?“, wollte ein Ratsmitglied wissen. Für Tagesbesucher gehe es darum, einen ganzen Tag zu gestalten. Dazu gehöre natürlich auch der Besuch in St. Goar und St. Goarshausen, erläuterte Sven Stimac. Für die Vielzahl an Besuchern dürften die beiden Städte auch gastronomische Orte sein, Orte, an denen man isst, sich ausruht, übernachtet.
„Es geht dabei natürlich um eine langfristige Aufwertung der beiden Städte, von der sie auch nach der Buga partizipieren“, sagte er. „Die Besucher sollen hier im Tal etwas geboten bekommen, wenn sie von Besuchen auf der Burg oder der Loreley zurückkommen“, ergänzte Falko Hönisch, Bürgermeister von St. Goar.
Wichtig war einigen Ratsmitglieder, dass auch die Loreley-Freilichtbühne in das Buga-Konzept eingebunden werden kann, dass dort Konzerte und Veranstaltungen stattfinden können, denn der Pachtvertrag mit dem Bühnenpächter läuft bis 2030 und damit über das Buga-Jahr hinaus. Stimac erklärte, dass entsprechende Gespräche mit dem der Loreley Venue Management bereits erfolgt seien und Veranstaltungen möglich sein werden.
Projekte auf dem Rhein
Auch die Frage nach schwimmenden Ausstellungen oder Pontons auf dem Rhein, wie sie ganz zu Beginn der Planungen im Gespräch waren, interessierte die Ratsmitglieder. Dazu erteilte der Buga-Chef allerdings erst einmal eine Absage, denn in der Machbarkeitsstudie zur Buga im Mittelrheintal habe diese Idee sich aus verschiedensten Gründen, wie Wasserstand oder Planbarkeit der Anlegestationen, als nicht machbar erwiesen. „Die Grundidee, dass etwas auf dem Rhein selbst stattfindet, nehmen wir jedoch mit.“
Mehr Gemeinsamkeiten als gedacht
Zu Beginn der gemeinsamen Sitzung der Stadträte St. Goar und St. Goarshausen blickte Bürgermeister Falko Hönisch (St. Goar) in die Historie zurück. Denn der Wunsch nach Zusammenarbeit und Gemeinsamkeit hat Tradition: Beide Städte hatten sich im Jahr 1969 für eine Zusammenlegung ausgesprochen, so ist es in der 1997 erschienenen Festschrift „25 Jahre Verbandsgemeinde St. Goar-Oberwesel“ nachzulesen.
Beschlossen wurde dies am 10. September 1970 mit 18 Jastimmen, einer Gegenstimme und einer Enthaltung. Auch in einer Bürgerbefragung am 17. Januar 1971 stimmten 81 Prozent der Stadt St. Goar für eine „Städtehochzeit“. Aber dies war nach einer anfänglich gesehenen Möglichkeit durch die Regierung des Landes Rheinland-Pfalz dann im Laufe von Veränderungen im 12. Landesgesetz zur Verwaltungsvereinfachung nicht mehr möglich. Als Grund wurde das Fehlen einer Brücke genannt. Das Thema war vom Tisch. „Dies soll uns aber nicht an der Zusammenarbeit hindern“, sagte Hönisch.
Tatsächlich sind gemeinsame Stadtratssitzungen nicht ganz neu. 1996 Jahren gab es Bestrebungen, die beiden Tourismusbüros zusammenzulegen. Beraten wurde darüber in einer gemeinsamen Sitzung. Zu einer Fusion kam es aber letztlich nicht, lediglich zu einem gemeinsamen Werbeprospekt für beide Städte. Auch das Thema Rhein in Flammen wurde in den 2000er-Jahren bereits einmal gemeinsam beraten. Vielfach kam es in der Vergangenheit aber auch lediglich zu Absichtsbekundungen statt zu tatsächlichen gemeinsamen Sitzungen. kr