Meinung zur Amtsniederlegung
Bürgermeisterin legt Amt nieder: Ein Rückzug zur Unzeit
Mira Zwick
Kevin Rühle

Die Stadtbürgermeisterin von St. Goarshausen legte vergangene Woche überraschend ihr Amt nieder und hinterlässt eine Schockstarre. Das kommentiert unsere Redakteurin Mira Zwick.

Anna Maria Ledwinka wollte Bürgermeisterin von St. Goarshausen werden – das hatte sie im Frühjahr vergangenen Jahres unmissverständlich klargemacht. Jetzt, keine zehn Monate nach der konstituierenden Sitzung, wirft sie das Handtuch. Zurück bleibt ein Scherbenhaufen – und ein massiver Imageschaden für die Stadt.

Dabei hatte sie sich viel vorgenommen: Bürgernähe, Transparenz, Fairness. Insbesondere Rhein in Flammen wiederzubeleben, war ihr ein wichtiges Anliegen. Doch mitten in den Vorbereitungen zu diesem Event und in der Hochphase einiger anderer wichtiger Projekte, die die Stadt vor der Brust hat, schmeißt sie hin und hinterlässt eine Stadt in Schockstarre, wie es am Rande der Ratssitzung zu hören war.

Als Grund nennt Ledwinka nebulös „interne Gründe“. Doch was genau sie zu diesem Schritt bewogen hat, bleibt im Dunkeln. Transparenz sieht anders aus. Dabei war sie keine politische Anfängerin: Seit 2009 im Stadtrat, zeitweise Erste Beigeordnete, führte sie die Liste Pro GOH an, die mehrheitlich in den Rat einzog. Sie wusste also, worauf sie sich einlässt.

Dass ein Bürgermeisteramt kein Selbstläufer ist, sollte klar gewesen sein. Dass es Konflikte gibt, Kritik, Gegenwind – ebenfalls. Doch Politik ist kein Wunschkonzert. Wer sich der Verantwortung stellt, darf sich nicht aus der Verantwortung stehlen, wenn es unbequem wird. Ihr Rückzug hinterlässt mehr Fragen als Antworten – und das vier Jahre vor einer Buga, bei der die Loreleystadt eine zentrale Rolle spielen soll.

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