Es steht fest: Uwe Bruchhäuser und Marion Krätz gehen am 30. September in die Stichwahl.
57 Menschen sind in den zwei Wochen seit Wahlgang eins verstorben oder weggezogen – entsprechend sind am Sonntag auch „nur“ noch 22.083 Menschen berechtigt, ihr Kreuzchen zu machen. Die Stichwahl war nötig geworden, weil keiner der ursprünglich fünf Kandidaten im ersten Wahlgang die erforderliche absolute Mehrheit der Stimmen erreicht hatte. Obwohl beide Alt-VGs bisher „schwarz“ regiert wurden – sowohl Udo Rau als auch Josef Oster haben das CDU-Parteibuch – befindet sich morgen der Sozialdemokrat Bruchhäuser in der Poleposition: Er holte im ersten Durchgang satte 35 Prozent der Stimmen, auf CDU-Kandidatin Krätz entfielen 24,8 Prozent.
Doch was machen die Wähler der gescheiterten drei Kandidaten? Zum Beispiel die von Claus Eschenauer, dem FWG-Kandidaten, der mit knapp über 20 Prozent einen echten Achtungserfolg gelandet hatte? Der 32-jährige Arzbacher suchte zwar zuletzt auffällig oft die Nähe zu Uwe Bruchhäuser, hält sich gegenüber unsere Zeitung aber mit einer persönlichen Wahlempfehlung zurück – sicherlich auch, weil sich die FWG dies offiziell ins Stammbuch geschrieben hat. „Wir werden keinen der beiden Kandidaten empfehlen“, unterstreicht FWG-Sprecher Bernd Hewel.
Der parteilose Berny Abt, auf den 12,1 Prozent der Stimmen gefallen waren, gibt sich da wie gewohnt weniger zurückhaltend – er kritisiert diverse Wahlversprechen Bruchhäusers: „Mich wundert es schon, dass die SPD und ihr Kandidat die Aufgabenbereiche eines VG-Bürgermeisters nicht kennen oder werbewirksam nicht kennen wollen“, sagt der Bad Emser Stadtbürgermeister, der einst mit Unterstützung der SPD ins Amt gewählt worden war. Abt empfiehlt seinen Wählern zwar nicht explizit, Marion Krätz zu wählen, sagt aber auch, dass man einer Frau ja mal eine Chance geben könne. „Man sollte nicht altbacken jemanden wählen, nur weil man den kennt.“ Als Unternehmer würde Abt „nie im Leben jemanden aus dem eigenen Haus nehmen“ – und nennt den „Blick von Außen“ als großen Vorteil Krätz. Viel deutlicher kann man seine Präferenz nicht zeigen.
Josef Winkler, ehemaliger Bundestagsabgeordneter der Grünen, erhielt bei der Wahl vor zwei Wochen die geringste Stimmenzahl. Der 44-Jährige kam auf 8,1 Prozent – und ergreift nun eindeutig Partei für die Sozialdemokraten: „Ich werde am Sonntag Uwe Bruchhäuser wählen und wünsche ihm ein gutes Ergebnis“, sagt Winkler, der dem neuen VG-Rat genau wie Eschenauer angehören wird.
Eine Prognose, wer gewinnen wird, gibt Wahlleiter Rainer Lindner logischerweise nicht ab. Aber einen Wunsch haben der „Beauftragte“ der VG Bad Ems und Udo Rau, scheidender Nassauer VG-Bürgermeister, dennoch: Sie wünschen sich eine hohe Wahlbeteiligung. „Dies wäre ein wichtiges Zeichen für die Demokratie“, sagt Lindner. Doch Zweifel bleiben: Es ist fraglich, ob die ohnehin schon geringe Wahlbeteiligung von 45 Prozent bei einer Stichwahl noch einmal erreicht werden kann. Zum einen haben die Herbstferien begonnen, zum anderen dürfte sich der ein oder andere, dessen Favorit bereits ausgeschieden ist, fragen, warum er denn überhaupt noch zur Urne gehen sollte. Was den Rücklauf an Briefwahlunterlagen angeht, deutete sich bis zum Freitag schon mal eine geringere Wahlbeteiligung an: Waren zum selben Zeitpunkt vor dem ersten Wahlgang schon rund 80 Prozent der 4628 ausgegebenen Unterlagen zurück, sind es diesmal weniger als 70 Prozent.
Weil nur noch zwei Kandidaten im Rennen sind, verzichtet die Verwaltung übrigens auf die drei Briefwahlbezirke in den Städten Ems und Nassau, wie Rainer Lindner erklärt. „Beides wird in den normalen Wahllokalen ausgezählt.“