Hospiz besucht Klassenzimmer
Braubacher Schulkinder an das Thema Tod herangeführt
Das Team der Projektwoche „Hospiz macht Schule“ (von links): Jürgen Ackermann, Nina Leurer, Maike Püschel, Gabi Maas, Gerhard Luhofer, Jennifer Ingmann, Margitta Kropshofer, Barbara Knußmann
Christine Vary

In der Grundschule Braubach wurde in der Projektwoche nicht nur gebastelt und gemalt – sondern über Themen gesprochen, die sonst oft im Verborgenen bleiben: Tod, Sterben, Trauer und Trost.

Am Anfang gab es skeptische Stimmen. Einige Eltern meinten, ihr Kind sei noch zu jung für das Thema Sterben und Tod. Aber dann machten doch alle Schüler der Klassen 4a und 4b mit bei der Projektwoche „Hospiz macht Schule“. Erstmals im Rhein-Lahn-Kreis wurde sie in der Marksburgschule in Braubach von den Ambulanten Hospizdiensten Rhein-Lahn veranstaltet. Am Ende lautete die Beurteilung unisono: Es war eine wertvolle Woche, und den Kindern hat sie Spaß gemacht.

Es herrschen ein lebhaftes Gewusel und Lautstärke im oberen Foyer der Marksburgschule. An den Wänden hängen viele bunte Bilder und Collagen. Die Kinder zeigen ihren Eltern, was sie gemalt, gebastelt und gepflanzt haben. Dort begann auch jeder Tag der Projektwoche mit dem Lied „Der Himmel geht über allen auf“, mit dem als Ritual auch jeder Tag beendet wurde.

Themen wurden kindgerecht vermittelt, Kinder professionell betreut

Die Schulelternsprecher Nicole Baer und Jörg Weyerhäuser sind angetan von der Woche. „Es war sehr schön, wichtig und wertvoll, aber emotional auch anstrengend“, sagt sie. Trotzdem sei ihr Sohn jeden Tag fröhlich nach Hause gekommen. Jörg Weyerhäuser lobt, dass die Kinder in der Projektwoche professionell betreut und die Themen kindgerecht vermittelt wurden.

„Es war total schön, mit den Mädchen und Jungen zu arbeiten. Sie haben toll mitgemacht, waren sehr offen und sehr diszipliniert“, berichtet Jenny Ingmann von den Ambulanten Hospizdiensten Rhein-Lahn. Mit ihr im Team waren Nicole Schurig, Gabi Maas, Lysann Schurig, Sandra Eifler, Jürgen Ackermann und Gerd Luhofer. Zusätzlich unterstützt wurden sie von Barbara Knußmann und Margitta Kropshofer vom Hospizverein Ingelheim. Vor allem dem Engagement von Nicole Schurig war es zu verdanken, dass die Projektwoche zustande kam.

Jeden Tag wurde kreativ gearbeitet

Auch die Kinder sind – egal wen man fragt – voll des Lobes. „Es war sehr gut, strahlt Felix. „Es hat Spaß gemacht“, findet Samuel. „Ich fand die Woche total gut. Ich will noch einmal eine Woche haben“, schrieb ein anderer auf die Papierblüte am letzten Tag. Nicht minder freut die Veranstalter die Aussage: „Ich habe gelernt, dass man auch weinen und Gefühle haben darf, wenn man traurig ist.“

Jeden Tag wurde kreativ gearbeitet. Der erste Tag stand unter dem Motto „Werden und Vergehen“. Hier gaben der Kreislauf der Jahreszeiten oder die Wandlung der Raupe zum Schmetterling einen Anhalt. Als Zeichen der Verbundenheit wurde zunächst aus vielen Bändern ein großer Kreis geknüpft. Es wurden Collagen mit Baby- und Erwachsenenfotos gemacht, helle und dunkle Wolken mit guten und schlechten Dingen beschriftet. „Krankheit und Leid“ hieß es am zweiten Tag. Die Kinder stellten zusammen, was Kranken guttun kann, unterstützt von Rettungssanitäter und Medizinstudent Niklas Klimaschka. Zusammen wurde der Teddybär verbunden.

Am dritten Tag flossen auch viele Tränen

Am dritten Tag standen „Sterben und Tod“ auf dem Stundenplan. Dieser Tag war der heftigste. Da flossen auch viele Tränen. Vom Beerdigungsinstitut Heil in Nastätten kamen Geschäftsführer Jan Lentzen und Bestatter Marius Sturm. Sie brachten unter anderem den Teil eines Sarges und eine Urne mit. Der Donnerstag stand unter der Überschrift „Vom Traurigsein“. Mit den Fingern wurden Bilder gemalt, außerdem wurde ein Film angesehen. Die Kinder bemalten Tontöpfe und pflanzten Ahornsetzlinge als Symbol dafür, dass Trauernde einen Halt brauchen. „Da war der Knoten geplatzt“, berichtet Jennifer Ingmann. Um „Trost und Trösten“ ging es am letzten Tag. Das Bild des Tages: Eine Muschel aus der, durch ein Sandkorn verletzt, am Ende in Form einer Perle etwas Gutes entsteht. Die Kinder schrieben ihr Fazit der Woche auf Papierblumen und probten die Präsentation. Auch für das Team der Ambulanten Hospizdienste Rhein-Lahn war die Projektwoche ein Erfolgserlebnis. Die Kinder hätten Ängste verloren und viele Sachen gelernt. Die Kinder dankten ihren Teamleitern mit Blumensträußen und mit beschrifteten Papierherzen. Die Klassenleiterinnen Maike Püschel und Nina Leurer bedankten sich beim Team, Schulleiterin Sarah Thunert dankte wiederum den Lehrerinnen für ihre Offenheit.

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