Das Männerensemble Amarcord trat dort mit dem Männerensemble Unerhört auf. Zwei allseits bekannte Persönlichkeiten der hiesigen Chormusikszene haben es auf den Weg gebracht: Willi Becker und Jürgen Salzig.
Viele Besucher waren der Einladung gefolgt, die Kirche war voll besetzt. Und das Programm dieses Abends war bemerkenswert: Vokalmusik der Spätrenaissance und des Frühbarocks mischte sich mit Kompositionen des 20. und 21. Jahrhunderts, Frommes und Anbetendes mit Filmmusik und fröhlichen und heiteren Klängen. Kontrast und Abwechslung a cappella, eine Mischung, die gefiel.
Die fünf Herren von Amarcord – zwei Tenöre, ein Bariton und ein Bass – begannen mit geistlicher Musik, einer Komposition des jüdischen Musikers Salome Rossi (um 1570 bis um 1630). Kann sein, dass diese vor 400 Jahren entstandene Komposition auf den Psalm 121 in einer venezianischen Synagoge gesungen worden ist. Es folgte „O Lord in Thee Is All My Trust“ von Thomas Tallis (1504 bis 1585) eine ruhig fließende Melodie im Sechsvierteltakt. Gewiss, es handelte sich dabei um Gebet, Verehrung und die Bitte um Vergebung der Sünden, doch es schien auch in dieser Komposition die Bewegung und das Tänzerische der Musik dieser Epoche aufzuscheinen.
Im nächsten Stück schienen Töne vom Himmel zu kommen bei William Byrds „Ne irascaris/Civitas sancti tui“. Der Gesang mit der Bitte um Vergebung faszinierte die Zuhörer, die gebannt lauschten: der Komposition einerseits und der Interpretation und der stimmlichen Kunst der Sänger andererseits mit deren unverwechselbarem Klang, Genauigkeit der Intonation, dem Gedanken der Komposition und Sinnhaftigkeit der Interpretation.Doch auch das Männerensemble Unerhört musizierte durchweg ausgezeichnet. Das bewiesen die Herren gleich bei ihrem ersten Beitrag „Wandrers Nachtlied“ nach dem Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe. Doch diese Musik zu „Wandrers Nachtlied“ stammte nicht etwa von Franz Schubert (Op. 96,3), sondern von John Ottman (geboren 1964). Das erläuterte Wolfgang Kemp von Unerhört in einer Einführungsrede so: Der amerikanische Filmkomponist hat den Text im Nachspann zum Film „Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat“ verwendet. Bei einigen Auftritten wurden sie von Elisabeth Derer am Piano unterstützt. Die eindringliche Musik und der Text berührten die Zuhörer sehr, was ihnen auch anzusehen war, und sie äußerten ihre Zustimmung durch sehr starken Beifall.
Es folgte noch anderes sehr Hörenswertes, das heiter und witzig war, wie „Dein Anblick“ der Gruppe Schandmaul. Und auch das wunderbare Lied „Nella Fantasia“ von Ennio Morricone, das eine helle und gerechte Welt besingt. Dann Volkslieder, witzig interpretiert. Und zum Schluss wieder gemeinsam „Im Abendrot“ von Franz Schubert (1797 bis 1828) – wunderbar auch dieses Lied.
Das Publikum feierte die beiden Ensembles frenetisch mit minutenlangem Applaus. Ein Ehepaar, Touristen, die am Rhein Urlaub machen, sprach für viele, als es äußerte: „Das war heute Abend tatsächlich unerhört. So etwas haben wir noch nicht erlebt, und es zeigt uns wieder, wie gute Musik das Leben verschönt.“