„Die erste Prognose liegt bei 4 Millionen Euro“, berichtet Robin Balser, bei der VG Nastätten für das Bauprojekt zuständig, im Gespräch mit unserer Zeitung. Ein Betrag, der nicht nur Bogel, sondern auch Ruppertshofen, Endlichhofen und Kasdorf stöhnen lässt. Denn die vier Gemeinden teilen sich unter Trägerschaft des Kindergartenzweckverbands die Kita, die aktuell 56 Kinder besuchen. „Ich kenne die Kita gut, bin momentan mehrmals die Woche vor Ort und ich kann sagen: Der Neubau ist wirklich notwendig“, erzählt Heike Ullrich, Bürgermeisterin von Ruppertshofen und seit Kurzem auch Vorsitzende des Zweckverbands.
Die ehemalige Volksschule wurde in den vergangenen Jahren um- und ausgebaut, wo es nur ging, auch ein weiterer Umbau sei diskutiert worden. Doch mit dem neuen Kitagesetz und gerade der Anforderung, dass allen Kindern ein Mittagsessen gestellt werden muss, komme man um einen Neubau nicht herum. Zumal die Bedarfsprognose zeige, dass die aktuelle Betriebserlaubnis für 60 Kinder in den kommenden Jahren mitnichten ausreichen wird, zeigt Balser auf. „Durch die Berücksichtigung der Neubaugebiete in den Gemeinden erwarten wir im Kitajahr 2027/2028 bereits 86 Kinder – Stand jetzt. Wir rechnen aber mit noch mehr, da sich in den Dörfern selbst auch die Struktur verändert und Familien zuziehen“, so Balser.
Wir bauen eine Kita, wo wir uns nicht dem bestehenden Gebäude anpassen müssen, sondern das Gebäude uns anpassen können.
Projektverantwortlicher Robin Balser
Deshalb plane man jetzt hinter der Bogeler Mehrzweckhalle auf der grünen Wiese eine Kita mit 100 Plätzen. Auf dem 7500 Quadratmeter großen Gelände soll ein 1000 bis 12.000 Quadratmeter umfassendes Gebäude entstehen mit modernen Funktionsräumen und einer ausreichend großen Küche und Mensa. Außerdem ist ein bis zu 1100 Quadratmeter großes Außengelände geplant, das den Kleinen ausreichend Platz zum Spielen und Toben bietet. „Wir bauen eine Kita, wo wir uns nicht dem bestehenden Gebäude anpassen müssen, sondern das Gebäude uns anpassen können. Alles gemäß modernsten Standards und gesetzlichen Vorgaben“, erklärt Projektverantwortlicher Balser.
Was so euphorisch klingt, sei den Gemeinderäten weiß Gott nicht leicht gefallen, weiß Heike Ullrich. Denn trotz einer 40-prozentigen Kreisförderung in Höhe von 1,6 Millionen Euro und weiteren 200.000 Euro vom Land muss der Zweckverband 2,2 Millionen Euro selbst aufbringen – also die Gemeinden. Bogel trägt dabei 1,18 Millionen Euro, Ruppertshofen 480.000 Euro, Endlichhofen 200.000 Euro und Kasdorf 340.000 Euro. Eine Summe, die zum Beispiel Danny Richter, Ortsbürgermeister von Kasdorf, nicht auf der hohen Kante liegen hat. „Begeistert war hier keiner, als wir im Gemeinderat darüber sprachen“, erzählt Richter unserer Zeitung, „aber es muss sein.“
Kommune übt Kritik an Gesetzgeber
Ein bisschen was sei wohl noch da, man habe auch noch Einnahmen aus der Grundsteuer und dem zum Glück gesunden Mischwald, außerdem plant Kasdorf ein Windrad, aus dem ebenfalls Einnahmen in die Ortskasse fließen sollen. „Doch das wird nicht reichen, wir müssen Kredite aufnehmen“, so Richter. Er sieht die kommunalen Haushalte überfordert mit solchen Projekten und äußert deutliche Kritik am Gesetzgeber: „Wenn das Land solche Gesetze wie das Kitagesetz rausbringt, muss man einen Plan haben, wie die kleinen Gemeinden, die kein großes Gewerbe und hohe Einnahmen haben, das stemmen sollen.“
Zumal es nicht bei den Kosten für den Kitaneubau bleibt. Bis der fertig und bezugsbereit ist, müssen Container her. Für rund 250.000 Euro plus 50.000 Euro für die Erschließung sollen in direkter Nähe des Spielplatzes 14 Container aufgestellt werden und Platz für 40 Kinder bieten. „Sobald die Container stehen, ziehen zwei Gruppen rein. Die Kleinen, die zum Beispiel noch gewickelt werden müssen, bleiben im Haupthaus in der Rheinstraße“, so Ullrich. In den Containern befinden sich nicht nur die Betreuungs- und Personalräume, sondern auch Sanitäranlagen und eine kleine Küche, sodass ein vollständiger Kitabetrieb gewährleistet ist. Aktuell habe man für die Containerlösung eine Leitungsstelle und zwei Fachkraftstellen ausgeschrieben.
Umzug für 2027 geplant
Ein eigenes Bauprojekt sei das Aufstellen der Container mit allen Planungs- und Genehmigungsschritten, die dazugehören, weiß Balser zu berichten. Schließlich spreche man von drei bis vier Jahren Nutzung. „Nachdem der Beschluss von Zweckverband und Gemeinderäten für den Neubau Ende 2023 ergangen ist, haben wir jetzt nach erfolgreicher Architektenausschreibung den Planungsauftrag für den Neubau an das Büro Meffert aus Altendiez vergeben, die Genehmigungsplanung wird hoffentlich 2025 durch sein und wir können im Frühjahr 2026 mit dem Bau starten“, gibt Balser eine Zeitachse vor. Der Umzug ist für Ende 2027 avisiert, „dann erfüllen wir auch die gesetzliche Vorgabe, die eine Frist bis 2028 lässt.“