Das Steinerne Haus wurde zu einer Zeit abgerissen, als der Denkmalschutz noch in den Kinderschuhen steckte
Blick in die Baugeschichte: Schmuckstück in Bad Ems wurde dem Boden gleichgemacht
img_7960 - 1
Das Steinerne Haus in einer Darstellung aus dem Buch von Dieter Weithoener „Bad Ems – Stadt mit Gesicht“. Daneben das ursprüngliche Hotel zum Löwen.
Galonska Andreas

Bad Ems. Zwischen dem Darmstädter Hof und dem Kurhaus klafft in Bad Ems eine Lücke an der Lahnstraße, die als solche nicht mehr wahrgenommen wird, da die breite Einmündung der Grabenstraße längst zur Gewohnheit geworden ist. Einst stand dort das Steinerne Haus, das vor 55 Jahren abgerissen wurde.

In Dieter Weithoeners Buch „Bad Ems – Stadt mit Gesicht“ aus dem Jahr 1987 wird die Baugeschichte zahlreicher Emser Bauten erläutert. Hinzu kommt die Erinnerung an damals bereits verschwundene Bauwerke von großer Bedeutung.

Das Steinerne Haus wurde 1696 errichtet und galt als eines der schönsten Gebäude im Emser Badebezirk. Gestaltet wurde es im Stil eines barocken Bürgerhauses. Es grenzte an das Hotel zum Löwen, das ebenfalls nicht mehr existiert. Bauherr war laut Dieter Weithoeners Untersuchungen der hessische Vogt Johann Nicolaus Hermann.

Quelle sprudelte unter dem Gebäude

Eine unter dem Steinernen Haus sprudelnde Mineralwasserquelle wurde für die Befüllung von Bädern verwendet, was das Interesse des Landesherrn weckte. „1749 kaufte Landgraf Ludwig von Hessen das Steinerne Haus von den Erben des Vogts Hermann und vergrößerte diesen Besitz gleichzeitig durch Zukauf des im Nordosten angrenzenden Grundstücks, der ehemals Ahlerischen Hofraithe“, berichtete Dieter Weithoener.

Über die Jahre wechselten mehrfach die Besitzer des Steinernen Hauses. 1836 kaufte die Herzoglich-Nassauische Domänendirektion das Gebäude für 54.000 Gulden. Das Gebäude entwickelte sich zu einem der angesehensten Gästehäuser in Bad Ems. 1866 wurde es von Preußen verwaltet, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm das Land Rheinland-Pfalz 1951 das Haus.

Das war allerdings nicht von langer Dauer, denn schon 1960 verkaufte das Land das Steinerne Hais an die Hoteliersfamilie Linkenbach, die schon das benachbarte Hotel zum Löwen geführt hatte. In den 1960er-Jahren wurde das Steinerne Haus genau wie sein Nachbargebäude als Hotel zum Löwen geführt.

Einmündung sollte breiter werden

Stadt Bad Ems und die Straßenbauverwaltung verfolgten in den 60er-Jahren Pläne für eine verbreiterte Gestaltung der Einmündung der Grabenstraße. Zunächst wurde das eigentliche Hotel zum Löwen abgerissen, 1968 folgte dann die Niederlegung des Steinernen Hauses.

Der Landeskonservator soll laut Dieter Weithoener darauf gepocht haben, dass das Steinerne Haus erhalten blieb, doch er konnte sich nicht durchsetzen. So wurde das historisch wertvolle Gebäude niedergelegt. Heute würde wahrscheinlich wegen der gewachsenen Bedeutung des Denkmalschutzes ein solcher Schritt nicht wieder erfolgen.

Top-News aus der Region