Doch irgendeine Wiese ist es nicht. Die Stadt hat das 8000 Quadratmeter große Areal als Ausgleichsfläche für das Baugebiet Hasenläufer I angelegt. „Solche Ausgleichsflächen werden vom Gesetzgeber gefordert, wenn eine Gemeinde ein Neubaugebiet ausweist“, erläutert Romer. Zwar habe die Sommerhitze der Bepflanzung zugesetzt, doch zwei Drittel der Gehölze hält er für intakt. Eine intensive landwirtschaftliche Nutzung findet auf der Wiese nicht statt. Es gibt kein Düngen und Spritzen. Die Blumenwiese bleibt quasi sich selbst überlassen. Gemäht wird erst, wenn die Blumen ausgesamt haben.
„Wegen der Blumenwiese ist das hier über den Sommer natürlich auch eine Nahrungsquelle für die Bienen“, sagt Romer. Und auf das Nastätter Wappentier will die Stadt künftig ein besonderes Augenmerk legen. Denn auf Antrag der CDU- und FWG-Fraktion hat der Stadtrat jüngst beschlossen, das Projekt „bienenfreundliches Nastätten“ ins Leben zu rufen (siehe Infokasten). Über verschiedene Aktionen möchte die Stadt die Lebensbedingungen für die bestäubenden Insekten verbessern.
Um mehr über die Bienen und ihren Honig zu erfahren, war der Arzt und Hobby-Imker Uwe Junker eingeladen. Er machte deutlich, warum die kleinen Tiere für uns so wichtig sind: „Die Bienen bestäuben hier etwa 70 Prozent der Blühpflanzen.“ Ohne sie, so der Imker, würde ein Viertel der Waren aus den Supermarktregalen verschwinden.
Zu Anschauungszwecken hat Junker einen seiner Bienenkästen mitgebracht – grün und aus Styropor. Ein Bienenvolk besteht im Sommer aus etwa 50.000 bis 60.000 Tieren, im Winter ist die Population mit 10.000 bis 15.000 Bienen kleiner. Der mitgebrachte Bienenkasten setzt sich aus mehreren Elementen zusammen: einem offenen Boden, zwei Bruträumen und einem Honigraum, der durch ein Gitter nur für die Arbeiterbienen zugänglich ist.
In den Bruträumen ist die Königin zugange. „Sie legt in Brutzeiten zwischen 1000 und 2000 Eier am Tag“, erläutert Junker. Die Königin werde von ihrem Volk gepflegt und gefüttert. „Aber sollte sie irgendwelche Fehler haben – Bein ab oder krank werden – wird sie radikal entsorgt“, so der Imker. Der Königinnennachwuchs wird in sogenannten Weiselzellen aufgezogen, die außen auf den Waben sitzen. Doch zur Not „sind Bienen in der Lage, aus einem normalen Arbeiterinnenei eine Königin zu ziehen“, erklärt Junker. „Die ziehen die Wabe so aus, wie eine Weiselzelle.“
Was den Honigertrag angeht, so sei das Bienenjahr nach dem zweiten Schleudern Anfang August fast schon vorbei. Nachdem der Mensch den Bienen nun den Honig geklaut hat, würden sie den Winter nicht überleben, ohne dass der Imker sie füttert. „Früher ist man in den Laden gegangen und hat normalen Rübenzucker geholt“, sagt Junker. Dieser wurde dann mit Wasser verdünnt. Hier bestehe aber die Gefahr, dass der Zucker im Winter kristallisiert. Doch den Kristallzucker können die Tiere nicht fressen und verhungern.
Daher greift Junker auf flüssiges Spezialfutter zurück. „Da ist sehr viel Fruktose mit dabei und es ist dem natürlichen Honig angepasst.“ Ein spezielles Enzym verhindert die Kristallbildung. Um das Überleben der Tiere zu sichern, werden sie auch gegen die Varroamilbe behandelt. „Ich habe ein Verdunstungssystem mit Ameisensäure, das ist das derzeit verträglichste“, sagt Junker.
Doch Schuld am Bienensterben sind nicht nur die Varroamilben, sondern auch große Monokulturen, „die keine Blühpflanzen mehr zur richtigen Zeit enthalten“, erklärt der Imker. Zudem trage der Chemieeinsatz in der Landwirtschaft dazu bei. Doch gefährdeter als die Honigbiene sei die Wildbiene. Um die Tiere zu unterstützen, rät Junker zum Abschluss: „Sorgt dafür, dass das ganze Jahr was blüht, das ist das, was die Insekten alle brauchen.“