Initiative Seit Jahrzehnten wünscht sich die Ortsgemeinde eine Verkehrsberuhigung - Nun sieht sie eine neue Chance
Bettendorf wehrt sich gegen Lkw und Raser

Die K 50 durch Bettendorf dient vielen Brummifahrern als Verbindungsspange zwischen Bäderstraße und L 335. Doch innerorts ist die Straße nicht gerade für den Lkw-Verkehr geeignet. Gerade die Kurve bei Rathaus und Feuerwehr gehört zu den Engstellen. Die Ortsgemeinde wünscht sich seit Jahrzehnten verkehrsberuhigende Maßnahmen – jetzt geht sie Ende Juli erneut in Verhandlungen mit dem Kreis.

Norbert Schmiedel

Bettendorf. Elfriede Zöller steht an der Straßenecke Schulwiese/Brandholz in Bettendorf und deutet auf den Grünstreifen auf der gegenüberliegenden Seite. 1984 hat der Rhein-Lahn-Kreis die Fläche von ihrem Mann gekauft. „Damals hieß es für eine Verkehrsberuhigung“, sagt Zöller. Doch darauf warten die Anwohner im Brandholz – wie ein Teil der K 50 durch den Ort heißt – noch heute. Zwischenzeitlich wurde den Zöllers ihr Grundstück wieder zum Rückkauf angeboten. Das hat die Familie aber abgelehnt. „Wir wünschen, dass hier etwas hinkommt“, betont Elfriede Zöller. Ein Gesprächstermin der Gemeinde mit der Kreisverwaltung nährt erneut die Hoffnung, dass sich etwas tut.

Die K 50 durch Bettendorf dient vielen Brummifahrern als Verbindungsspange zwischen Bäderstraße und L 335. Doch innerorts ist die Straße nicht gerade für den Lkw-Verkehr geeignet. Gerade die Kurve bei Rathaus und Feuerwehr gehört zu den Engstellen. Die Ortsgemeinde wünscht sich seit Jahrzehnten verkehrsberuhigende Maßnahmen – jetzt geht sie Ende Juli erneut in Verhandlungen mit dem Kreis.

Norbert Schmiedel

Denn die Zöllers sind in Bettendorf nicht die einzigen, die sich eine Verkehrsberuhigung wünschen, wie Ortsbürgermeister Arnd Witzky bekräftigt. Die Verkehrsbelastung auf der K 50 durch die Taunusgemeinde habe in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr zugenommen – vor allem seit in den 80er-Jahren das Miehlener Industriegebiet an die Kreisstraße angebunden wurde. „Dadurch ist das hier eine Quertrasse zwischen Lahnstein/Koblenz und Wiesbaden/Limburg geworden“, sagt Witzky. Die K 50 dient als Verbindungsspange zwischen der L 335 und der Bäderstraße. Über Bettendorf abzukürzen, ist somit attraktiv geworden. Und oft sind die Auto- und Lkw-Fahrer dabei zu schnell unterwegs.

Das zeigt unter anderem eine einwöchige Verkehrsmessung aus dem Jahr 2015: Mehr als 90 Prozent der Fahrzeuge waren in der Straße Brandholz zu schnell gefahren. Erlaubt sind auf der steilen Straße 30 km/h – die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 47 Stundenkilometern. Für Gefahrstofftransporte ist die Straße bergabwärts aus Richtung Obertiefenbach kommend gesperrt. „Das ist die einzige Entlastungsmaßnahme, die der Kreis in über drei Jahrzehnten vor einigen Jahren auf Gemeindeinitiative gemacht hat“, sagt Arnd Witzky.

Da der Landesbetrieb Mobilität (LBM) im Auftrag des Kreises noch in diesem Jahr die Fahrbahnoberfläche der K 50 zwischen Obertiefenbach und Bettendorf saniert, hat das Thema Verkehrsberuhigung wieder neu Fahrt aufgenommen. Denn zunächst war geplant, die Kreisstraße bis nach Bettendorf hinein zu sanieren – bis zur Kreuzung Brandholz/Schulwiese. Doch das hat die Gemeinde im Gespräch mit dem Kreis abgewendet. Denn: „Uns geht es um das Gesamtpaket“, betont Witzky. Sei die Straße erst einmal neu gemacht, werde sie wohl nicht gleich wieder für verkehrsberuhigende Elemente aufgerissen und umgestaltet.

Eine weitere Gelegenheit für eine innerörtliche Sanierung der K 50 unter Beteiligung des Kreises steht zudem kurz bevor: Die Verbandsgemeindewerke planen, 2019 oder 2020 den Kanal im Bereich Brandholz und Nastätter Straße neu zu machen. Dazu muss die Straße ohnehin aufgerissen werden. Nun möchte Witzky im Gespräch mit Landrat Frank Puchtler ausloten, ob im selben Zuge eine Deckensanierung der Straße sowie Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung möglich sind. „Die Gemeinde fordert, dass man die Möglichkeiten abklopft“, betont Witzky, „nicht nur in Bezug auf den Brandholz, sondern in Bezug auf die ganze Ortsdurchfahrt.“

Denn die kurvige Miehlener und Nastätter Straße, wie die K 50 im Ortskern heißt, ist für den Schwerlastverkehr nicht gerade geeignet. Die Kurve am Rathaus können die großen Gefährte nur nehmen, wenn sie auf die Gegenfahrbahn ausweichen. Auch der Gehsteig in der Kurve ist in Mitleidenschaft gezogen, da er des Öfteren überrollt wird. Etwa 100 Meter weiter hat die Ortsgemeinde hier schon Abhilfe geschaffen: „Wir haben Geld in die Hand genommen und den Gehweg verlegt, damit die Lkw nicht mehr darüber fahren“, erklärt Witzky. Der Gehsteig ist zum Schutz von Fußgängern weiter nach hinten versetzt und mit großen Gesteinsbrocken gesichert worden.

Kommen sich gleich zwei Lastwagen bei der Bushaltestelle in der Nastätter Straße entgegen, wird es richtig eng.

Gemeinde Bettendorf

Im Bereich der Bushaltestelle zwischen den beiden Kurven wünscht die Gemeinde sich eine Querungshilfe. „Die hätte den Nebeneffekt, dass man noch mehr aufpassen muss“, sagt Witzky. Denn an der Haltestelle ein- und aussteigende Schüler müssten sich hier oft ihren Weg zwischen Bus und Lastwagen hindurch bahnen. Doch die Einrichtung eines Fußgängerüberwegs an der Bushaltestelle sei schon einmal gescheitert. Auch deshalb, weil die Stelle kein Unfallschwerpunkt ist. Dennoch seien hier viele „Beinahe-Unfälle“ zu beobachten, so der Ortsbürgermeister.

Damit die Lkw-Fahrer nicht über den Bordstein fahren und Fußgänger gefährden, hat die Gemeinde einen Gehweg zurückgesetzt und mit Felsbrocken gesichert.

Cordula Sailer

Auch für eine Verkehrsberuhigung im Bereich Brandholz gibt es schon eine Idee: „Aus dem Rat kam der Vorschlag für einen Mini-Kreisel“, erzählt Witzky. Dieser könnte an der Kreuzung mit der Schul- und der Gillwiese entstehen. Zudem könnte die Straße direkt an der Ortseinfahrt verschwenkt werden. Zwei Möglichkeiten, die bereits der Planer der auf die K 50 mündenden Gillwiese auf ihre technische Machbarkeit hin geprüft habe. Denn dort laufen gerade Erschließungsarbeiten. Seitens der Kreisverwaltung heißt es auf Nachfrage unserer Zeitung, dass die Ortsdurchfahrt noch nicht im Straßenprogramm des Kreises vorgesehen sei. Doch „möglicherweise kommt man bei dem Gespräch einer Lösung näher“, schreibt die Verwaltung mit Blick auf den Termin Ende Juli.

Dies werde aber sicherlich nicht einfach, denn an geeigneten Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung würden die zuständigen Behörden – Verbandsgemeinde, Kreis, Polizei und Landesbetrieb Mobilität – schon seit Jahren arbeiten. Es gelte, das Gespräch Ende Juli abzuwarten. Anwohnerin Elfriede Zöller wünscht sich jedenfalls etwas, was die Lastwagen ausbremst, damit „vielleicht der eine oder andere Lkw gar nicht mehr da durchfährt“.

Von unserer Redakteurin Cordula Sailer

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