Häufige Beschwerden - Selbst in Notlagen werde auf Vorschriften beharrt - Paul Arzheimer (FBL) schreibt an Labonte
Beschwerden der Bürger häufen sich: Ist Lahnsteins Service Center eine Servicewüste?
Das Service-Center der Stadt Lahnstein: Seit Beginn der Coronapandemie hat man den Publikumsverkehr auf Terminvergaben umgestellt.
Karin Kring

Dass es so schwierig sein könnte, in einer Notlage Hilfe zu bekommen, hatte er wirklich nicht gedacht. Ein Lahnsteiner Bürger schildert die Odyssee seiner Tochter, deren Handtasche gestohlen wurde. Ohne Geld, Karten, und ohne Papiere wandte sie sich an das Service-Center in Lahnstein in der Hoffnung auf schnelle Hilfe. Sie wurde enttäuscht.

Das Service-Center der Stadt Lahnstein: Seit Beginn der Coronapandemie hat man den Publikumsverkehr auf Terminvergaben umgestellt.
Karin Kring

Ist der Service für die Bürger im Lahnsteiner Service-Center nicht so, wie die Bürger ihn sich wünschen? In Zeiten von Corona waren hier Besuche nicht ohne Weiteres möglich. Bürger, die ein Anliegen hatten, wurden gebeten, sich einen Termin geben zu lassen. Wie in vielen anderen Einrichtungen auch. Verständlich.

Aber trotzdem: immer wieder häufen sich Stimmen von Bürgern, die die langen Wartezeiten beklagen oder ihr Anliegen nicht zeitnah bearbeitet sehen. Auch in den Städtischen Gremien und im Stadtrat wurde dies mehrfach thematisiert. Paul Arzheimer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FBL, wendet sich nun in einem Schreiben direkt an Lahnsteins Oberbürgermeister Peter Labonte.

Wiederholt und zuletzt in der Ratssitzung im Mai habe die FBL Unzulänglichkeiten des Service-Centers angesprochen, so Arzheimer. Labonte habe Besserung gelobt, er habe zugesichert das Thema im Haupt- und Finanzausschuss zu durchleuchten und eine schriftliche Stellungnahme bezüglich der prekären Situation abzugeben.

„Geschehen ist bis dato leider nichts“, klagt Arzheimer. „Es ist unverständlich und mehr als ärgerlich, dass Stadtrat und Gremien immer wieder die Angelegenheit thematisieren, letztlich man aber den Eindruck gewinnen muss, man wird nicht ernst genommen. Mehr noch scheinen sich die Probleme zu häufen. Dieses Meinungsbild wird durch viele aktuelle Klagen von verärgerten Bürgerinnen und Bürgern deutlich.“

Der Fall der jungen Frau – er ist nur einer von vielen, die in den sozialen Netzwerken geschildert werden – ging so weiter: Nachdem ihre Handtasche gestohlen wurde, suchte sie das Service-Center der Stadt Lahnstein auf, um einen vorläufigen Personalausweis zu bekommen und einen neuen Ausweis zu beantragen. Denn allein, um eine neue EC-Karte und vieles mehr beantragen zu können, muss sie sich ausweisen können.

„Wo man hinkommt, wird man auf die Unzulänglichkeiten des Service Center angesprochen.“

Paul Arzheimer (FBL) in seinem Schreiben an Lahnsteins Oberbürgermeister Peter Labonte

An der Anmeldung habe man ihr erklärt, das dies ohne Onlineanmeldung nicht möglich sei, der nächste freie Termin sei in vier Wochen. Trotz des Hinweises auf die Notwendigkeit schnellstmöglich Ersatzpapiere zu erhalten, habe man im Service-Center auf den bereits genannten nächstmöglichen Termin beharrt. Nur weil eine andere Kundin das Gespräch mitverfolgt hatte, und ihren eigenen Termin jetzt direkt der jungen Frau überließ, sei es möglich gewesen, doch noch mit einer Mitarbeiterin der Passstelle zu sprechen.

Andere Lahnsteiner berichten, dass sie, weil sie telefonisch niemanden erreicht haben, persönlich zum Service-Center gingen, um – wie vorgeschrieben – einen Termin auszumachen, dann aber darauf verwiesen wurden, dies per E-Mail zu tun. Oder eine Frau schildert, dass sie ihr Auto abmelden wollte. In Lahnstein war das nur für Lahnsteiner möglich. Also wandte sie sich ans Kreishaus Kreishaus Bad Ems, erhielt einen Termin und meldete ihr altes Auto ab. Dass sie das neue Auto, das sie übrigens beruflich braucht, dann aber nicht direkt anmelden konnte, hatte ihr niemand gesagt. Das ginge erst in etwa drei Wochen, wenn sie einen entsprechenden Termin ausgemacht hat.

Es stimmt schon: Die Sozialen Netzwerke werden vielfach genutzt, um Dampf abzulassen und seinem Ärger Luft zu machen. Da stellt sich nicht selten die Frage, ob immer alles so stimmt, wie es geschildert wird. Aber dennoch. Paul Arzheimer hat festgestellt, „wo man hinkommt, wird man auf die Unzulänglichkeiten des Service-Center angesprochen. Viele Beispiele lassen nur den Kopf schütteln.“

Arzheimer betont, er habe in seiner 25-jährigen kommunalpolitischen Arbeit einen solchen Unmut in der Lahnsteiner Bevölkerung nicht verspürt. „Sei es mutmaßlich unprofessionelles Verhalten der Mitarbeiter oder mangelhafte oder nicht funktionsfähige IT-Ausstattung. Wobei ich sicher bin, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Service-Center ihr Bestes geben möchten, jedoch aufgrund struktureller Probleme keinen optimalen Service für die Bürgerinnen und Bürger bieten können“, argumentiert Arzheimer, der es nicht mehr nachvollziehen könne, dass die Verwaltung auf die vielfältigen Beschwerden der Bürgerinnen und Bürger mutmaßlich nur unzureichend reagiere.

„Bei allem Respekt, kann nunmehr auch die Coronapandemie als Begründung der prekären Zustände nicht mehr herhalten.“ Arzheimer bittet Labonte, die schwierige Angelegenheit und Problematik „im Sinne und zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger zu lösen“.

Top-News aus der Region