Die Geheimhaltung hatte funktioniert: Zwei Jahre lang hatten die Stadtwerke Diez und die Energieversorgung Limburg GmbH (EVL) und damit auch die Städte Diez und Limburg hinter verschlossenen Türen über eine Verschmelzung verhandelt. Erst als die Beratung der spruchreifen Verträge auf die Tagesordnung der Limburger Stadtverordnetenversammlung gesetzt wurde, ging die Stadt Limburg Anfang Mai mit einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit.
„Die Welt ist eine andere geworden.“
Der Limburger Bürgermeister, Marius Hahn, verwies auf die Verwerfungen auf dem Energiemarkt in den vergangenen Jahren.
Die Diezer Stadtwerke mit einem Jahresumsatz von 13 Millionen Euro werden in der deutlich größeren EVL (Jahresumsatz 100 Millionen Euro) aufgehen. Die zehn Angestellten in Diez werden Teil der rund 100-köpfigen Limburger Belegschaft. „Die Arbeitsplätze bleiben erhalten und auch ein Servicebüro wird es in der Oraniensteiner Straße weiter geben“, versicherte unter anderem der scheidende Geschäftsführer der Stadtwerke, Peter Keßler, beim Pressegespräch im Limburger Stadthaus. An der Runde nahmen auch der Limburger Bürgermeister Marius Hahn, der EVL-Geschäftsführer Gert Vieweg, die Diezer Stadtbürgermeisterin Annette Wick und der Diezer Rechtsanwalt und langjähriges Ratsmitglied Hans-Jörg Metz teil.
Zukunft der Marke „Stadtwerke Diez“ ungewiss
Ob und in welcher Form die Marke „Stadtwerke Diez“ erhalten bleibt, konnte Peter Keßler noch nicht sagen. Vermutlich aber wird dieser Name bald vom Verwaltungsgebäude in der Oraniensteiner Straße verschwinden und durch das Kürzel EVL ersetzt. Für die mehr als 7000 Diezer Bestandskunden ändert sich aber erst einmal nichts. „Die Verträge bleiben bestehen“, versicherte die Runde. Zwar soll die Fusion bis Ende August notariell abgeschlossen sein, aber die geschlossenen Diezer Einkaufsverträge für Gas und Strom gelten noch bis 2026. Bis dahin dürfte sich auch bei der Preisstruktur für Endkunden wenig ändern. Warum aber gehen die beiden lokalen Energieversorger nun zusammen?

„Die Welt ist eine andere geworden“, brachte es Bürgermeister Marius Hahn auf den Punkt und verwies wie auch andere auf die Verwerfungen auf dem Energiemarkt nach Beginn der russischen Invasion der Ukraine. Oder anders gesagt: Niemand weiß, wie die geschäftliche Situation im Jahr 2030 sein wird. Daher setzten die Verantwortlichen auf Synergieeffekte und größere Marktmacht. Gemeinsam wird man rund 37.000 Kunden mit Strom und Gas versorgen. Während die Diezer Stadtwerke, wie bereits erwähnt, bis 2026 noch Strom und Gas im Paket über Vollversorgungspakete einkaufen, ist die EVL bereits flexibler und kauft über die Strombörse ein.
Verschwiegenheitspflicht erfolgreich durchgehalten
Großen Wert legten alle Anwesenden darauf, die vertrauensvollen Gespräche der vergangenen Jahre zu loben. In Diez fanden die politischen Beratungen jeweils in den nicht öffentlichen Teilen der Ausschuss- und Ratssitzungen statt. „Es haben alle ,dicht’ gehalten“, hatte sich daher auch ein Diezer Ratsmitglied kurz nach Bekanntgabe der Fusion über die gewahrte Verschwiegenheit gefreut. Die Zustimmung erteilte der Diezer Stadtrat bereits Ende März. „Für beide Beteiligten, Stadtwerke Diez sowie die EVL, ist das eine gute Lösung, um in Zukunft die Herausforderungen gemeinsam und regional zu meistern“, ist Stadtbürgermeisterin Annette Wick überzeugt.

Die Initiative ging von der Diezer Seite aus. Mit dem kommunalen Energieversorger Süwag gab es auch noch einen weiteren Interessenten. „Das waren aber zwei grundverschiedene Modelle“, so Peter Keßler über die Gründe, warum man schließlich den Gesprächen mit der Limburger Seite den Vorzug gab. Die Süwag ist allerdings indirekt von der Fusion betroffen, so hält sie 10 Prozent der Anteile an der EVL und betreibt mit den Diezer Stadtwerken eine Tochtergesellschaft. Die Stadt Diez wiederum wird nun zukünftig einen Anteil von 14 Prozent an der EVL halten und damit zwei Aufsichtsratsmitglieder stellen. Der Aufsichtsrat wird sich von zehn auf zwölf Mitglieder vergrößern. Bedenken, dass Diez bei der Verschmelzung bevorzugt wurde, widersprach Marius Hahn: „Die Vereinbarungen wurden von zwei Wirtschaftsprüfungsgesellschaften überprüft.“ Beide gaben grünes Licht.

Energieversorger aus Limburg und Diez fusionieren
Aus zwei macht eins: Über die Landesgrenze hinweg streben die Stadtwerke Diez und die Energieversorgung Limburg eine Fusion an. In Limburg hat sich der Magistrat bereits dafür ausgesprochen.