Hohe Belastung
Bekommt Limburg jetzt ein Feinstaub-Problem?
An der Schiede gibt es zwei Messstellen: einen Passivsammler am Musikhaus Sandner (im Vordergrund) und eine Luftmessstation vor dem Karstadt-Gebäude (im Hintergrund). Wenn es um die Luftbelastung mit Schadstoffen in Limburg geht, werden an dieser Stelle meist die problematischsten Werte gemessen, so auch jetzt beim Feinstaub.
Stefan Dickmann

Mit dem durch Dieselabgase entstehenden Atemgift Stickstoffdioxid (NO2) kennt sich Limburg bereits aus. Jetzt kommt ein weiterer Luftschadstoff hinzu.

Als vor 15 Jahren EU-weit verbindliche Grenzwerte für Luftschadstoffe zur Verbesserung der Luftqualität eingeführt wurden, stand zunächst Feinstaub im Fokus. Damit sind nach der Definition des Umweltbundesamts Teilchen in der Luft gemeint, „die nicht sofort zu Boden sinken, sondern eine gewisse Zeit in der Atmosphäre verweilen“. Feinstaubpartikel können nach Angaben des Umweltbundesamts Entzündungen auslösen und über einen längeren Zeitraum auch krank machen (Lunge, Herz, Stoffwechsel, Nerven). Kinder und Ältere sowie Menschen mit geschädigten Atemwegen gelten als besonders gefährdet.

Doch in Limburg zeigte sich damals sehr schnell, dass es ein sehr viel drängenderes Problem als Feinstaub gibt, und zwar Stickstoffdioxid (NO2), das vor allem durch Diesel-Abgase entsteht. In den folgenden Jahren wurde, teils sehr mühsam, nach Lösungen gesucht, unter anderem wurde Tempo 40 auf der Hauptverkehrsachse (B 8) eingeführt. Es dauerte insgesamt elf Jahre, bis an auch an der letzten der sechs Messstellen in Limburg die Grenzwerte für NO2 eingehalten werden konnten. Andernfalls hätten Diesel-Fahrverbote eingeführt werden müssen.

Grünen-Stadtverordneter macht sich Sorgen

Doch inzwischen gibt es in Limburg ein Feinstaub-Problem. Das nahm der Stadtverordnete Andreas Pötz zum Anlass, beim Magistrat nachzufragen. Nach Angaben des Umweltbundesamts nehme Limburg „hessenweit eine Spitzenposition ein und befindet sich auch bundesweit im vorderen Bereich bei der Feinstaubbelastung“, schreibt Pötz in seiner Anfrage. Diese Angabe bezieht sich auf die Messstelle an der Schiede direkt vor dem Karstadt-Gebäude. Nach Angaben von Bürgermeister Marius Hahn (SPD) hat der Magistrat Kontakt mit dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie als zuständige Behörde in Hessen für die Luftreinhaltung aufgenommen. Das Land Hessen sei zuständig für die Aufstellung und Fortschreibung von Luftreinhalteplänen, die es für Limburg mit Blick auf die NO2-Belastung schon längst gibt, und betreibe auch die beiden Luftmessstellen in Limburg an der Schiede und am Stephanshügel.

Luftreinhalteplan noch auf Stickstoffdioxid beschränkt

„Bislang war die Stadt Limburg von regelmäßigen Überschreitungen der Grenzwerte von Feinstaub nicht betroffen“, antwortet der Bürgermeister, „sodass sich der aktuell gültige Luftreinhalteplan Limburg ausschließlich mit dem Luftschadstoff Stickstoffdioxid beschäftigt“. Nach Auskunft des Landesamts seien die Feinstaub-Werte in den vergangenen Wochen in Limburg tatsächlich hochgegangen.

Das Amt geht nach Hahns Angaben „derzeit dem Verdacht auf eine erhöhte Verwendung von Streusalz auf den überörtlichen Hauptverkehrsstraßen sowie der BAB als eine mögliche Ursache nach“. Mit BAB ist die Bundesautobahn, also die A3, gemeint. Allerdings ist ein wesentlicher Faktor für die aktuell hohen Feinstaub-Werte auch das Wetter. Die beste Wetterlage für eine gute Luftqualität sind Tiefdruckgebiete mit Wind und Regen. Hochdruckwetterlagen, wie sie zuletzt schon seit Wochen auch in Limburg herrschten, sind dank des Sonnenscheins zwar gut für die Seele, aber wegen des geringen Luftaustauschs verbleiben Schadstoffe wie Feinstaub länger in der Luft und verschlechtern merklich die Luftqualität. Auf diesen Einfluss des Wetters wies vor Kurzem auch das Hessische Landesamt in einer Pressemitteilung hin.

Die NO2-Werte in Limburg sind weiterhin sehr hoch

In seiner Jahresbilanz für 2024 geht das Landesamt auch auf die NO2-Werte in Hessen ein und nennt dabei explizit die Domstadt. „Die höchsten NO2-Werte lagen, wie auch schon in den letzten Jahren, in Limburg, Frankfurt am Main und Darmstadt bei 36 bis 38 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmittel und damit unter dem Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter“, schreibt das Landesamt.

Doch das ist mit Blick auf eine EU-weit bereits beschlossene Verschärfung der Grenzwerte keine wirklich gute Nachricht, wie aus der Antwort des Bürgermeisters hervorgeht. „Die Stadt Limburg geht davon aus, dass mit Blick auf die neuen EU-weiten Grenzwerte im Jahr 2030 der Luftreinhalteplan für Limburg neu aufgestellt werden muss“, teilt Hahn dem Stadtverordneten Pötz weiter mit. Eine entsprechende Anfrage der Stadt liege dem Ministerium bereits vor und werde durch ein Schreiben in Kürze noch schriftlich bekräftigt. „Sollte sich im Zuge der künftigen Luftreinhalteplanung feststellen, dass auch die Grenzwerte für Feinstaub bis ins Jahr 2030 nicht eingehalten werden können, wird das Land Hessen in Zusammenarbeit mit der Stadt Limburg einen entsprechenden Maßnahmenkatalog erarbeiten“, teilt der Bürgermeister mit.

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