Museumsverein berichtet über Wiedereröffnung
Beisetzungen auf historischem Areal: Diezer Ruhepark Robert Heck lockt viele Neugierige an
Im Vordergrund liegt sie, eine der zukünftigen Grabplatten der Urnengräber aus belgischem Blaustein. Die Erläuterungen von Georg C. Pick (Mitte) trafen auf großes Interesse. Fotos: Johannes Koenig
Johannes Koenig

„Wir haben alle lange auf diesen Moment gewartet: Beisetzungen sind jetzt möglich.“ Mit dieser Ankündigung hatte Georg C. Pick als Koordinator des Diezer Ruheparks Robert Heck zum Rundgang auf den historischen Friedhof geladen. Viele Neugierige waren gekommen, um zu erfahren, wie es mit dem Areal weitergeht.

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Dabei schien das Thema eigentlich schon abgehakt zu sein, als der Friedhof 1942 geschlossen wurde und damit auch eine jahrhundertelange Bestattungstradition zu Ende ging. „Denn die erste Beerdigung gab es dort 1731“, erläuterte Pick die historischen Hintergründe. In der Folgezeit diente der heutige Ruhepark als Hauptfriedhof der Stadt. Und auch die Schließung 1942 bedeutete erst einmal nicht das Ende der Beisetzungen. Denn wer bereits eine Grabstätte besaß, wurde dort bis in die 1990er-Jahre hinein beerdigt.

„Das letzte Grabrecht lief 2022 aus“, berichtete Pick. Spätestens da stellte sich aber die Frage: Und wie geht es nun weiter? Antworten suchte auch der Diezer Museums- und Geschichtsverein, dessen Vorsitzender Pick seit 2015 ist. Denn seit 2019 kümmern sich Vereinsmitglieder zusammen mit dem städtischen Bauhof um die Parkpflege. Vorgespräche mit der Kommunalaufsicht ergaben, dass der Betrieb eines dritten „normalen“ Friedhofs für Diez nicht genehmigt würde. So entstand die Idee, dass die Kulturstiftung der Stadt wieder aktiviert werden sollte, um den Friedhofsbetrieb zu übernehmen.

Im März beschloss der Stadtrat die Umbenennung des bisherigen Robert Heck Parks in den Ruhepark Robert Heck (wir berichteten). In derselben Ratssitzung wurde Pick zum Koordinator ernannt. „Es geht jetzt Schlag auf Schlag, eine Maßnahme greift in die andere“, hatte damals Stadtbürgermeisterin Annette Wick geahnt, und sie sollte recht behalten. Denn in kurzer Zeit mussten eine neue Friedhofssatzung, Gebühren- und Gestaltungssatzung sowie ein Pachtvertrag und eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ausgearbeitet werden.

„Wir brauchen 50 000 Euro als Stiftungskapital.“

Spender und Freiwillige für Stiftungsrat und Vorstand sind willkommen, betonte Georg C. Pick.

Aufgaben, hinter denen Pick und seine Mitstreiter aber bereits einen Haken machen konnten. Allerdings müssen die Satzungen noch vom Diezer Stadtrat beschlossen werden. Entsprechend zugeknöpft reagierte Pick beim Rundgang durch den Park auf Fragen nach den Kosten einer zukünftigen Grabstelle. Denn solange es keinen Stadtratsbeschluss gibt, dürfe er keine Zahlen nennen. Aber es ist mit einem vierstelligen Betrag zu rechnen.

Konkret wurde er aber in Bezug auf die Ausgestaltung der Grabflächen: „Der Maßstab ist ein normales Sarggrab.“ Auf diesen Flächen werden jeweils vier Urnen beigesetzt werden. Markiert werden die Gräber mit Namensplatten aus belgischem Blaustein. Warum aber belgischer Blaustein? „Weil er geologisch dem Lahnmarmor am stärksten ähnelt, und Lahnmarmor wird nicht mehr abgebaut.“ Interessierte können sich wünschen, wo sie später mal beerdigt werden, und kommen zum Zuge, wenn dort noch etwas frei ist. Und wer als Erstes eine noch freie Fläche anfragt, der kann auch die übrigen Urnenplätze kaufen.

Angelegt werden die Gräberfelder zwischen rund 170 historischen Grabsteinen und 177 Bäumen. „Die Zahl der Grabsteine und Bäume hält sich die Waage“, so die Idee. Im Vorfeld sperrten Museumsverein und Stadt daher den Friedhof und überprüften die Standfestigkeit. Fiel ein Grabmal durch die Prüfung, wurde sofort der Steinmetz hinzugezogen, der die Standfestigkeit wiederherstellte. Vor der Wiedereröffnung wurden Grabsteine und Friedhof von den Behörden überprüft und als sicher befunden.

Eine Herausforderung ist aktuell noch die Reaktivierung der Kulturstiftung. „Wir brauchen 50.000 Euro als Stiftungskapital“, erklärte Pick. Was die aktuellen Eigenmittel des Vereins übersteigt, weshalb wohl Spendengelder gebraucht werden. Und auch Freiwillige für die Mitarbeit im Stiftungsrat und Vorstand sind willkommen.

Fehlende Konzeption: Was ist der Robert-Heck-Park?

„Wir hatten ein Problem“, blickte Georg C. Pick auf die jüngere Vergangenheit des Ruheparks zurück. Denn dieser galt als „rechtsfreier Raum“ und wurde von vielen gemieden. „Es gab Verwahrlosung, fehlende soziale Kontrolle, Müll und Drogen“, so die Aufzählung. Eine Ursache des Problems war, dass der alte Diezer Friedhof zwar bereits 1988 in Robert-Heck-Park umbenannt wurde, aber rechtlich weiter ein Friedhof blieb, so fehlte daher lange einer Gesamtkonzeption. In rund 400 Stunden arbeitete der Museumsverein daher ein neues Konzept aus. Demnach soll der Ruhepark nun eine Grünfläche für Naherholung, ein Lernort für Nachhaltigkeit, eine Sehenswürdigkeit für den Tourismus und als historischer Ort ein Gedächtnis der Stadt sein. Hinzu kommt die fortgesetzte Funktion als Friedhof. joa

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