Das Interesse an dem Projekt der Leifheit Immobilien und Beteiligungen GmbH (LIB) ist ungebrochen groß. An der Videokonferenz des Hauptausschusses nahmen zeitweise insgesamt fast 50 Menschen teil. Das Gremium selbst hat mit Beigeordneten gerade einmal zwölf Mitglieder. Ihnen stellten LIB-Geschäftsführer Stefan Seip und Pascal Hilb vom Montabaurer Architekturbüro Graf und Graf eine völlig andere Entwurfsplanung vor als das, was man im Herbst 2018 präsentiert hatte. Damals war ein dreigeschossiges Gebäude vorgesehen, das sich in einem leichten Bogen aus Richtung Kulturhaus bis zum derzeitigen Kleiderladen der Flüchtlingsinitiative erstreckt. Darin sollte Wohnraum für rund 60 Senioren untergebracht werden. Im neuen Entwurf ist fast alles neu und anders. Jetzt setzt man auf kleinere Einzelgebäude. „Das Vorgängerprojekt war deutlich voluminöser“, sagte Architekt Pascal Hilb. „Es wird kein großer Klotz.“ Auch in der Gestaltung will man Elemente aufgreifen, die sich in der Stadt auch an anderer Stelle wiederfinden.
Fünf Häuser sollen in der Form eines Windmühlenflügels um eine Art Atrium angeordnet werden. Zwei davon sollen in etwa dort stehen, wo sich derzeit der Kleiderladen (früher Restaurant „La Taverna“) befindet. Weitere drei Gebäude sind auf dem derzeitigen Schotterparkplatz weiter in Richtung Stadtkern vorgesehen. Im Zentrum des Ensembles könnte ein kleineres Gebäude einen Saal für etwa 25 Personen samt Küche beherbergen, wo kleine Feiern ausgerichtet werden können. Ein sechstes Wohngebäude ist anstelle des früheren Modehauses Bläsche geplant. Dort soll neben Wohnraum auch ein Büro für die LIB entstehen.
Insgesamt sollen laut LIB etwa 30 seniorengerechte Wohnungen unterschiedlicher Größe entstehen. „Die genauen Wohnungszuschnitte auf den geplanten rund 2400 Quadratmeter Mietfläche stehen noch nicht fest“, macht Stefan Seip deutlich. Wie der Bedarf ist, soll im Rahmen einer Umfrage ermittelt werden, die die LIB gemeinsam mit der Stadt Nassau unter interessierten Bürgern durchführen möchte.
Völlig neu sind auch die Vorschläge der Architekten für Gestaltung der Wohngebäude. So sollen die Wohnungen vom Innenhof her über Laubengänge erschlossen werden. Statt eines Flurs im Haus, in dem sich mehrere Wohnungstüren befinden, soll es also sozusagen Haustüren geben, die von einem überdachten Gang außerhalb des Gebäudes erreicht werden. Das soll es laut Architekt Pascal Hilb Senioren, die vorher im Eigenheim lebten, leichter machen, sich in einem Mehrparteienhaus wohlzufühlen. „Es soll keine dunklen und stickigen Flure geben“, sagte er. Außerdem sind im Gegensatz zum ersten Entwurf Balkone vorgesehen, die in Richtung Süden gelegenen Erdgeschosswohnungen könnten sogar mit Terrassen und kleinen Gärten ausgestattet werden.
Bei der äußeren Gestaltung der Wohnhäuser haben sich die Architekten nach eigenen Worten an drei Dingen orientiert, die sie in Nassau immer wieder vorgefunden haben: Naturstein, vor allem an Stützmauern, Schiefer als Dacheindeckung und an Giebeln sowie Satteldächer mit rund 30 Grad Neigung. Auf diese Elemente greifen die Kreativen von Graf und Graf auch bei ihrem Entwurf für die Wohngebäude zurück. So sollen alle Häuser über Satteldächer mit schieferfarbener Deckung verfügen. Die Fassaden will man in Naturstein gestalten. Flachdächer sind lediglich für die Überdachung der Laubengänge und für den Veranstaltungsraum im Innenhof vorgesehen.
Für das Projekt Betreutes Wohnen stehen rund 3000 Quadratmeter Fläche entlang der Kaltbachstraße bis zum Obertal zur Verfügung. Dazu gehört auch weiterhin ein Teil der Straße Unterer Bongert, der im Zuge des Bauprojekts als Verkehrsverbindung wegfällt. Neu ist, dass man am Unteren Bongert ein weiteres Grundstück östlich des Kleiderladens erworben hat, um Raum für eine öffentlich zugängliche Grünfläche zu gewinnen. Zudem ist vorgesehen, den derzeit unterirdisch verlaufenden Kaltbach freizulegen. Wie schon im ersten Entwurf soll ein Rad- und Fußgängerweg anstelle des Unteren Bongerts auch künftig eine Verbindung zwischen dem Bereich Kulturhaus/Westerwaldstraße und Kaltbachstraße sicherstellen. Weiterhin Bestand hat auch der Plan, eine Tiefgarage unter den Gebäuden zu schaffen. Dort soll es 19 großzügig bemessene Parkplätze geben. Die Einfahrt von der Straße her muss laut Architekt Pascal Hilb aufgrund der natürlichen Hanglage nur leicht abfallen.
Aufgrund der deutlich veränderten Entwürfe muss nun auch der Bebauungsplan für das Vorhaben angepasst werden. Nur durch die Anpassung einiger Vorgaben kann die Planung in ihrer aktuellen Fassung in die Praxis umgesetzt werden. Dazu wird es eine erneute Offenlage geben. In der ersten Beteiligung der Öffentlichkeit gab es keinerlei Anmerkungen von privater Seite. Der Hauptausschuss sah am Dienstagabend von einem Votum ab. Mehrere Ratsmitglieder hatten kritisiert, dass sie die detaillierten und umfassenden Unterlagen erst am Montagnachmittag per E-Mail erhalten hatten. Der Zeitraum bis zur Sitzung sei für die ehrenamtlichen Mitglieder des Gremiums zu knapp bemessen, um sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Nun ist der Rat am Zug, der am 27. April tagt.