Dabei sind Probleme aufgetaucht, die höhere Kosten verursacht haben: eine dicke Teerschicht, die unter dem alten Asphaltbelag entdeckt worden ist. Und zwar in einer Größenordnung, mit der offenbar niemand in der Stadtverwaltung gerechnet hat. Teer ist krebserregend, schon seit 1984 im Straßenbau in Deutschland verboten, gilt deshalb als gefährlicher Sondermüll, und die Entsorgung ist dementsprechend teuer.
Die flächenmäßige Ausdehnung ist erheblich größer, als erwartet wurde.
Aus dem Bericht des Magistrats
Auf Initiative der FDP und auf Wunsch der Stadtverordneten hat der Magistrat nun einen umfangreichen Bericht vorgelegt und zahlreiche Fragen zu dem Thema beantwortet. Im Kern reagiert der Magistrat entspannt trotz höherer Entsorgungskosten: Der in der Ausschreibung als Sieger hervorgegangene Anbieter hatte für die „Entsorgung pechhaltigen Asphaltmaterials“, mit der also grundsätzlich gerechnet worden war, zunächst mit Kosten in Höhe von knapp 27.000 Euro kalkuliert, faktisch sind es nun jedoch Kosten in Höhe von knapp 135.000 Euro. Einerseits ein deutliches Plus, das es andererseits bei einem anderen Anbieter in ähnlicher Größenordnung ebenfalls gegeben hätte.
Im Bericht des Magistrats heißt es, dass „deutlich mehr teerhaltiges Material aufgefunden wurde, mit dem früher eine Decke über darunterliegendem, kleinformatigem Basaltpflaster hergestellt wurde.“ Und: „… die flächenmäßige Ausdehnung ist erheblich größer, als erwartet wurde“. Das vorgefundene „kohlenteerhaltige Bitumengemisch“ müsse aufgrund seiner Zusammensetzung als gefährlich eingestuft werden.
Aufschlussreich im Bericht ist noch etwas anderes, und zwar, wie klein die Unterschiede bei der Vergabe von Aufträgen nach einer Ausschreibung sein können, denn zwischen dem besten und zweitbesten Angebot zur Sanierung der Westerwaldstraße im zweiten Bauabschnitt lagen gerade einmal 20.000 Euro, und das bei einem Auftragsvolumen von immerhin fast 5 Millionen Euro, also ein Wimpernschlag. Der dritte Bieter verlangte für die Straßensanierung knapp 5,7 Millionen Euro.
Stadt rechnet mit keinen bösen Überraschungen mehr
Gut aus Sicht der Stadt Limburg war, dass sie im Vorfeld mit Kosten in Höhe von knapp 5,2 Millionen Euro kalkuliert hatte. Und weil die durch die teure Teerentsorgung höheren Gesamtkosten noch immer unterhalb der eigenen Erwartungen liegen, ist für den Ersten Stadtrat Michael Stanke (CDU) weiterhin alles im grünen Bereich.
Auf Wunsch der Stadtverordneten sollte auch dargestellt werden, wie groß der preisliche Unterschied zwischen den besten Anbietern mit Berücksichtigung der zusätzlichen Kosten bei der Entsorgung des Teers ist. Da schrumpft die Differenz auf gerade einmal noch 1200 Euro. Während der weiterhin günstigste Anbieter nun eine Summe von exakt 5.071.603,66 Euro aufruft, sind es beim Zweitplatzierten 5.072.827,56 Euro.
Welche Lehren zieht der Magistrat daraus? Nach Abschluss der Bauarbeiten werde der Umfang von Untersuchungen im Vorfeld von (größeren) Bauprojekten wohl „zu hinterfragen und neu zu bewerten sein. Dennoch wird man sich immer wieder in einem Spannungsfeld bewegen, in dem Umfang und Kosten von Voruntersuchungen nicht zwangsläufig in einer kausalen Relation mit (nützlichem) Erkenntniszugewinn stehen.“
Und wie sieht der weitere Fahrplan bei der Sanierung der Westerwaldstraße aus? Die aktuellen Straßenbauarbeiten in Höhe von Kaufland sollen nach Angaben der Stadt bis März nächsten Jahres beendet werden, „damit es dann nahtlos in Richtung der Kreuzung mit der B8 weitergeht“.
Baustelle soll zu Einmündung Offheimer Weg wandern
Zum Abschluss werde die Baustelle in der Westerwaldstraße in Richtung Einmündung Offheimer Weg wandern, „damit von dort aus die Grundsanierung der Straße bis zur Einmündung ,An der Lahnkampfbahn’ vorgenommen werden kann“. Die Stadt geht übrigens aufgrund einer erneuten Untersuchung des Bodens unter der Westerwaldstraße davon aus, „dass im Verlauf der beiden neuen Abschnitte das problematische Material deutlich abnimmt und schließlich gar nicht mehr vorzufinden ist“, hieß es im Sommer.