Kontroverse dauert an
Bauarbeiten für 5G-Mobilfunkmast in Schönborn gestartet
Baustraße und Fundament für den Mobilfunkmast sind inzwischen offenbar fertiggestellt.
Johannes Koenig

Seit 2020 erregt in Schönborn die Errichtung eines 5G-Funkmastes die Gemüter. Nun kam es nach Ostern zu erste Bauarbeiten auf dem Gelände am Auberg. Die Kontroverse hält aber weiter an, auch weil die Arbeiten in die Brut- und Setzzeit fallen.

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Wer von Schönborn aus die Straße in Richtung Hof Schauferts fährt, sieht sie schon von der ersten Kurve hinter dem Ortsausgang aus: die Baustelle am Auberg. Dort soll ein 5G-Mobilfunkmast entstehen. Ein Thema, das die Dorfgemeinschaft und auch die Gerichte schon seit Jahren beschäftigt. „Derzeit wird der vorhandene Feldweg zum Standort des Funkmastes als Baustraße hergestellt und die Baugrube für das Fundament erstellt“, informierte nun Ortsbürgermeister Thomas Refke in einer öffentlichen Mitteilung die Bürgerinnen und Bürger über den Fortschritt der Arbeiten. „Parallel wird die Stahlbewehrung für das Fundament vorbereitet.“

„Die finale Abnahme und Inbetriebnahme ist noch nicht terminiert.“
Ortsbürgermeister Thomas Refke weiß daher noch nicht genau, wann die Errichtung des 5G-Mobilfunkmastes endgültig abgeschlossen ist.

Begonnen hatten die Bauarbeiten bereits am 22. April, so Refke. Knapp zwei Wochen vorher, am 9. April, hatte er im Rahmen eines Ortstermins mit dem zuständigen Bauleiter der Firma Fuchs Zeitplan und Ablauf besprochen. Das in der Baugenehmigung ursprünglich vorgegebene Zeitfenster erstreckte sich jedoch auf die Monate zwischen Anfang Oktober und Ende Februar, sodass nicht während der Brut- und Setzzeit gebaut wird. In den Planunterlagen (Fachbeitrag Naturschutz) wurde aber laut der Pressesprecherin des Rhein-Lahn-Kreises, Saskia Daubach-Metz, jedoch schon damals festgehalten, dass im Rahmen einer ökologischen Baubegleitung (ÖBB), welche vom Bauherrn beauftragt werden muss, auch ein Baubeginn außerhalb der genehmigten Zeitspanne geprüft werden kann. „Genau dies ist erfolgt und auch mit der unteren Naturschutzbehörde im Sinne des Umwelt- und Naturschutzes abgestimmt worden“, schreibt die Pressesprecherin. „Nachdem die ÖBB noch vor Ostern abgeschlossen werden konnte, stand dem Baubeginn unmittelbar nach Ostern nichts im Wege“, stellt Thomas Refke noch fest.

Baustelle offenbar ungesichert

Eine Missachtung der Naturschutzauflagen vermutet hingegen die Bürgerinitiative (BI) Schönborn. „Die Baugenehmigungen legen eine Bauverbotszeit von März bis September aus Naturschutzgründen fest“, betont die BI. „Die Baumaßnahmen haben jedoch bereits vor und nach den Ostertagen begonnen, ohne dass eine Ausnahmegenehmigung vorgelegt werden konnte.“ Zuerst hätten auch spätabends Mäharbeiten und Vergrämungsmaßnahmen stattgefunden, gefolgt am 8. April von Vermessungs- und Absteckmaßnahmen. Außerdem habe man am 9. April dort eine Person angetroffen, welche die Wiese nochmals mähte und offenbar angab, ein neues Naturschutzgutachten anzufertigen. Die BI stellt daher die Frage nach der Werthaltigkeit dieser erneuten ökologischen Untersuchung: Auf einer zuvor wiederholt gemähten Wiese und nach Durchführung wiederholter Vergrämungsmaßnahmen zu Beginn der Wachstumsperiode, wenn gerade die Wildtiere anfangen, ihre Brutplätze zu suchen, kritisiert die BI die Vorgehensweise. „Bis heute“ (Stand 6. Mai) sei ihnen dieses Gutachten auch nicht vorgelegt worden und auf der Baustelle sei keine Baugenehmigung / Roter Punkt angebracht, schreibt die BI. „Seit Baubeginn ist die Baustelle ungesichert und stellt mit einer zeitweise etwa 100 Quadratmeter großen und etwa drei Meter tiefen Baugrube ein Verletzungsrisiko für Mensch und Tier dar“, so ein weiterer Kritikpunkt.

„Die Baustellensicherung ist inzwischen erfolgt“, erklärt Thomas Refke auf Nachfrage. Ihm selbst sei der Sachverhalt auch aufgefallen, und er habe das beauftragte Bauunternehmen entsprechend informiert. Ihm liegt inzwischen eine Fotografie des aufgestellten Bauschilds mit dem Roten Punkt vor. „Die Betonierarbeiten sind abgeschlossen und die Baugrube abgedeckt“, sagt der Bürgermeister. Nun muss der Beton aushärten. „Die Ortsgemeinde ist nicht der Bauherr“, erläutert er noch einmal die Hintergründe. „Die Ortsgemeinde hat das Grundstück für den Bau des Funkmastes gemäß einem Gemeinderatsbeschluss vom 19. Mai 2020 verpachtet.“ Der Pächter des Grundstücks ist die Firma American Tower Corporation (ATC). „Der Funkmast wird von der Firma Telefónica (O2) genutzt.“

Mastaufbau für Anfang Juli geplant

Zu Beginn des Projekts 2020 war der Vertragspartner der Ortsgemeinde noch die damalige Deutsche-Telekom-Tochter, die Deutsche Funkturm GmbH (DFMG). Inzwischen wurden die Gebiete zwischen den Mobilfunkunternehmen laut Thomas Refke anders aufgeteilt, sodass die ATC nun in Schönborn aktiv ist. „Im Rahmen der Übernahme hat die ATC den Bauantrag noch einmal neu gestellt. Der Standort des Funkmastes wurde dabei um einen halben Meter verschoben.“ Das könne auch die Ursache sein, warum es das Gerücht gibt, dass die Ortsgemeinde ein weiteres alternatives Grundstück zur Verfügung gestellt habe, vermutet Refke. Eine zweite Fläche habe es aber nicht gegeben. „Auch gegen diesen Bauantrag der ATC und die spätere Baugenehmigung sind Widerspruchsverfahren anhängig“, stellt dagegen die BI noch fest.

„Der Aufbau des Mastes ist für Anfang Juli (Kalenderwoche 27) geplant“, erläutert der Bürgermeister das weitere Vorgehen. Für die Stromversorgung wird ein Erdkabel parallel zur Kreisstraße vom Ortsausgang bis zum Maststandort verlegt. Dies soll voraussichtlich zwischen den Kalenderwochen (KW) 28 und 30 erfolgen. Die Erstellung des Außenbereichs rund um den Funkmast und der Rückbau der Baustelle sind für die KW 28 und 29 geplant. In der KW 31 sollen die Elektroarbeiten für die Stromversorgung und den Zählereinbau stattfinden. „Die finale Abnahme und Inbetriebnahme ist noch nicht terminiert“, so Thomas Refke abschließend über den aktuellen Stand der Dinge.

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