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Balduinstein: Teurer Neubau von Lahnbrücke im Zeitplan
Der Blick von der Langenscheider Seite aus auf die beiden Pfeiler der neuen Lahnbrücke.
Johannes Koenig

8,6 Millionen Euro kostet der Bau der neuen Balduinsteiner Lahnbrücke. Einblick in den aktuellen Stand der Arbeiten gab nun der für die Baustelle zuständige Diezer Dienststelle des Landesbetriebs Mobilität (LBM).

. Es geht sichtbar voran auf der Baustelle der neuen Lahnbrücke bei Balduinstein. Auf der Balduinsteiner Seite wird gerade eines der beiden Widerlager hochgezogen. Dabei handelt es sich um den massiven Unterbau, der jeweils den Übergang zwischen der Brückenkonstruktion und dem Uferbereich herstellt. In der Lahn entstehen außerdem gerade die beiden Brückenpfeiler. Entsprechend zufrieden wirken der stellvertretende Dienststellenleiter des Landesbetriebs Mobilität (LBM) in Diez, Maximilian Duhr, und sein mit der Bauaufsicht betrauter Kollege Markus Metternich. Fast zwei Stunden lang nehmen sich die beiden Experten Zeit, über den Stand der Arbeiten an dem rund 8,6 Millionen Euro teuren Bauwerk zu berichten.

„Zum jetzigen Zeitpunkt werden sowohl der Kostenrahmen als auch der Zeitplan eingehalten“, erklärt Duhr während des Gesprächs im Bürocontainer, welcher passgenau direkt neben dem Bahngebäude, der Brückenzufahrt und dem Bahnübergang positioniert ist. „Die Platzverhältnisse sind eine Herausforderung“, räumt Duhr daher auch ein. Denn das enge Lahntal mit Bahnhofsgelände, Straße und Leinpfad bietet relativ wenig Platz für die Baustelleneinrichtung. Hinzu kommt, dass die alte Lahnbrücke weiterhin in Betrieb ist, also der Durchgangsverkehr in Richtung Geilnau und Langenscheid normal weiterläuft. Die neue Brücke verläuft daher in einem leichten Bogen über die Lahn, da einerseits Abstand zur bestehenden Brücke gewahrt werden muss und gleichzeitig die Anschlusspunkte an Straßen und Bahnübergang fix sind und nicht großartig verschoben werden können.

Die Verpresspfähle für das noch zu bauende Widerlager ragen schon aus dem Gestein und werden die auf das Bauwerk einwirkenden Kräfte in den Boden weiterleiten.
Johannes Koenig
Der Brückenpfeiler auf der Langenscheider Seite muss noch weiter betoniert werden.
Johannes Koenig
Der Blick von der Langenscheider Seite aus auf die beiden Pfeiler der neuen Lahnbrücke.
Johannes Koenig
Der zweite Brückenpfeiler ist quasi zur Hälfte fertigbetoniert.
Johannes Koenig
Spundwandkästen und Brückenpfeiler von der alten Brücke aus gesehen.
Johannes Koenig
Der Blick von der alten Brücke aus auf die Bewehrung des Widerlagers der neuen Lahnbrücke.
Johannes Koenig
Die Spundwandkästen halten während der Bauarbeiten die Baugrube für den Brückenpfeiler in der Lahn trocken.
Johannes Koenig
Der Blick von außen auf die Schalung des Widerlagers.
Johannes Koenig
Die Arbeiten am Widerlager auf der Balduinsteiner Seite sind bereits weit fortgeschritten. Zu sehen ist die Bewehrung, also das Stahlgerippe, das im Beton eingelegt wird und die Belastungsfähigkeit des Bauwerks steigert.
Johannes Koenig
Der Blick von der Balduinsteiner Seite aus auf den ersten der beiden neuen Brückenpfeiler.
Johannes Koenig
Markus Metternich (links) und Maximilain Duhr vom LBM in Diez erläutern den aktuellen Stand der Brückenbaustelle in Balduinstein.
Johannes Koenig
Ein Blick in die Verstärkungselemte (Bewehrung) ddes Brückenpfeilers auf der Langenscheider Seite. Die Stahlelemte werden einbetoniert und erhöhen die Belastungsfähigkeit des Bauwerks.
Johannes Koenig
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„Die alte Brücke ist seit 1951 in Betrieb und auf eine Traglast von 12 Tonnen beschränkt“, erklärt Duhr. Das gilt auch für Baustellenfahrzeuge wie Kräne und Betonmischer, die zum Teil lange Umwege fahren müssen, weil sie nicht über die Brücke können. Die Traglastbeschränkung ist daher auch ein Hauptgrund für den Neubau. „Die Brücke ist zwar noch sanierungsfähig, aber nicht sanierungswürdig“, bringt es Duhr auf den Punkt. Bauherr ist der LBM, aber da es sich bei der Verkehrsbindung um eine Kreisstraße handelt, trägt der Rhein-Lahn-Kreis die Kosten. Gemildert wurde die finanzielle Last für den Kreishaushalt jedoch bereits im April vergangenen Jahres, als Verkehrsministerin Daniela Schmitt Landrat Jörg Denninghoff einen Förderbescheid in Höhe von rund 5,9 Millionen Euro überreichte. Mitte Juli ging es dann auch schon mit den Bauarbeiten los. So wurden im vergangenen Jahr bereits die beiden Spundwandkästen mitsamt Schiffsanprallschutz in der Lahn errichtet, um dort die Baugrube für die Brückenpfeiler auszuheben. Denn die Fundamente müssen direkt auf dem Felsen aufsetzen. Ebenfalls zu sehen sind auf der Langenscheider Seite die in den Felsen eingelassenen sogenannten Verpresspfähle, die das dort noch zu bauende Widerlager im Fels verankern und die dort wirkenden Kräfte ans umgebende Gestein weitergeben. Bei dem bereits zu sehenden Widerlager auf der Balduinsteiner Seite übernehmen in den Boden getriebene Bohrpfähle diese Funktion.

„Die Vollsperrung des Radweges wurde im Vorfeld extra so abgestimmt, dass sie in die Wintermonate geschoben wurde.“
Dennoch kam es laut Maximilan Duhr immer wieder zu Pöbeleien gegenüber Baustellenmitarbeitern.

„Nach Fertigstellung der beiden Widerlager und der Pfeiler erfolgt die Herstellung des Überbaus“, erläutert Maximilian Duhr die weiteren Schritte. „Hierzu wird im Mai mit dem Aufbau des Traggerüstes begonnen, welches als Auflager für den Schalkörper des Überbaus dient.“ Oder anders ausgedrückt: Das Traggerüst in Verbindung mit der Schalung bildet quasi die „Backform“ für die zu betonierende Brücke. Entsprechend aufwendig ist die Montage des Gerüstes, das aus rund 50 Stahlträgern und Tausenden von Teilen besteht. Die großen Stahlträger werden dabei per Kran in Position gebracht und später auch wieder abgebaut. Wenn alles nach Plan verläuft, stehen Gerüst und Schalung bis September, sodass dann mit den Bewehrungsarbeiten begonnen werden kann. Dabei geht es um das Verlegen des Stahlgerippes, das dann im Beton eingelegt ist und die Tragfähigkeit des Bauwerks erhöht.

Brückenüberbau soll noch vor dem Winter stehen

„Zielsetzung ist die Fertigstellung des Überbaus vor dem Winter“, so Duhr. Danach folgt wohl im nächsten Jahr unter anderem der Bau von Fahrbahnen, Bürgersteigen und Geländern. Rund 600 Kubikmeter wird der Brückenüberbau messen, während der Unterbau mit Widerlagern und Brückenpfeilern bei einer Größe von geschätzten 250 Kubikmetern liegt. Mit einer Fahrbahnbreite von 8,30 Metern anstatt der bisherigen 4,60 Metern wird die neue Brücke deutlich größer und allen modernen Verkehrsanforderungen gerecht. So ist dann auch die bisherige Traglastbeschränkung von 12 Tonnen Geschichte und auch die Gehwege werden breiter. Denn statt jeweils ein Meter pro Brückenseite, werden es zukünftig zwei Meter auf einer Seite und 1,15 Meter auf der anderen Seite sein. Die alte Brücke wird dann nach Inbetriebnahme der neuen abgerissen.

Gab es bei den Bauarbeiten schon irgendwelche Komplikationen? „Nein“, gibt Duhr Entwarnung. „Der Baugrund bestätigte bisher die vorherigen Erkundungen.“ Einen neuralgischen Punkt rund um die Baustelle gibt es jedoch dennoch, und zwar in Gestalt des stark frequentierten Lahnradwegs. „Seit dem 31. März ist der Lahnradweg wieder für den Verkehr freigegeben“, sagt Duhr. „Die Vollsperrung des Radweges wurde im Vorfeld extra so abgestimmt, dass sie in die Wintermonate geschoben wurde.“ Dennoch kam es wohl fast täglich zu Missachtungen der Sperrung, so wurden unbefugt die Absperrungen geöffnet und der Baustellenbereich betreten. Dabei kam es auch zu Beschimpfungen des Baustellenpersonals. „Dies möchten wir zum Anlass nehmen, nochmals an die Verkehrsteilnehmer hinsichtlich eines respektvollen Umgangs miteinander zu appellieren“, betont Duhr. Denn auch in Zukunft kann es immer wieder mal zu zeitweisen Vollsperrungen kommen, welche im Voraus angekündigt und mit einem Umleitungskonzept begleitet werden.

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