Ende kommender Woche könnte Zugverkehr in Niederlahnstein wieder aufgenommen werden
Bahnmanager zur Vorgehensweise nach Zugunglück: Alles mit Behörden abgesprochen
Bauarbeiter verlegen am 14. September in der Nähe des Bahnhofs Niederlahnstein neue Gleise. Zweieinhalb Wochen zuvor waren an dieser Stelle ein Güterzug entgleist und aus den umgekippten Kesselwagen rund 100.000 Liter Diesel ins Erdreich gesickert. Foto: Tom Frey/dpa
dpa

Lahnstein. Wenn alles weiter gut läuft, kann Mitte, Ende der kommenden Woche der Betrieb am Bahnhof von Niederlahnstein wieder aufgenommen werden: Diese Nachricht hatte Frank Osteroth zum jüngsten Jour-fixe-Termin ans Stellwerk mitgebracht. Zum insgesamt vierten Mal stellte sich der Leiter der Produktionsdurchführung der DB Netz AG dort den kritischen Fragen von Bürgern, Politikern und Journalisten. Eingeladen hatte auch diesmal wieder die Bürgerinitiative (BI) im Mittelrheintal gegen Umweltschäden durch die Bahn um ihren Sprecher Willi Pusch.

Bauarbeiter verlegen am 14. September in der Nähe des Bahnhofs Niederlahnstein neue Gleise. Zweieinhalb Wochen zuvor waren an dieser Stelle ein Güterzug entgleist und aus den umgekippten Kesselwagen rund 100.000 Liter Diesel ins Erdreich gesickert. Foto: Tom Frey/dpa
dpa

Frank Osteroth wehrte sich gegen jüngste Kritik vonseiten der Politik, weil rund 20.000 Liter Dieselkraftstoff vorerst im Erdreich verbleiben sollen. „Alle bisher eingeleiteten Maßnahmen und Entscheidungen sind gemeinsam mit den Behörden getroffen worden“, betonte der Bahn-Manager. Eine Aussage, die ein anderes Licht auf jüngst getätigte Äußerungen aus der Politik werfen. Denn Landrat Frank Puchtler hatte in dieser Frage beim letzten Ortstermin nicht unbedingt den Eindruck erweckt, von Beginn an eingebunden zu sein. Osteroth machte nun aber deutlich, dass alle bisherigen Maßnahmen „mit der Unteren Wasserbehörde des Rhein-Lahn-Kreises abgestimmt sind“.

„Heute sind auch die Ergebnisse der letzten Bohrungen gekommen“, erklärte er. „In enger Absprache mit den Behörden werden wir nun entscheiden, was noch getan werden muss.“ Denn jetzt erst, wo alle Messungen abgeschlossen seien, könne man auch Konzepte entwickeln, wie man dem verbliebenen Dieselkraftstoff im Boden begegne. Frank Osteroth nannte Injektionen oder thermische Bodensanierung als mögliche Optionen.

Auch wenn nicht viele Bürger zum Jour fixe gekommen waren, mussten sich die Bahnverantwortlichen einiges an Kritik anhören. Sie wehrten sich allerdings gegen den Eindruck, eigenmächtig zu handeln. Foto: Tobias Lui
tl

Der Hintergrund: Die Bahn hatte zwar rund 20 000 Tonnen mit Diesel verseuchtes Erdreich ausgebaggert und abtransportiert (in eine Recyclinganlage bei Bochum), nachdem aus den entgleisten und leckgeschlagenen Kesselwagen mindestens 100.000 Liter Diesel ins Erdreich geflossen waren. Doch zwischen 10.000 und 30.000 Liter waren tiefer versickert und wurden nicht aufgenommen – unter anderem, weil es sich hierbei um den Boden rund um und unter den Oberleitungsmasten handelte. Wäre dieses Erdreich ebenfalls ausgehoben worden, so hätte dies den Bahnbetrieb weitere vier Monate lahmgelegt. Also habe man diese drei Bereiche zunächst ausgelassen – „mit Zustimmung der Unteren Wasserbehörde“, wie Osteroth mehrfach wiederholte. Der Kreis habe also mitentschieden. Auch Lahnsteins Oberbürgermeister Peter Labonte hatte die Aussparungen beim Bodenaushub kritisiert und wirkte irritiert von Osteroths Angaben. Die Stadt habe von Anfang an so gut wie keine Informationen bekommen, betonte er. „Mir geht es vor allem darum, dass jemand für alle Schäden, auch die, die erst in den kommenden Jahren oder Jahrzehnten sichtbar werden, aufkommt“, erklärte Lahnsteins Stadtoberhaupt. Dieser jemand könne nur der Verursacher sein, so der OB, der eine schriftliche Zusicherung der Bahn vorschlug, für künftige Folgen geradezustehen.

Eine Bürgerfrage blieb unbeantwortet, weil Frank Osteroth auf die Ermittlungen der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung verwies: Warum nutzte der Lokführer Gleis 4, welches normalerweise nur befahren wird, wenn „dispositorische Gründe“ (Osteroth) dies notwendig machen? Die entsprechende Weiche ist nämlich auf maximal 40 Stundenkilometer ausgelegt, auf der anderen Weiche wäre der Zug möglicherweise nicht entgleist. „Dazu kann und möchte ich aktuell nichts sagen.“

Top-News aus der Region