Denn eine Voraussetzung, um als Badeaufsicht zu arbeiten, ist das DLRG-Rettungsschwimmerabzeichen Silber. Das müssen sowohl Angestellte als auch Ehrenamtler vorweisen. „Was das hauptberufliche Personal angeht, lässt sich sagen, dass die Arbeitszeiten mit der der Gastronomie vergleichbar und damit für viele unattraktiv sind“, erklärt Zimmermann. „Arbeiten am Wochenende und wenn es heiß ist, ist für viele kein attraktiver Job mehr“, weiß auch Andreas Gravelius. Verschärft wurde das Problem durch die Corona-Pandemie. „Viele Bäder waren geschlossen, und das Personal wurde auf andere Posten wie den Bauhof versetzt.“ Oder sie wechselten gleich Arbeitgeber und Branche und arbeiten jetzt ganz woanders.
Diez. Die Vorfreude ist Andreas Gravelius förmlich anzusehen: Nachdem die vergangene Saison am Diezer Baggersee wegen des Auftretens der Burgunderblutalge bereits Anfang September endete, sieht das Wasser nun wieder kristallklar aus.Lang erwartet: Diezer Baggersee öffnet seine Tore
Hinzu kommt, dass die Zeit der „Halbgötter in Weiß“ vorbei ist. „In den 1970er-Jahren hatte man sich an das gehalten, was der Bademeister sagt“, erinnert sich Gravelius. Nun fehle es häufig an Respekt. „Viele Bäder müssen inzwischen Security-Personal einsetzen, damit sich die Aufsicht aufs Wasser konzentrieren kann und nicht noch Konflikte auf der Badewiese schlichten muss.“ Hinzu kommt, dass auch die Zahl der Studenten abnimmt, die als Ferienjobber bereitstehen und qualifiziert sind.
Zum Leben retten muss man nicht fließend Deutsch sprechen.“
Andreas Gravelius sieht sich wie zuvor Kirsten Darda nach ausländischen Fachkräften um.
„Denn viele Studenten hatten früher ihren Rettungsschwimmerschein schon für die weitere berufliche Zukunft oder aus dem eigenen Hobby heraus absolviert“, so die Beobachtung. Aber durch die verschulten Studiengänge hat sich die Situation grundlegend geändert. „Denn heute werden in den Semesterferien Klausuren geschrieben oder Praktika durchgeführt.“ Davon sind auch die Studenten bei der DLRG betroffen. Und auch die anderen Aktiven müssen mit ihrer Zeit haushalten. „Denn wir sind ehrenamtlich unterwegs“, betont Zimmermann. Und da müsse man Job und Ehrenamt unter einen Hut bringen. Zu den normalen Öffnungszeiten haben Mitglieder daher nur selten frei oder müssen das mit ihrem Jahresurlaub verknüpfen.
„Im Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützen wir im Wasserrettungsdienst sowohl den Herthasee als auch das Birlenbacher Freibad“, ergänzt Zimmermann. Hinzu kommen die Ausbilder, die dreimal in der Woche im Diezer Hallenbad aktiv sind, um Interessierten aller Altersgruppen das Schwimmen beizubringen und die Einsatzfähigkeit der Ortsgruppe sicherzustellen. Auch am Diezer Baggersee war die DLRG vertreten. „Dieses Jahr kam aber das grüne Licht für den Badebetrieb relativ spät“, so der Vorsitzende. Daher habe man für den Baggersee diesmal kaum Kapazitäten frei.
Noch bis Ende August sind die Südamerikaner Juan und Marisol in Rheinland-Pfalz und arbeiten im Birlenbacher Freibad als Rettungsschwimmer. Wie es dazu kam und was ihnen an Deutschland besonders gefällt.11.000 Kilometer von Zuhause entfernt: Zwei Argentinier arbeiten als Bademeister in Birlenbach
Im Birlenbacher Freibad gibt es wiederum noch Unterstützung von jenseits der Landesgrenze aus Hessen. „Die DLRG Kirberg ist montags mit ihrem Kinderschwimmkurs und dem anschließenden eigenen Training hier“, so Pächterin Kirsten Darda. „Und die DLRG Diez wurde noch vom damaligen VG-Bürgermeister Michael Schnatz angestoßen, als es anfing, mit der Badeaufsicht eng zu werden und ist seitdem eine gute zuverlässige Unterstützung.“ Und welche Möglichkeiten gibt es in Zukunft, um die Personalknappheit zu lösen? „Wir arbeiten mit dem Arbeitsamt zusammen“, erzählt Andreas Gravelius. So ist zum Beispiel der Einsatz von Ukrainern denkbar. „Denn zum Leben retten muss man nicht fließend Deutsch sprechen.“
Keine Altersgrenze – Voraussetzungen für angehende Rettungsschwimmer
„Für Rettungsschwimmer oder Wasserretter gelten klare Voraussetzungen“, erläutert Dirk Zimmermann die Hintergründe. „Eine Altersobergrenze gibt es nicht, entscheidend ist die körperliche Fitness.“ Diese wird am deutschen Rettungsschwimmabzeichen in Silber und einer „Run-Swim-Run-Übung“ gemessen, sodass ältere Mitglieder ebenfalls eingesetzt werden können. „Die Ausbildung zum Rettungsschwimmer oder zum Wasserretter bedarf mehrerer Wochen“, so Zimmermann. Im Internet ist von 16 Lerneinheiten zu 45 Minuten die Rede. Rettungsschwimmer müssen dabei den bereits erwähnten Rettungsschwimmerschein in Silber machen. „Wasserretter besuchen noch zusätzlich eine Fortbildung im Bereich Funk und einen Lehrgang zur Theorie und Praxis des Wasserrettungsdienstes.“ joa