Verein Bad Emser Bohrturm aufgelöst
Bad Emser Verein löst sich auf: Technikdenkmal ist gerettet
Zu einer letzten Sitzung trafen sich kürzlich die Mitglieder der Bohrturmfreunde, die die Auflösung des Vereins beschlossen.
privat

Bad Ems. Ein letztes Mal kamen die Mitglieder des Vereins Bad Emser Bohrturm zusammen, um eine Hauptversammlung abzuhalten – und um den Verein aufzulösen.

Über die Sitzung berichtet Vereinsmitglied Frank Girmann in einer Presseerklärung. Im Sälchen des Restaurants Adria Kroatien wurde unter der Leitung der stellvertretenden Vorsitzenden Katja Laupert beendet, was 2010 mit der Vereinsgründung sehr erfolgreich startete: die Sanierung des alten Bohrturms in der Mainzer Straße, einem eisernen Technikdenkmal über einer aktiven Thermalquelle, was so ziemlich einmalig in Deutschland ist.

Dabei sah es zu Beginn nicht sonderlich gut für den Turm aus. Äußerlich ziemlich heruntergekommen, mit maroden Dächern und verrotteter Holzschalung gab er für Laien ein schäbiges Bild ab. Das Objekt hatte keinen Denkmalschutz und Bestrebungen für eine Unterschutzstellung wurden damals von der Stadt Bad Ems (2000) sowie vom Eigentümer Staatsbad Bad Ems GmbH in Gestalt von Geschäftsführer Reinhard Hoppe (2001) vehement abgelehnt.

Denkmalstatus verliehen

Der am 8. Juli 2003 von der Kreisverwaltung Rhein-Lahn verfügte Denkmalstatus hatte dann auch umgehend eine Klage vor dem Verwaltungsgericht zur Folge. Letztlich vergebens, denn 2008 zog das Staatsbad seine Einwände vor dem Kadi zurück.

Ungeachtet dieser Schwierigkeiten nahmen sich stattdessen Emser Bürger ehrenamtlich der Rettung des Bohrturms an und gründeten eigens dazu am 1. Juli 2010 den Verein Bad Emser Bohrturm. Schon bei der ersten Zusammenkunft war klar, dass dies eine rein projektorientierte Vereinsgründung sein würde und zeitnah Ergebnisse zu sehen sein sollten. Diese ließen nicht lange auf sich warten. Noch im Dezember des selben Jahres konnten mithilfe der Emser Feuerwehr und deren Drehleiter in schwindelnder Höhe durch ein Ingenieurbüro der Istzustand des Turms und der nötige Sanierungsaufwand ermittelt werden.

2011 ging es dann Schlag auf Schlag, nachdem Landesfinanzminister Carsten Kühl im Februar persönlich an der Baustelle den Förderbescheid überreicht hatte. Die Quelle bekam eine Schutzeinhausung und das hohe Bauwerk des Turms ein riesiges Baugerüst. Die Aktiven des Bohrturmvereins entfernten die marode Holzschalung, sodass anschließend die Stahlbauer der Eisenkonstruktion einen neuen Fußrahmen verpassen konnten (dafür musste der Turm angehoben werden). Jetzt war dessen Standsicherheit wiederhergestellt.

Nun folgte unter Planen von oben bis unten per Sandstrahlen die Entrostung oder Entfernung des Altanstrichs durch ein Fachunternehmen. Ein Bad Emser Dachdeckerbetrieb dichtete Turmdach und Podeste. Der Verein schwang parallel Pinsel und Farbwalzen, um die zuvor ermittelte Urfarbe – ein leuchtendes Blau – aufzutragen.

Maschinenhaus saniert

Nachdem der Turm frisch saniert glänzte, ging es an die Instandsetzung des angebauten Maschinenhauses, an dem ebenfalls der Zahn der Zeit im Verbund mit dem Holzwurm nagte. Die Baugenehmigung dazu lag 2013 vor. Hier hat der Verein vieles in Eigenleistung bewältigt, unterstützt durch den bewährten Dachdeckerbetrieb. 2014 war das meiste geschafft, die vielen kleinen Restarbeiten zogen sich personalbedingt dann schlussendlich bis Herbst 2023 hin, als mit Einbau des Sprossenfensters auch dieses Projekt abgeschlossen werden konnte.

Am 15. Dezember 2023 traf sich die kleiner gewordene Schar der Bohrturm-Mitglieder, um als Schlussakkord den Verein aufzulösen – denn dessen Ziele waren erreicht. Zum Ende hin kam natürlich etwas Wehmut auf, der sich beim Rückblick über das Geleistete jedoch schnell verflüchtigte. Im Andenken an die leider viel zu früh verstorbenen Vorsitzenden, Bauleiter und seinerzeit Aktiven Christoph Heuchemer, Klaus Griese und Jürgen Eigenbrod, schloss diese letzte Mitgliederversammlung in der Gewissheit, für die Heimatstadt Bad Ems in Gestalt des renovierten Bohrturms ein technisches Kleinod fit für die Zukunft gemacht zu haben.

Dass dem Denkmal gute Aussichten winken, zeigen positive Signale des amtierenden Staatsbad-Geschäftsführers Achim Deusner in Hinsicht auf Bewahrung und Nutzung des Turms. red

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