Der Bad Emser Gastronom und Kommunalpolitiker entgleiste in dem sozialen Netzwerk regelrecht und machte auch vor Unterstellungen und Beleidigungen nicht halt.
Der Anfang-40-Jährige zieht nach diesen öffentlichen Streitigkeiten, die wohl einen familiären Hintergrund haben, die Konsequenzen. Was ist passiert?
Es ist die Nacht zum 26. Dezember. Unter einem Facebook-Beitrag der von Wieseler betriebenen Gaststätte eskaliert die Situation. Es kommt so weit, dass die Polizei in der Gaststätte anrückt. Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigen die Bad Emser Beamten am Dientag, dass Anzeige wegen Beleidigung erstattet worden ist. Es war nicht das erste Mal, dass Kommentare des Kommunalpolitikers zu später Stunde – gelinde gesagt – Unverständnis hervorriefen.
Zwei Tage danach folgt Wieselers Entschuldigung in Richtung des angesprochenen Paares aus seinem engsten Familienkreis. Er entschuldige sich für sein „dummes Fehlverhalten vorgestern Nacht“, schreibt er. „Es tut mir leid, nichts von meinen Äußerungen ist auch nur annähernd so!“ Da der ursprüngliche Eintrag zu diesem Zeitpunkt bereits verborgen ist und offenbar nicht von jedem gelesen wurde, erntet die vermeintliche Einsicht Wieselers mehrfach den Kommentar „Respekt“.
Das kann eine Nutzerin nicht stehen lassen. Angesichts der getätigten Aussagen verdiene diese Entschuldigung wirklich keinen Respekt. In Bad Ems verbreitet sich die Facebook-Affäre wie ein Lauffeuer. Screenshots der gelöschten Kommentare machen die Runde. Aus der Welt ist das Thema nicht. Nach Informationen unserer Zeitung waren aus Reihen des Bad Emser Stadtrats schnell Rücktrittsforderungen zu hören.
Auf Nachfrage gibt sich Wieseler am Dienstag reumütig. Es sei falsch gewesen, private Streitigkeiten öffentlich über die sozialen Medien zu äußern. „Das sollte man selbst dann nicht tun, wenn es sachlich und höflich passiert“, heißt es in der Stellungnahme. Dass es dennoch zu einer Eskalation gekommen ist, erklärt der Gastronom und Kommunalpolitiker damit, dass er zu viel gefeiert habe und sich nicht mehr genau erinnern könne. Außerdem sei er wegen Corona aktuell in einer schwierigen Phase und großem Druck ausgesetzt. „Das kann den Vorfall erklären, soll und kann ihn aber nicht entschuldigen: Ich habe Mist gebaut und werde dafür auch die Konsequenzen tragen.“
Die Entschuldigung auf Facebook war laut Wieseler nur ein erster Schritt. „Nach einer solchen Entgleisung sollte man wohl auch eine gewisse Zeit ,die Klappe halten' – deshalb habe ich mein Facebook-Profil stillgelegt. Außerdem werde ich der FDP anbieten, meine kommunalen Ämter zur Verfügung zu stellen“, so die deutliche Ansage Wieselers. Für die Liberalen ist er vielfältig aktiv. Seit sieben Jahren sitzt er im Bad Emser Stadtrat, seit drei Jahren ist er Fraktionssprecher der FDP im Verbandsgemeinderat Bad Ems-Nassau, und bei den Kommunalwahlen 2019 wurde er auch in den Kreistag gewählt. Im Wahlkreis Koblenz/Lahnstein schickte ihn die FDP als Direktkandidat für den Bundestag ins Rennen.