Bewegende ökumenische Aktion in Bad Ems stellt "Gut und Böse" in Fokus - Filme, Basteln, Spielen, Feiern und tolle Orgelklänge
Bad Ems startet in die Karwoche: Harry Potter begleitet Kinder und Jugend in der Passion
In der mystisch illuminierten katholischen Kirche St. Martin begann und endete die zweitägige „Potter-Passion“ mit Spiel, Spaß, Filmen und magischen Klängen. Foto: Dekanat Nassauer Land/Bernd-Christoph Matern
Dekanat Nassauer Land/Matern

Bad Ems. Erstmals hatten die evangelische und die katholische Kirchengemeinde Bad Ems zusammen mit dem Jugendzentrum der Stadt zu einer „Potter-Passion“ eingeladen.

Hinter dem außergewöhnlichen Start in die Karwoche steckte das Ziel, über die beliebte Roman- und Filmfigur Harry Potter sowohl Kindern und Jugendlichen als auch Erwachsenen Denkanstöße zu vermitteln, was sie von dem jungen Protagonisten mit Zauberfähigkeiten lernen und in den Alltag mitnehmen können, um zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, berichtet das Dekanat Nassauer Land über die Hintergründe dieses Angebots.

Vier Filme gab es insgesamt an den beiden Tagen im evangelischen Gemeindehaus in der Kirchgasse zu sehen. Nicht alle Kinder hatten so viel Sitzfleisch. Der Fackelzug, den zur Eröffnung am Sonntag die evangelische Gemeindepfarrerin Lieve Van den Ameele, ihr katholischer Amtsbruder Michael Scheungraber und JUZ-Leiterin Claudia Jedrzejewski begleiteten, war auf dem Rückweg am Montagabend von der Kirchgasse zum Kurpark in die katholische Kirche etwas geschrumpft.

Zauberstäbe und Hexenbesen

Zwischen den Filmen gab es am ersten Osterferientag auch Kurzweil. Zauberstäbe wurden gebastelt und – das machte besonders viel Spaß – Quidditch trainiert und gespielt; auf Hexenbesen mussten dabei Bälle ins Ziel bugsiert werden.

Zurück zu den Filmen und dessen berühmtem Titelhelden. Dem werden immer wieder schwierige Entscheidungen abverlangt, wie Lieve Van den Ameele und Michael Scheungraber noch einmal in einer Dialog-Predigt zum Abschluss des zweitägigen Events in der katholischen Kirche St. Martin betonten. Zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, werde allen Menschen abverlangt, nicht nur einmal, sondern immer wieder.

Auch Jesus sei das im Garten Gethsemane so gegangen, verglichen die Theologen: „Zieh ich's durch oder nicht?“, sei ihm da durch den Kopf gegangen. Am Ende bleibe einzig die Liebe – im Film wie im Leben – der wichtigste Maßstab, sich fürs Richtige zu entscheiden, auch als Antwort auf Gewalt.

Damit es nicht beim cineastischen Konsumieren blieb, waren im katholischen Gotteshaus verschiedene Stationen aufgebaut. Eine Wand mit weisen Worten etwa, die Autorin Joanne K. Rowling für ihre Romane ersonnen hat wie: „Wir haben alle sowohl eine helle als auch eine dunkle Seite in uns. Es kommt darauf an, welche Seite wir für unser Handeln aussuchen. Das macht uns wirklich aus.“

Es gab einen Spiegel, der zeigte, was man liebt oder nicht so gern sieht. Leuchtende Kerzen wurden für eine Hoffnung angezündet, Steine für eine Sorge abgegeben, Wasserkreuze empfangen und Fürbitten in eine Schatzkiste gelegt. Als „Snitch“, dem kostbarsten Ball, mit dem beim Qudditch zu punkten ist, formulierten die Kinder eigene Wünsche, die zum „Game-Changer“ werden könnten.

Klänge von der Sandtner-Orgel

Ein Genuss für sich waren die Klänge, mit denen der katholische Bezirkskantor Jan Martin Chrost an der Sandtner-Orgel das mystisch beleuchtete Kirchenschiff erfüllte. Zum Auftakt begleitete ihn Mats Hildesheim an der Violine. „Hogwarts' March“, „Hedwig’s Theme“, „Hogwarts' Hymn“ und andere Melodien der Filmreihe ließ der Kantor mit der ganzen Bandbreite an Registern erklingen, mal sphärisch, mal kraftvoll – das wirkte noch authentischer und magischer, als es die tollste Verstärkertechnik vermag: als wäre man mittendrin im Filmgeschehen – einfach zauberhaft.

Für die Ohren der jungen Potter-Fans mögen das besonders eindrucksvolle und bleibende Schlussakkorde gewesen sein, die sie auf dem Heimweg begleiteten, ebenso wie die bunten Armbänder mit der Aufschrift „Der Herr ist mein Hirte“. red

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