Vom 1. Juli an dürfen Traktoren und landwirtschaftliche Gespanne die B 49 zwischen den Anschlussstellen Offheim und Löhnberg nicht mehr befahren. Wie Hessen Mobil auf Anfrage mitteilte, wird die Bundesstraße an diesem Tag zur „Kraftfahrstraße“ (Schnellstraße) hochgestuft. Das bedeutet, dass nicht nur der nicht motorisierte Verkehr, sondern auch alle Fahrzeuge, die bauartbedingt höchstens 60 km/h fahren können, diesen Streckenabschnitt nicht mehr benutzen dürfen. Betroffen von dieser Regelung sind fast alle landwirtschaftlichen Fahrzeuge, aber auch Fahrräder, Mofas, Mopeds und Rollstühle.
Lkw hingegen dürfen auf der B49 ab oder bis zur Abfahrt Offheim künftig schneller fahren als bisher. Auf Bundesstraßen gilt für sie eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h, auf Kraftfahrstraßen sind bis zu 80 km/h erlaubt. Ob die geltende Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/h für Pkw zum 1. Juli aufgehoben wird, sei aber noch nicht entschieden, teilte Hessen Mobil weiter mit. Dazu bedürfe es noch „interner und externer Abstimmungen.“ Die Behörde begründet die schon seit Jahren geplante und wegen einer fehlenden Ausweichroute für Traktoren immer wieder aufgeschobene Höherstufung der B49 zur Kraftfahrstraße mit deren „Verkehrsbedeutung“, dem „autobahnähnlichen Ausbau“ und einer „Erhöhung der Verkehrssicherheit“.
Kreisbauernverband hat weiter Bedenken
Im Landkreis Limburg-Weilburg stößt die künftige Schnellstraße auf ein geteiltes Echo: Während die Industrie- und Handelskammer (IHK) Limburg den Schritt ausdrücklich begrüßt, gibt es beim Kreisbauernverband Limburg-Weilburg weiterhin Bedenken – auch wenn die Landwirte der Höherstufung im Genehmigungsverfahren zugestimmt haben. Allerdings nur „zähneknirschend“, wie der Vorsitzende des Kreisbauernverbands, Marco Hepp, auf Anfrage erklärt. Denn die in der Nähe der Bundesstraße verlaufende „Traktorautobahn“, wie die Ausweichstrecke im Volksmund genannt wird, sei mancherorts kaum mehr als ein Provisorium und könne daher auch nur als solches toleriert werden.
Zwischen Merenberg und Löhnberg existiere beispielsweise de facto keine Umfahrung, sagt Hepp; dort werde der Traktorverkehr einfach über die Kreisstraße geführt. Dies führe in Ortschaften wie Barig-Selbenhausen zu einer erhöhten Belastung mit Engstellen und damit zu längeren Fahrzeiten. Unbefriedigend sei aus Sicht der Landwirte außerdem die Situation zwischen Offheim und Dehrn, wo die Traktoren künftig einen schmalen Feldweg benutzen müssten. Bisher fuhren die landwirtschaftlichen Gespanne einfach über die B49 bis zur Abfahrt Ahlbach/Dehrn.
Ortsvorsteher: B49 bis Abfahrt Dehrn offenhalten
Der Dehrner Landwirt und Ortsvorsteher Bernd Schäfer (CDU) bemängelt die jetzt ausgewiesene Ausweichstrecke zwischen Offheim und Dehrn als unzureichend. Der dortige Feldweg sei gerade einmal drei Meter breit, sodass ein Begegnungsverkehr nicht möglich sei. „Entweder bekommen die Landwirte ihre Felder oder ihre Traktoren kaputt gefahren“, sagt der Dehrner Ortsvorsteher. Der Feldweg werde in der Erntezeit voraussichtlich von vielen Traktoren befahren, die in Richtung des Landhandels nach Dehrn fahren müssen.
Schäfer weist auf ein weiteres Problem hin, das kürzlich auch Thema im Dehrner Ortsbeirat war. Wenn die zum Teil 18 Meter langen Traktorgespanne von der Deponie Kremer und dem Arnsdorfer Hof auf den Zubringer in Richtung Dehrn fahren hätten sie nur etwa 80 Meter weit Sicht. Da dort aber 60 km/h gefahren werden darf, befürchtet Schäfer eine hohe Unfallgefahr. „Der einfachste Weg, um diese Problematik zu entschärfen, wäre, die B49 bis zur Abfahrt Runkel/Dehrn/ Ahlbach für Traktoren offenzuhalten“, sagt Schäfer. Die Verkehrssicherheit auf der schnurgerade verlaufenden Strecke wäre aus seiner Sicht gegeben. Hessen Mobil hingegen sieht aktuell keinen Handlungsbedarf und verweist auf eine breite Anhörung in den vergangenen Monaten. „Das Ersatzstreckenkonzept für den landwirtschaftlichen Verkehr wurde unter Beteiligung des Landkreises Limburg-Weilburg, der betroffenen Kommunen und auch des Kreisbauernverbandes erarbeitet. In diesem Zuge wurden mehrere Wirtschaftswege ertüchtigt und ausgebaut. Dem landwirtschaftlichen Verkehr steht ein ausreichendes und zumutbares Straßen- und Wegenetz in der Nähe der B49 zur Verfügung“, teilt die Straßenverkehrsbehörde mit.
Umwandlung gilt auch für Abschnitt der B54
Zur Kraftfahrstraße hochgestuft wird laut Information von Hessen Mobil übrigens auch die Bundesstraße B54 zwischen den Anschlussstellen Ahlbach und Hadamar/ Nieder- und Oberweyer. Auch dort gelten vom 1. Juli an die entsprechenden Verkehrsregeln. Durchweg positiv fällt hingegen das Urteil der IHK Limburg aus: „Die Umwandlung der B49 zur Kraftfahrstraße wird die Erreichbarkeit des Gewerbegebiets Offheim spürbar verbessern“, sagt Hauptgeschäftsführerin Monika Sommer. „Aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive bedeutet das schnellere Transportwege, effizientere Logistikprozesse und insgesamt einen zügigeren Warenverkehr.“ Egon Bürger, stellvertretender Vorsitzender des IHK-Verkehrsausschusses, begrüßt, dass die Schilder nun endlich der seit Jahrzehnten bestehenden baulichen Ausführung der B49 folgten. „Missverständnisse aufseiten der Lkw-Fahrer sind damit endgültig erledigt. Alle Nutzer mit Lkw auf diesem Streckenabschnitt warten schon viel zu lange auf den Vollzug als Kraftfahrstraße. Schön, dass es endlich so weit ist“, so Bürger. Auch der Verkehrsausschuss-Vorsitzende und Spediteur Jürgen Strieder sieht die Ausweisung der B49 als Schnellstraße positiv: „Es wurde ja langsam Zeit.“