Neuer Bebauungsplan
Aus für Ärztehaus in Singhofen: Gemeinde muss umplanen
Schatten und Licht: Die Pläne für ein Ärztehaus unterhalb des Zustellstützpunktes der Post sind zwar gescheitert, aber das hier gezeigte Gelände zwischen Sportplatz und Mehrzweckhalle an der Straße „Am Sportplatz“ könnte Platz für eine Wohnpflegegemeinschaft und eine Arztpraxis bieten.
Bernd-Christoph Matern

Lang ersehnt war das Ärztehaus, das die Gemeinde Singhofen bauen wollte. Doch nun kommt es anders. Der Arzt, der die Praxis im neuen Gebäude übernehmen wollte, ist abgesprungen. Was die Gemeinde nun plant.

Ein Schock für Singhofen: Das von der Gemeinde Singhofen herbeigesehnte Ärztehaus wird so wie geplant nicht verwirklicht werden können. In abgespeckter Form soll nun eine Arztpraxis an dem ursprünglich schon einmal dafür anvisierten Grundstück zwischen Mehrzweckhalle und der Straße „Am Sportplatz“ entstehen; dort ist auch eine Wohnpflegegemeinschaft vorgesehen. Eine dafür entsprechende Änderung des Bebauungsplanes wurde am Montagabend in öffentlicher Sitzung beraten und beschlossen.

Eine Sitzung des Ältestenrats Anfang April mit einem „sehr unerfreulichen Ausgang“ habe das Aus für den geplanten Standort besiegelt, erläuterte Ortsbürgermeister Detlef Paul zur Eröffnung der Beratung. Der Arzt, der ursprünglich plante, in eine arbeitsmedizinische Praxis auf dem gemeindeeigenen Grundstück zwischen Gewerbegebiet und Erich-Kästner-Straße mit dem Flurnamen „Über Zerberswies“ zu investieren, habe das Treffen beendet, weil ihm das wirtschaftliche Risiko zu groß erschienen sei. Deshalb hat der den entsprechenden Mietvertrag nicht unterzeichnet. Zuvor hatte sich der Rat bereits aus Kostengründen von dem Vorhaben verabschiedet, in dem ursprünglich mit 500 Quadratmetern Nutzfläche geplanten Gebäude auch eine Apotheke unterzubringen, nachdem die alte Apotheke im Ort vor Jahren geschlossen werden musste. So sollten die Baukosten den gesteckten Kostenrahmen für die Gemeinde in Höhe von 2 Millionen Euro nicht überschreiten. Noch im März wurde auf eine Fertigstellung im Sommer 2026 gehofft. Jetzt kam es anders.

Neuer Standort war bereits vor Jahren mal für neues Ärztehaus vorgesehen

Das Gelände zwischen Sportplatz und Mehrzweckhalle, das in großen Teilen im Besitz der Gemeinde ist, war schon vor Jahren einmal als Standort für das Ärztehaus vorgesehen gewesen, erinnerte Ortsbürgermeister Paul. Damit dort zumindest jetzt eine Arztpraxis für die Gemeinde erhalten bleiben kann, muss der Bebauungsplan geändert werden. Kai Schad vom Planungsbüro Stadt-Land-plus in Boppard erläuterte dem Gremium die notwendige Änderung und sammelte die entsprechenden Wünsche des Rates. Auf dem insgesamt etwa 2200 Quadratmeter großen Grundstück war bislang nur vorgesehen, eine Wohnpflegegemeinschaft zu errichten. In der Änderung wurde nun ergänzt, auch Praxisräume dort ansiedeln zu können. Weil es der Mehrheit der Ratsmitglieder wichtig war, die Nutzung in dem Sondergebiet möglichst breit zu fassen, sollen dort neben betreutem und seniorengerechtem Wohnen sowie der konkreten Arztpraxis auch andere Dienstleistungen im Gesundheitsbereich ermöglicht werden. Die Höhe der Gebäude soll wie im gesamten Bereich unverändert bleiben und zwei Geschosse plus Dach nicht überschreiten. Mit der Änderung beschloss der Rat gleichzeitig die Offenlage des Plans.

Ortschef Paul hoffte nach der Sitzung, dass mit den neuen Rahmenbedingungen nach den langen Vorausplanungen doch noch eine Lösung gefunden ist, den Ärzte-Standort Singhofen zu erhalten. „Jetzt muss zuerst ein Investor gefunden werden“, so Paul. Zeitliche Prognosen will er für die Umsetzung nicht machen. Die ersten Gespräche für das Projekt Ärztehaus reichen bis in die Corona-Zeit zurück. Vor mehr als einem Jahr wurde dann das avisierte Grundstück unterhalb der Post vermessen und abgesteckt. Auch im Haushaltsplan waren die entsprechenden Mittel mittlerweile eingesetzt und genehmigt. In wieweit die vorhandenen Pläne für den Bau des Hauses selbst am neuen Standort umgesetzt werden können, ist noch offen. Dass die Arbeit nicht ganz umsonst war, hofft auch der niedergelassene Hausarzt Dr. Hans Jaeger, dem im Planungsprozess schon viel Geduld abverlangt wurde. Als langjährigem Singhofener Bürger ist es ihm ein Herzensanliegen, dass die medizinische Versorgung auch nach seinem Ruhestand genau dort in Singhofen nicht versiegt. Derzeit befindet sich seine Praxis noch in der Finkenwieser Straße.

Hans Jaeger will weitere zwei Jahre als Arzt tätig bleiben

„Natürlich hätte ich mir das Ärztehaus für die Gemeinde gewünscht, aber ich halte auch die jetzige Planung für einen durchaus vernünftigen und gangbaren Weg“, erklärt der 73-Jährige gegenüber unserer Zeitung. Und damit der Praxisstandort Singhofen gesichert ist, will der erfahrene Mediziner noch weitere zwei Jahre als Arzt dort tätig bleiben, dann als Einzelarztsitz. „Ich habe ein ganz gutes Gefühl“, so Jaeger, der gerade viele Personalgespräche führt. Aufgrund der politischen Rahmenbedingungen sei es schwierig geworden, niederlassungswillige Landärzte zu finden, aber nicht hoffnungslos. Und wenn jemand in Singhofen Fuß gefasst habe, sei der Umzug in neue moderne Praxisräume ein zusätzlicher Anreiz, sich dort niederzulassen.

Ratssplitter: Neuer Pächter fürs Freibad

Für die Bewirtschaftung des Schwimmbad-Restaurants im Dermbachtal ist ein neuer Pächter gefunden. Wie Ortsbürgermeister Detlef Paul in der Gemeinderatssitzung mitteilte, wurde ein entsprechender Vertrag in der vergangenen Woche unterzeichnet. Dort soll dann indische und deutsche Küche angeboten werden. Nach derzeitiger Planung soll das Restaurant nebst Freibad ab Mitte Mai wieder eröffnet werden.

Außerdem teilte Paul mit, dass in der jüngsten nichtöffentlichen Sitzung eine Vereinbarung mit dem Unternehmen DHL geschlossen wurde, am Sportplatz eine Packstation zu errichten. Dabei handelt es sich um einen Paketautomaten, an dem Sendungen abgeholt oder eingeliefert werden können.

Erfreut zeigte sich Paul, dass sich Freiwillige gefunden hätten, um die Pflegepatenschaften einiger Beete in der Ortslage zu übernehmen. Außerdem erhält die Gemeinde aus dem regionalen Zukunftsprogramm des Landes rund 83.000 Euro.

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