Betreut wird dieser Wald vom Forstamt der Stadt. Das Team um Amtsleiter Andreas Nick ist auch für die Pflege der offiziellen Waldwege zuständig.
Das Wandern rund um Lahnstein führt ins herrliche Mittelrheintal, das als Inbegriff der Rheinromantik gilt. Die Wanderwege gehen außerdem durchs Unesco-Weltkulturerbe, dort, wo die Höhenzüge des Lahntals und des Oberen Mittelrheintals aufeinandertreffen. Das umfangreiche Wegenetz lädt zu anspruchsvollen Wandertouren ein, es geht durch ursprüngliche und weitläufige Waldgebiete, über malerische Weinberge und beeindruckende Felsformationen wie die Ruppertsklamm. Die anderthalb Kilometer lange Schlucht ist eines der Highlights der Region.
Waldwege an Wochenenden gut besucht
Sonnenschein, Temperaturen an die 30 Grad, der Sommer ist da: Die Wandersaison hat längst begonnen, vor allem an den Wochenenden sind die Waldwege rund um Lahnstein sehr gut besucht. Während Hauptrouten wie die vom Allerheiligenberg zur Schutzhütte Ruppertsklamm (aber auch die Klamm selbst) meist frei von Hindernissen sind, fällt auf weniger frequentierten Routen auf: Abgebrochene Äste, sogar vereinzelt ganze Bäume, die quer auf Wegen liegen und das Weiterkommen erschweren, manchmal muss gar geklettert werden. Wer aktuell zum Beispiel vom Naturschutzgebiet Schmidtenhöhe zur Ruppertsklamm wandert, sollte sich auf kleinere und größere Hindernisse einstellen.
Forstamtschef Andreas Nick weiß, dass viele Leute eine gewisse Sicherheit im Wald erwarten – und die Zuständigkeit dafür beim Forstamt sehen. „Aber bei diesen riesigen Waldbeständen kann man nie ausschließen, dass etwas runterkommt“, warnt er und macht deutlich: „Eine 100-prozentige Sicherheit entspricht nicht der Lebenswirklichkeit im Wald.“ Das Landeswaldgesetz räume allen Waldbesuchern ein freies Waldbetretungsrecht ein. „Damit ist aber gleichzeitig verbunden, dass das Betreten auf eigene Gefahr erfolgt. Wanderer müssen also stets mit sogenannten waldtypischen Gefahren wie herabfallenden Ästen oder umstürzenden Bäumen rechnen.“
Regelmäßig Baumkontrollen
Wegen der Trockenheit der vergangenen Jahre seien viele Bäume abgestorben und ihre morschen Äste besonders anfällig bei Stürmen. Natürlich pflege das Forstamt die klassifizierten Wege, betont Nick, zum Beispiel jene, die zu den Schutzhütten führen. Außerdem werden in Bereichen, wo gezielt Gäste hingelockt werden – zum Beispiel in den Kur- und Heilwald –, „regelmäßig Baumkontrollen gemacht“, wie der Amtsleiter betont. Aber so etwas lasse sich auf den rund 1900 Hektar natürlich nicht ansatzweise überall gewährleisten.
Schräg stehende und teils entwurzelte Bäume können jederzeit umstürzen, in den Kronen hängen gebliebene Äste herunterfallen: Folgen des Klimawandels. Nicks deutliche Warnung: „Jeder, der in den Wald geht, sollte aufmerksam sein und die Natur genau beobachten.“ Es könne immer Gefahr drohen, das müsse sich jeder, der sich in der freien Natur bewege, bewusst machen. „Es besteht jedoch kein Anlass, aus Angst auf den lieb gewonnenen Waldspaziergang zu verzichten.“ Aber mit Blick auf drohende Unwetter gehöre eine sorgfältige Abwägung, wann ich den Wald betrete, zu einer guten Planung einer Wanderung dazu, betont er.
Die gute Nachricht zum Schluss: Im Zuständigkeitsgebiet des Lahnsteiner Forstamtes hat es Unfälle, egal ob in Parks oder freiem Waldgebiet, in den vergangenen Jahren nicht gegeben. Dass bedeutet für Nick aber nicht, dass dies immer so bleiben müsse, denn die Häufigkeit steigt weiter an – und damit auch die Gefahren für jeden Waldbesucher. Sein wichtigster Rat: „Immer Augen auf im Wald.“
Bei der Haftung für Schäden gilt ein anderer Maßstab
Anders als auf Grünflächen im innerstädtischen Bereich besteht im Wald keine Verkehrssicherungspflicht des Eigentümers – und folglich auch keine Haftung für etwaige Schäden. Der Bundesgerichtshof hat im Jahr 2012 grundsätzlich entschieden, dass der Waldbesitzer nicht für Verletzungen durch waldtypische Gefahren haften muss. Herunterfallende Äste oder umfallende Bäume sind solche waldtypischen Gefahren. Ausgenommen hiervon sind Erholungseinrichtungen wie zum Beispiel Grillhütten, zu denen der Besucher gelenkt wird. tl