Darüber könnte der Chor im wahrsten Wortsinn ein Lied singen. Ausflugsfahrten, Besuche bei anderen Chören weit über die Region hinaus, Geburtstagsfeiern, Dorffeste hat er immer sehr gerne wahrgenommen, um mit seiner Art zur Geselligkeit beizutragen. Ihren 40-jährigen Geburtstag haben die Sängerinnen jetzt mit einem Konzert in der Pfarrkirche gefeiert, das die vergangenen Jahrzehnte aufleben ließ.
Die Vorsitzende Gertrud Spira und ihre Vertreterin Rita Sopp führten durch ein fröhliches Chorkonzert, zu dem auch der MGV Gemischter Chor einige seiner Lieder beitrug. Das fügte sich sehr gut, denn beiden Formationen stand Vassili Kotykov als Chorleiter vor.
Gerade von einem Kirchenchor erwartet der Zuhörer nicht immer die fröhlichsten Lieder, und so kam das Publikum in der voll besetzten Kirche durchaus in den Genuss besinnlicher Kirchenstücke zum Lobe Gottes, ohne aber den Charakter einer Geburtstagsfeier zu verfremden. Diesen Spagat hatten beide Chöre mit Bravour gemeistert.
Und da Gertrud Spira und Rita Sopp die Gesangsvorträge in der Reihenfolge der Jahre und Jahrzehnte ab ihrer ersten Aufführung einreihten, blieben beide Aspekte der Feier erhalten. So erfuhr das Publikum von den Gründungsumständen am 28. Juni 1978 durch Pfarrer Pack, vom ersten Auftritt mit bereits 45 Sängerinnen wenige Wochen später in Gemmerich und welches das erste Lied des Kirchchores war, damals unter Leitung von Otto Emmerich: „Lobet den Herrn“, das der Chor nun zu Gehör brachte.
In den 1980er-Jahren machte sich der Chor über die Region hinaus bekannt beim Dekanatskirchentag, beim ersten eigenen Liederabend, einer Schallplattenaufnahme und einem großen Konzert mit Gastchören, Solisten und einem Streichorchester. Das Lied von der Schallplatte „Ach ich hab in meinem Herzen“ ließ Erinnerungen wach werden. „Das ist der Tag des Herrn“ sang der Chor damals beim Dekanatskirchentag auf der Loreley.
Den Übergang in die 1990er-Jahre begleitete Ursel Herrmann an der Orgel zur Trompete ihres Mannes Klemens. In den 90er-Jahren durfte sich die Ortsgemeinde über den Kirchenchor besonders freuen bei 1075 Jahre Marienfels und einem ersten Singen auf dem Dorfplatz mit Würstchen und Glühwein, um nur zwei Punkte zu nennen.
Es war auch die Zeit des Chorleiterwechsels von Otto Emmerich zu Uwe Weiland, mit dem sich der Chor den Musicals zuwandte. Daran erinnerte „Der ewige Kreis“ aus „König der Löwen“ und „Nur für mich“ aus „Les miserables“. Soziale Projekte gehörten von Beginn an zum Chor und wurden mit Erlösen aus Veranstaltungen wie den Adventskonzerten fortgeführt.
Neben dem Ehepaar Herrmann gratulierte auch der MGV Gemischter Chor Marienfels gleich mit drei Liedern. Sein „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ gemahnte an die Ermordung des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer im KZ. „Ave Maria“ und „Halleluja“ von Leonhard Cohen holten das Publikum zwar in die Kirche zurück, vermochten jedoch nicht ganz zu besänftigen. Das erlittene große Unrecht überwog zu sehr.
In den 2000er-Jahren hatten Kirchenchor und Gemischter Chor gemeinsam einen starken Mitgliedereinbruch zu verzeichnen, von dem sie sich nicht wieder vollständig erholen konnten. Diese nicht so schönen Gedanken vertrieben Ursel und Klemens Herrmann von der Empore herab mit einer weiteren Komposition für Orgel und Trompete. Aber in jenem Zeitabschnitt hatte sich ein Lied als ein Hit herausgestellt, der immer wieder sehr gerne gesungen wurde, „Die Rose“. Das zu hören war ein wahrer Genuss, ebenso wie das fröhlich zwitschernde „Es saß ein schneeweiß Vögelein“.
Im Jahr 2015 erfuhr der Chor zur 1100-Jahr-Feier einen unerwartet großen Zuwachs an Sängerinnen. So zählte der Chor 20 Sängerinnen, die Zahl ist bis zum Konzert wieder auf 18 zurückgegangen. Zur Ehrung für langjähriges Singen im Chor aber schloss Dr. Susan Durst, Vorsitzende des Verbandes Evangelischer Chöre in Hessen und Nassau, die zwei Sängerinnen mit ein.
Zum Abschluss der Geburtstagsfeier sangen die Frauen „Ich fühl wie Du“ aus Tabaluga von Peter Maffay und stimmten als Kirchenchor zu Ehren der Pfarrkirche das schöne „Vater unser“ von Hanne Haller an, womit das Konzert aber noch nicht beendet war. Die Sängerinnen hatten sich wohlahnend auf eine Zugabe eingestellt: „Halleluja, sing ein Lied.“ Da war das Publikum schon längst aufgestanden und blieb mit rhythmischem Klatschen erst recht stehen, als der MGV Gemischter Chor wegen des wirklich schönen Tages „Oh Happy Day“ zu Ehren des Kirchenchores intonierte. Mit einer stimmungsvollen Zugabe von Uwe Weiland an der Orgel war dann aber Schluss.