Nach der Begrüßung durch Oberbauleiter Folker Popp von der Bergbaufirma Porr und Projektleiterin Katja Schneider von DB Netz hielt Pfarrer Henrich von der evangelischen Gemeinde Cramberg eine kurze Andacht und segnete die Figur der heiligen Barbara. Anschließend erhielt Tunnelpatin Gudrun Hoffmann aus Cramberg ihre Sicherheitsausrüstung und wurde über Rechte und Pflichten dieses Ehrenamtes informiert.
Gemeinsam ging es weiter zur vormontierten, aber noch neben dem Gleis stehenden Maschineneinheit, dem Tunnelaufweitungssystem (TAS). Mit einer Flasche Sekt wurde die Maschine auf den Namen „Tilly von Cramberg“ getauft und anschließend von Pfarrer Henrich gesegnet. Wie die DB in ihrer Pressemeldung erläutert, steht „Tilly“ dabei als Kurzform von Mathilda und bedeutet im Althochdeutschen „pure Kraft“.
Die Gruppe setzte ihren Weg fort zum fast vollständig abgebrochenen Ostportal. Von dem unter Denkmalschutz stehenden, zinnenbekrönten und mit zwei flankierenden Türmen versehenen Sandsteinportal war vor dem Abbruch ein verformungsgerechtes Aufmaß angefertigt worden. Einige der Steine konnten beim Abbruch gesichert werden, um an geeigneter Stelle an das verschwundene Original zu erinnern. Es ist vorgesehen, das neue Portal in einer „historischen Anmutung“ zu errichten. Den Planungsentwurf hierzu hat die DB in Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde sowie unter Einbindung eines Architekten erstellen lassen. Von einer ursprünglich geplanten proportionalen Vergrößerung des originalen Portals hat man Abstand genommen.
Vortrieb dauert etwa ein Jahr
Nachdem das alte Tunnelgewölbe bis auf die Höhe der neuen Anschlagwand abgerissen wurde, wird das aus drei Elementen bestehende, 46 Meter lange und rund 270 Tonnen schwere Tunnelaufweitungssystem auf das für sie errichtete Schienensystem gehoben und ihren Betrieb aufnehmen. In den folgenden zwölf Monaten soll es sich rund um die Uhr durch den Berg vorarbeiten.
Während der Zugverkehr sicher durch das TAS hindurchgeführt wird und lediglich während der Sprengzeiten zweimal pro Tag sowie in den Nachtstunden unterbrochen wird, können die Bauteams auf der Außenseite ungestört die Aufweitungsarbeiten ausführen. Dort sind an beweglichen Armen montierte Meißel und Bohrgeräte für den Abbruch des alten Tunnelgewölbes und dahinter anstehender Felsen im Einsatz.
Für die temporäre Sicherung des Gewölbes werden Bewehrungsmatten und Anker angebracht und mit den sogenannten Spritzbetonmanipulatoren zu einer Außenschale verbunden. Wenn diese Arbeiten auf der gesamten Tunnellänge abgeschlossen sein werden, wird das TAS zum Ostportal zurückgezogen. Danach beginnt der Bau der neuen Tunnelinnenschale, die bis voraussichtlich Ende 2025 fertiggestellt werden kann. Der Einbau der eisenbahntechnischen Ausrüstung erfolgt nach der Fertigstellung des Tunnelrohbaus.
Bereits abgeschlossen wurden die Arbeiten zur teilweisen Verfüllung der alten Bergbaustollen im Bereich des westlichen Tunnelportals und auch die Sicherung einer hohen, sehr steilen Schieferwand neben dem Stollenende des Wasserkraftwerks Cramberg. Das Anbringen von Steinschlagschutznetzen in diesem Bereich soll verhindern, dass sich lockere Felsbereiche im Zuge der Aufweitungssprengungen im Tunnel lösen könnten.