Für den ordnungsgemäßen Zustand der Anlagen sind die Werke der VG verantwortlich. Schließlich muss Schmutzwasser verlässlich entsorgt werden und darf nicht über brüchige Rohrleitungen in den Boden versickern. Mit hohem Aufwand werden daher marode Kanalabschnitte saniert oder erneuert. Dringender Handlungsbedarf besteht dennoch immer irgendwo.
„Es ist ein laufender Prozess“, sagt Bürgermeister Uwe Bruchhäuser im Werkausschuss der VG. „Wenn man hinten fertig ist, fängt man vorne wieder an.“ Das gilt nicht nur für die gesetzlich vorgeschriebenen Kontrollen des Kanalnetzes, das im Laufe von zehn Jahren komplett mithilfe von Kamerabefahrungen in Augenschein genommen werden muss. Es trifft auch auf die Sanierung oder Reparatur maroder Bereiche zu, während anderswo der Verfall fortschreitet. Eine aktuelle Bestandsaufnahme aber zeigt, dass man schneller saniert als Schäden anfallen.
Der Gesamtzustand der Kanalisation hat sich in den vergangenen zehn Jahren verbessert. Dabei hilft gewiss auch die Technik. Schäden am Kanal können heute oft behoben werden, ohne dass Bagger über lange Strecken die Straße aufreißen und die Rohre ausgetauscht werden. Schneller und kostengünstiger ist die Sanierung mit Schlauchlinern. „Wir wenden das an, wo immer es geht“, sagt Uwe Bruchhäuser, der als ehemaliger Werkleiter der Alt-VG Bad Ems Experte ist.
Die herkömmliche Art der Kanalsanierung in offener Bauweise ist laut Uwe Bruchhäuser etwa fünfmal teurer. Zudem ist sie mit erheblichen Einschränkungen verbunden, weil lange Straßensperrungen nötig sind und monatelang Baustellen vor den Häusern für Lärm sorgen. Das Einziehen eines mit Kunstharz getränkten Schlauchs aus Glasfasergewebe, der im alten Kanalrohr aufgeblasen wird und unter UV-Bestrahlung aushärtet, ist mit weniger Aufwand verbunden. Diese Methode sorgt heutzutage immer häufiger für dauerhafte Dichtigkeit der Kanäle. Zudem werden ferngesteuerte Roboter verwendet, um kleinere Schäden zu beheben, Hindernisse wegzufräsen oder Anschlüsse mit Beton zu verpressen.
Einsatzorte im Jahre 2022
Allein im laufenden Jahr setzt man die modernen und kostengünstigen Methoden in den Städten Bad Ems und Nassau (mit Bergnassau-Scheuern) sowie in den fünf Ortsgemeinden Arzbach, Becheln, Dienethal, Nievern und Winden ein. Für Reparaturen und Schlauchlinersanierungen geben die Werke zusammen rund 565.000 Euro aus.
Dass die Verwendung von Schlauchlinern mittlerweile an der Tagesordnung ist, zeigen die Daten des Allendorfer Ingenieurbüros Kämpfer, das den Zustand der Kanalisation für die Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau untersucht. So wurden mit dieser Technik seit 2007 im VG-Gebiet Streckenschäden auf insgesamt fast 28 Kilometer Kanallänge (inklusiver für das laufende Jahr geplanter Maßnahmen) saniert. Dafür wendeten die Werke rund 6,7 Millionen Euro auf. Einzelschäden auf kürzeren Abschnitten wurden ebenfalls auf diese Art und Weise behoben. Sie summieren sich seit 2007 auf fast 19 Kilometer Kanal und 1,2 Millionen Euro.
Die Verwendung von Schlauchlinern trägt auch dazu bei, Schäden im Kanalnetz schneller zu beheben, als neue entstehen. Auch das zeigen die Daten des Ingenieurbüros aus Allendorf. So hat sich der Anteil der Kanalisation, die möglichst sofort oder kurzfristig instand gesetzt werden muss, in der früheren VG Bad Ems seit 2013 von 36 auf 21 Prozent verringert. Anders: Bei 79 Prozent des Netzes besteht derzeit keinerlei Handlungsbedarf.
Ein ähnliches Bild ergibt sich für die ehemalige VG Nassau. War 2011 noch knapp ein Drittel der Kanalisation so marode, dass akuter Handlungsbedarf bestand, trifft dies heute nur noch auf 19 Prozent der Kanalisation zu. Im Vergleich entspricht der Zustand der Kanäle in der VG Bad Ems-Nassau damit heute ziemlich genau dem Niveau, wie es im gesamten Rhein-Lahn-Kreis (nicht in den Daten enthalten: die VG Diez) der Fall ist.