Nach einem Angriff auf eine Fußballschiedsrichterin in Bad Ems ist weiterhin unklar, wer die 42-jährige Frau ins Gesicht schlug. Das ergibt sich aus einem Antwortschreiben der rheinland-pfälzischen Landesregierung auf eine Kleine Anfrage des Diezer Landtagsabgeordneten Matthias Lammert. Der CDU-Politiker hatte einige Fragen zu dem Vorfall an das Innenministerium gerichtet. Er wollte unter anderem wissen, was getan wird, um Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter künftig besser vor solchen Übergriffen zu schützen.
Zur Erinnerung: Zu dem Angriff kam es bei einem D-Jugend-Spiel zwischen Bad Ems und Bogel Anfang April. Zunächst war der Vater eines Spielers auf den Platz gelaufen und hatte die Schiedsrichterin beleidigt, weil er mit einer Entscheidung nicht einverstanden war. Als die Unparteiische das Spiel abbrach, eskalierte die Situation. Ein zweiter Mann tauchte auf und schlug der Frau ins Gesicht. Es sollen sogar Morddrohungen gefallen sein. Die 42-Jährige erlitt ein blaues Auge, eine Gehirnerschütterung und eine Verletzung an der Schulter. Sie musste im Krankenhaus behandelt werden.
Sicherheit ist Sache der Veranstalter
Obwohl es immer wieder Klagen über die zunehmende Verrohung bei Fußballspielen gibt, sieht die Politik kaum Möglichkeiten, Unparteiische besser zu schützen. Das zeigen die Antworten des Innenministeriums an Matthias Lammert. Zwar werden Fußballspiele in den oberen Ligen mit polizeilichen Einsatzmaßnahmen begleitet. In den Amateurligen oder bei Jugendspielen sei das allerdings nicht üblich, erklärt Innenminister Michael Ebling (SPD).
Grundsätzlich zählt die Gewährleistung der Sicherheit von Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern zu den Aufgaben der Fußballvereine sowie der Fußballverbände und Schiedsrichtervereinigungen, so der Innenminister weiter. „Der organisierte Sport in Rheinland-Pfalz ist privat-rechtlich organisiert und nimmt seine Aufgaben autonom wahr“, erläutert Ebling. Polizeiliche Einsatzmaßnahmen im Amateur- oder Jugendbereich werden deshalb nur in Ausnahmefällen angeordnet, zum Beispiel wenn mit der Anwesenheit von Angehörigen der „Problemszene“ gerechnet wird.
Ermittlungsverfahren gegen zwei Männer
Im konkreten Fall in Bad Ems wurde gegen den 35-jährigen Vater, der auf den Platz gestürmt war, ein Verfahren wegen Beleidigung eingeleitet. In einem zweiten Verfahren wird wegen Körperverletzung und Bedrohung gegen einen Unbekannten ermittelt, heißt es in dem Antwortschreiben des Innenministers. Die Polizei bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung, dass diese Ermittlungen weiter andauern.
Das Ministerium befasse sich aber durchaus mit dem Thema „Gewalt im Sport“ und habe beispielsweise bei der Gründung des Vereins „Safe Sport“ mitgewirkt, ergänzt Ebling. Dieser biete juristische und psychologische Beratungsangebote für Betroffene sexualisierter, psychischer und physischer Gewalt im sportlichen Kontext an. Ob darüber hinaus Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit von Unparteiischen durch den Fußballverband und die Vereine geplant seien, wisse man nicht.

Vater attackiert Schiedsrichterin bei Jugendspiel
An jedem Spieltag sehen sich Schiedsrichter beim Fußball verbaler Gewalt ausgesetzt. In Bad Ems wurde jetzt ein Vater eines D-Jugendlichen handgreiflich gegen eine Schiedsrichterin und verletzte sie. Die Polizei ermittelt.