Bildband für Genießer
An der zauberhaften Lahn führen viele Wege zum Ziel
Stadtmauer und Fachwerkhäuser von Dausenau bieten vom anderen Lahnufer aus gesehen ein stimmungsvolles Ensemble, das aus einem Gemälde stammen könnte.
Oliver Götz

Zwischen „wilder“ Natur, UNESCO-Welterbe, kleinen Lädchen und leckerem Essen: Der Genuss-Entdecker Lahn führt Einheimische und Touristen zu bekannten und weniger bekannten Orten entlang des Flusses.

„Hier erwartet euch ein Buch! Man kann nicht mit dem Daumen umblättern.“ Mit einem Augenzwinkern und einem kleinen Seitenhieb auf Handys stellte Profifotograf Oliver Götz in der Diezer Buchhandlung „Buch und Wein“ den „Genuss-Entdecker Lahn“ vor. Auf rund 200 Seiten können Leser dort auf eine Erlebnistour entlang des Flusses gehen – und zwar von der Quelle bis zur Mündung. Zusammen mit seiner Frau Annette, den beiden Texterinnen Paula Kolz und Sonja Röllinghoff sowie der Layouterin Lisa Klose war er in die Grafenstadt gereist, um die Werbetrommel für seinen inzwischen 17. Bildband zu rühren. Ebenfalls gekommen waren auch zahlreiche Vertreter der Hotels, Cafés und weiterer Geschäfte, die in dem Buch vorgestellt werden.

„Wir haben Adressen gesucht, bei denen man zum Beispiel am Hochzeitstag zum Essen hingehen kann, ohne lange suchen zu müssen.“
Oliver Götz erläutert die praktische Seite des Genuss-Entdeckers

In Sachen Recherche plauderte das Team aus dem Nähkästchen. So verriet Paula Kolz lachend, dass sie mehr als einmal nach einem abgeschlossenen Interview fast den halben Laden leer kaufte, weil Sortiment und Service so verführerisch waren. Außerdem gab es den klassischen „Colombo-Move“ in Form vonEine Frage habe ich noch“ und prompt dauerte das Interview eine halbe Stunde länger. Das kam offenbar so häufig vor, dass sie ihrem Mann schließlich vor einer weiteren Fahrt in Richtung Lahn riet: „Warte nicht auf mich.“

Was Annette und Oliver Götz anging, musste keiner auf den anderen warten, denn das Ehepaar war bei der Recherche mit einem Camper unterwegs. Und das „Entdecken“ gestaltete sich mithilfe des Campers deutlich einfacher. „Denn im Gegensatz zur Mosel verlaufen die Straßen nicht schnurstracks am Fluss entlang“, so der Autor. Daher findet sich beim Durchblättern des Buches auch der Herthasee bei Holzappel wieder. „Ein Geheimtipp, etwas abseits der Route“ lautet die Empfehlung über das „Schwimmparadies“ und den vorbildlichen Stellplatz für Camper“. Das Naturerlebnis jenseits der Autostraßen ist ein wiederkehrendes Thema des Buches und der darin zu bestaunenden Aufnahmen. Ob es nun die Wolfslei bei Dörnberg, der Talblick aufs Kloster Arnstein oder auch die Ruppertsklamm bei Lahnstein sind: Ab ins Grüne geht es entlang der Lahn immer wieder.

Aus dem Fotostudio heraus unter Menschen

Nun heißt die Buchreihe jedoch „Genuss-“ und nicht „Natur-Entdecker“. „Nicht jeder mag Sport oder Kunst, aber auf Genuss können sich alle einigen“, erklärt Götz die Titelwahl. So kommen Cafés, Gästehäuser, Restaurants und Hotels dann auch nicht zu kurz im Buch. „Wir haben Adressen gesucht, bei denen man zum Beispiel am Hochzeitstag zum Essen hingehen kann, ohne lange suchen zu müssen“, so Autor. Denn die Angaben im Internet helfen nicht immer weiter: So ist zum Beispiel das Lokal geschlossen, wenn man vor der Tür steht, oder es sieht doch nicht so hübsch aus wie auf den Fotos. Manchmal ging das Ehepaar daher vorab inkognito zum „Testessen“, um sicheinfach mal ein Bild vom Betrieb zu machen. Denn das Buch richtet sich auch an Einheimische, die etwas Schönes in ihrer Region suchen.

Die Natur rund um Lahnstein hatte es Annette und Oliver Götz offensichtlich angetan, so waren sie unter anderem in der Ruppertsklamm unterwegs.
Oliver Götz

Es war der Kontakt mit Menschen, welcher 2014 den Werbefotografen aus seinem Studio lockte. Denn ein Verlag kam auf ihn zu, gab ihm die Adressen und Telefonnummern und raus in die Welt ging es. Die Recherchen für das Lahn-Buch starteten Ende 2022 und das Ergebnis kann sich sehen lassen. In Diez wurde die Straßenromantik der Altstadt samt Grafenschloss eingefangen, und für ein spezielles Fotoshooting fand sich Jörn Schäfer von „Buch und Wein“ bereit.Denn eigens dafür wurde nach Feierabend ein Plätzchen im Ladengeschäft freigeräumt und ein Sessel aufgestellt, auf dem der Buchhändler Platz nahm, um mit einem Glas Wein und einem Buch in der Hand seine Interpretation von Genuss zu mimen.Lahnabwärts geht es weiter über Laurenburg zur Schleuse Hollerich: „Der Jachthafen ist ein Paradies für Naturliebhaber“, so die Beschreibung. Denn uneinsehbar in der Natur gelegen, ist er nur über das Wehr oder das Schleusentor erreichbar.

„Unbekannte“ Seiten der Lahn entdecken

Tolle Panoramen liefern unter anderem die per Drohne eingefangenen Ansichten der beiden Burgen Nassau und Lahneck. Für einen besonderen Zauber sorgt auch die am Lahnufer stehende mittelalterliche Stadtmauer von Dausenau mit ihren darüber gelegenen Fachwerkhäusern. Ein stimmungsvolles Ensemble, das aussieht, als wäre es einem historischen Gemälde entstiegen. Weiter geht es zur Unesco-Welterbestätte Bad Ems mit ihrer Kurpromenade, der Kurwaldbahn und dem Leica-Fotopunkt über dem Lahntal. Neben diesen touristischen Höhepunkten stellt Götz als interessanten Kontrast die Ruine der ehemaligen Malbergbahn-Bergstation.

Weiter geht es nach Lahnstein und dort in das Café-Bistro Apfelbaum. Namensgeber ist der im Zentrum der Räumlichkeiten stehende Baum. Wenig überraschend bietet die Speisekarte allerhand mit Apfel, aber nicht nur: Besondere Erwähnung finden Matjes und Reibekuchen zum Mittagstisch oder auch die legendäre Himbeer-Joghurt-Torte. Wie aber sind die Autorenauf die Lahn aufmerksam geworden?

Genuss mit einem Glas Wein und einem Buch in der Hand: Buchhändler Jörn Schäfer von "Buch und Wein" in Diez posierte für den Bildband.
Oliver Götz

Einen Genuss-Entdecker zur Mosel gibt es ja bereits: „Und der Rhein war uns zu groß, den hätte man in verschiedene Abschnitte aufteilen müssen“ , erzählt Götz. So bot sich die nicht weit von der Moselmündung entfernte Lahn an. Insbesondere, da sie noch nicht so im touristischen Interesse steht wie Rhein und Mosel. So waren Fluss und Region auch für Annette und Oliver Götz weitgehend Neuland: „Wir hatten nur mal eine Kanufahrt auf der Lahn gemacht.“ Was ihm auffiel, waren die Kontraste: In Mittelhessen zwischen Wetzlar, Gießen und Marburg fließt die Lahn an Äckern vorbei, zwischen Diez und Nassau wiederum wird es zum Teil sehr ursprünglich und wild-romantisch. Dazwischen liegen historische Burgen und Städte, eingerahmt in Geschichten über die Gebrüder Grimm, Goethe und Justus von Liebig.

Oliver Götz präsentiert die dem Buch beigelegte Entdeckerkarte mit knapp 30 Stationen entlang der Lahn.
Johannes Koenig

Mit dem Ergebnis der rund zweijährigen Arbeit ist das Team – gemessen an den strahlenden Gesichtern bei der Buchpräsentation in Diez – offensichtlich sehr zufrieden.Ein kleines Extra, das unter den Lesern vielleicht auch für das eine oder andere zusätzliche Lächeln sorgt, liegt dem Buch mit der Entdeckerkarte bei. Dort finden sich knapp 30 nummerierte Stationen entlang der Lahn: „Es lohnt sich, dort nach einem Stempel für die Entdeckerkarte zu fragen“, so der Tipp.

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