Viele Besucher am ersten Advents-Wochenende in der Hintermauergasse und am alten Marktbrunnen
Altstadt von Oberlahnstein lockte: Weihnachtsmärkte lassen Realwelt kurz vergessen
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Lahnstein. Auch in Zeiten, in denen das Weltgeschehen den Menschen viele Sorgen bereitet, gibt es sie noch: Wohlfühl-Inseln, die durch ehrenamtliches Engagement und Eigeninitiative von Bürgern ermöglicht werden. Dazu gehörten beispielsweise die drei kleinen Weihnachtsmärkte am ersten Advents-Wochenende in Lahnstein. Auch in diesem Jahr fanden sie wieder großen Zuspruch.

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Und während in den Basaren der Großstädte häufig Hektik, Trubel und Kommerz vorherrschen, wurde einem in Lahnstein trotz kalter Temperaturen warm ums Herz.

Schon seit 1980 lockt die NTG

Da war zum einen der nun schon traditionelle Markt der Närrischen Turm-Garde (NTG) am Pulverturm, der schon seit 1980 an dieser Stelle veranstaltet wird. Er ist damit der älteste Weihnachtsmarkt der Stadt. Insbesondere am Glühweinstand kamen hier die Besucher schnell ins Gespräch. Und (vorher) unbekannte Menschen hatten die Muße, sich über ihr Leben auszutauschen.

Auch am Bürgerturm in der Hintermauergasse gab es tolle weihnachtsliche Angebote – dank des Engagements vieler Anwohner. Fotos: Dirk Förger
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Renner in diesem Jahr war offenbar der Glühwein „mit Schuss“. Denn der Amaretto zum Aufpeppen war schon Sonntagmittag ausverkauft. Am Tag zuvor hatte es so ausgesehen, als ob Weihnachten und Karneval verschmelzen: Dutzende Vertreter unterschiedlicher Vereine standen in heiterer Runde zusammen. Hinzu kam neben den NTG-Ständen auch die Bude des Möhnenclubs Immerfroh. „Die Vereine unterstützen sich halt gegenseitig“, merkte Michael Fuchs von der NTG an.

Hohe Einsatzbereitschaft

Ebenso erfreut äußerte sich der NTG-Vize über das Engagement der Jugend: „Die jungen Mitglieder haben eine hohe Einsatzbereitschaft gezeigt!“ Bereits am Freitag waren die Stände zwischen 10 und 18 Uhr in Rekordzeit aufgebaut worden. Und an beiden Messetagen wurden sie vor der Öffnung zwei Stunden lang vorbereitet. Ein wenig bedauerte er, dass die Idee noch nicht verwirklicht werden konnte, die gesamte Hintermauergasse als Weihnachtsmarkt zu gestalten. Letzteres scheiterte bisher unter anderem am Problem, dass die Feuerwehr im Falle eines Brandes nicht mehr durchkommen würde.

Und so war auch diesmal eine längere Strecke zu durchqueren, um am anderen Ende der Hintermauergasse den Bürgerturm zu erreichen. Im Mittelpunkt stand hier ebenfalls die Teamarbeit – und das soziale Engagement der Anwohner. Wie immer werden die Einnahmen, die über die Unkosten hinaus gehen, für Projekte in Lahnstein gespendet. Mit dabei am Bürgerturm waren Mathias Büttner und Tobias Decker, die vom Honig bis zu speziellem Bier alles anboten, was die Imkerei so hergibt. Im Gespräch wurde deutlich, dass neben positiven Aspekten wie der nachbarlichen Zusammenarbeit auch negative Punkte die Realität von Weihnachtsmärkten bestimmen. Beispielsweise hat Büttner mit den stark gestiegenen Kosten der letzten Jahre zu kämpfen: „Vor Corona konnten wir noch Forellen anbieten. Damals kostete das Kilo im Einkauf unter fünf Euro. Mittlerweile sind es 14 Euro. Das geht einfach nicht mehr.“

Gemischt war auch das Fazit in der Raucherkneipe „Zur Altstadt“ am alten Marktbrunnen. So musste Evelin Spiske einerseits mit kurzfristigem, krankheitsbedingtem Ausfall von Personal klar kommen. Außerdem hatte das Altstadtcafe in letzter Zeit mit Kundenmangel aufgrund der Baustelle am Rathaus zu kämpfen. 100 Euro Standgebühren sind da nicht leicht auszugleichen. Andererseits durfte sich Spiske am Adventswochenende über regen Besuch in und vor ihrer Wirtschaft freuen.

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Auf dem Vorplatz war neben zwei kleinen Büdchen und einem Essensstand ein liebevoll geschmückter Weihnachtsbaum aufgebaut. Und auch hier wurde wieder die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten deutlich: Die NTG hatte das Altstadtcafe bei der behördlichen Anmeldung unterstützt – während von dort immer wieder Adventsmarkt-Enthusiasten in die Hintermauergasse geschickt wurden.

Von Dirk Förger

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