Die Pro Regionale Energie ist eine eingetragene Genossenschaft mit Sitz in Diez sowie fünf Niederlassungen und mehr als 1000 Genossen, die in klimafreundliche Technologien wie Photovoltaikanlagen investiert. Wenn bei der Generalversammlung der Pro Regionale Energie am 26. Juni die Mitglieder zusammenkommen, wird wohl auch die vorzeitige Absetzung von Vorstand Manfred Vogel thematisiert werden.
Vogel äußert sich in E-Mail
Bekannt geworden war diese Entscheidung durch eine E-Mail vom April dieses Jahres, in der der geschasste Manfred Vogel die rund 1000 Mitglieder über seine sofortige Abberufung durch den Aufsichtsrat unterrichtete. Darin hieß es: „Seit circa 13 Jahren engagiere ich mich aus tiefster innerer Überzeugung für unsere Energie-Genossenschaft. Im November 2022 wurde ich auf besonderen Wunsch des Aufsichtsrates für weitere zwei Jahre zum Vorstand der Pro Regionale Energie bestellt. Aus großer Verbundenheit habe ich diese Bestellung angenommen, obwohl ich eigentlich anders geplant hatte. Der Aufsichtsrat hat mich mit sofortiger Wirkung als Vorstand abberufen. Tatsache ist, dass ich in enger Abstimmung mit dem Aufsichtsrat versucht habe, das Unternehmen weiterzuentwickeln. Leider haben sich die Geschäftsfelder Carsharing und Photovoltaik nicht so entwickelt, wie wir es erwartet haben. Dies hat zu einem Verlust von circa 160.000 Euro geführt. Ich kann Ihnen jedoch mein Ehrenwort darauf geben, dass der Verlust nicht dadurch entstanden ist, dass die Geschäftsführer schuldhaft gehandelt haben. Der Verlust konnte durch die besondere Situation am Energiemarkt kompensiert werden!“ Im persönlichen Interview mit unserer Redaktion deutete Vogel zudem an, der Aufsichtsrat habe gedroht, Schadensersatzansprüche ihm gegenüber prüfen zu lassen.
Aufsichtsratsvorsitzender Lars Rottschäfer äußerte sich auf Nachfrage unserer Zeitung zu dem Sachverhalt wie folgt: „Ein Wechsel an der Vorstandsspitze war sowieso angedacht. Wir haben diesen lediglich vorgezogen, weil wir im neuen Vorstand mehr Potenzial zur Entwicklung des Beteiligungsgeschäftes an Wind- und Solarparks gesehen haben.“ Zu den Hintergründen der vorzeitigen Absetzung Vogels als Vorstand erklärt Rottschäfer: „Wir wollten ein Geschäft aufziehen, indem wir uns in Ergänzung zu Beteiligungen an Solar- und Windparks auch mit der Errichtung von Solaranlagen für Privat- und Gewerbekunden beschäftigen wollten. Wir gründeten die Firma Geno Technik, die als Solateur auftrat. Die war aber nicht profitabel, und wir haben beschlossen, uns davon wieder zurückzuziehen. Die Firma hat zwischen Juli 2021 und Dezember 2023 fast 78.000 Euro Verlust erwirtschaftet. Wir hatten zuvor auch eine Carsharing-Gesellschaft gegründet, die ebenfalls nicht profitabel war. Die Gesellschaft hat einen Verlust von gut 83.000 Euro erwirtschaftet. Für die Abwicklung der Geno Technik hielten wir den neuen Vorstand für geeigneter.“
Auf Missmanagement des damaligen Vorstandes sei der Verlust nicht zurückzuführen, ist Rottschäfer wichtig zu betonen. Carsharing sei im Trend gewesen, Corona habe nur einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Auch in der Geno Technik war es während Corona schwierig, Material zu beschaffen. Aus unternehmerischer Sicht war das kein Risiko für die Pro Regionale Energie. Aber es ist das Geld der Genossen, das da verloren ging“, so Rottschäfer.
„Sauberer Abschluss“ gewünscht
Zum Eindruck Vogels, man habe ihm angekündigt, der Aufsichtsrat wolle Schadensersatzansprüche ihm gegenüber aufgrund des Verlustgeschäftes prüfen lassen, sagt Rottschäfer: „Herr Vogel hat das komplett in den falschen Hals gekriegt. Wir haben gegenwärtig weder einen Anwalt engagiert noch Bestrebungen unternommen, ihn persönlich haftbar zu machen. Wir möchten lediglich einen sauberen Abschluss haben, um den Mitgliedern Auskunft geben zu können. Aktuell läuft es sehr gut für uns. Wir sind finanziell super gesund. Kürzlich haben wir in Friedrichsdorf und Bad Schwallbach neue Anlagen in Betrieb genommen und ein Beteiligungsprojekt zur Errichtung eines Solarparks in Idstein durchgeführt.“ Langfristig plant die Genossenschaft, sich verstärkt bei Kommunen ins Gespräch zu bringen, die eigene Windparks errichten wollen.