In der Stadthalle fand das Adventskonzert des Männerchors Lahnstein mit Singer Pur statt
Adventskonzert des Männerchors Lahnstein: 33 Sänger und ein Zufalls-Quartett begeistern
Das Adventskonzert des Männerchors Lahnstein und seiner Gäste bot den Besuchern einen musikalischen Hochgenuss.
Ulrike Bletzer

Lahnstein. Da war Flexibilität gefragt: Als hochkarätiges Sextett sollte das A-Cappella-Ensemble Singer Pur dem Adventskonzert des Männerchors Lahnstein das i-Tüpfelchen aufsetzen – bis zwei Tage vor der Veranstaltung die „frohe Kunde“ von der Erkrankung zweier Sänger kam.

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So kurzfristig Ersatz zu organisieren, war unmöglich, zumal „jetzt im Advent alle guten Sänger gut zu tun haben“, wie Sopranistin Claudia Reinhard zu bedenken gab. Was also tun? Absagen? Kam überhaupt nicht in die Tüte. Schließlich hatte das Grippe-Virus mit Tenor Markus Zapp und Bariton Jakob Steiner nur eine der beiden tiefen Stimmlagen erwischt. Bass Felix Meybier blieb dagegen verschont – sodass das Sextett „nur“ das geplante Programm austauschen musste, um als Quartett dennoch einsatzfähig zu sein.

Die Gedanken sind zum Einstieg frei

Von solchen Kalamitäten gänzlich unberührt blieb der Männerchor Lahnstein. Er brachte das – von Chorleiter Franz-Rudolf Stein sorgfältig mit ihm einstudierte – Repertoire wie vorgesehen zu Gehör.

Wobei der Schwerpunkt, der Tradition der Veranstaltung entsprechend, zunächst auf Volksliedern lag: Mit dem auf das Ende des 18. Jahrhunderts datierten, von Franz-Rudolf Stein arrangierten „Die Gedanken sind frei“ stiegen die 33 Sänger eindrucksvoll ins Geschehen ein, reisten mit „Wo die roten Rosen blühen“ nach Irland und bekamen, wieder zurück in Deutschland, bei der Volksballade „Es waren zwei Königskinder“ Verstärkung: Sopranistin Claudia Reinhard und Bass Felix Meybier sangen dieses wunderschöne Lied gemeinsam mit dem Männerchor – bereits hier war nicht zu überhören, wie gut diese beiden Ensembles zusammenpassten. Aber auch im Pop-Genre erwiesen sich die Lahnsteiner als sattelfest, wussten mit Amanda McBrooms Liebeslied-Klassiker „The Rose“ ebenso zu überzeugen wie mit der sehr flott vorgetragenen Softrock-Ballade „Bridge Over Troubled Water“ aus der Feder von Paul Simon.

Einstimmung auf die Weihnachtszeit

„Liebe Konzertbesucher, jetzt wird es weihnachtlich“, verkündete Bernd Geil, der mit dem ihm eigenen trockenen Humor durchs Programm führende Erste Vorsitzende des veranstaltenden Männerchors Frohsinn Lahnstein. Und das wurde es auf sehr unterschiedliche Art und Weise: So folgte auf Felix Bernard rhythmusbetonten Beitrag „Winter-Wunderland“, der im Kopf-Kino das Bild einer fröhlichen Fahrt mit dem Pferdeschlitten entstehen ließ, das durch und durch feierliche Adventslied „Tochter Zion“, bei dem der Chor ein weiteres Mal Unterstützung von Claudia Reinhard erhielt.

Auch immer wieder schön anzuhören: die „Weihnachtsglocken“ von Hermann Sonnet und das aus Tschechien stammende „Trommlerlied“ – allesamt Beiträge, bei denen der „Frohsinn“ und der MGV 1881/1904 Niederlahnstein, die zusammen den Männerchor Lahnstein bilden, mit ihrem gleichermaßen technisch versierten wie ausdrucksstarken Gesang begeisterten.

Ensemble legt hohe Professionalität an den Tag

Und mit Singer Pur, wie bereits angedeutet, außergewöhnliche musikalische Gäste an Land gezogen hatten: Nicht nur, dass diese vor rund 30 Jahren aus den Regensburger Domspatzen hervorgegangene und von einer Sopranistin komplettierte „Truppe“ als eines der international führenden A-Cappella-Ensembles gilt – in Lahnstein agierte das leicht „geschrumpfte“ Ensemble zudem mit so hoher Professionalität, dass man den Eindruck hatte, diese Musiker hätten nie etwas anderes getan, als im Quartett zu singen.

Bereits im ersten, der Musik der Romantik gewidmeten Konzertblock ließen die Gäste aus Bayern keinen Zweifel an ihrer Klasse: Ob beim „Abschied vom Walde“ und dem „Herbstlied“ von Felix Mendelssohn Bartholdy oder der von Clara Schumann komponierten „Gondoliera“ – man konnte nur fasziniert sein von diesem nuancenreichen, harmonischen Ensembleklang, der sich aus Claudia Reinhards kristallklarem und zugleich lyrisch warmem Sopran und den ebenso ausdrucksstarken Stimmen ihrer männlichen Kollegen zusammensetzte.

Unorthodoxe Hörerlebnisse vom Feinsten

Singer Pur zeichnet sich zudem durch die enorme Bandbreite seines Repertoires aus – eine leise Ahnung davon vermittelte der zweite Part, bei dem unter anderem Vincent Clarkes Pop-Ballade „Only You“ und Billy Joels Song „And So It Goes“ auf der Agenda standen. Dazu unorthodoxe Hörerlebnisse vom Feinsten: Das experimentelle Musikstück „Story“, für das Komponist John Cage Wohnzimmergegenstände zur Klangerzeugung einsetzte, brachte das A-Cappella-Quartett in einem umwerfenden Sprechgesang zu Gehör.

Und was hatte Singer Pur im weihnachtlichen Konzertteil so auf Lager? Wunderschöne, auf sehr hohem Niveau dargebotene Lieder wie Johann Sebastian Bachs „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ zum Beispiel. Oder musikalische „Gute-Nacht-Geschichten“, bei denen sie ebenfalls mit ihrer gleichermaßen akkuraten wie variablen Stimmführung überzeugten – gemeint sind damit „Schlaf wohl, Du Himmelsknabe“ und „Es wird scho glei dumpa“, bei dem die drei männlichen Sänger als Trio in Erscheinung traten.

Weihnachtsgruß auf „afrikanisch”

Apropos männliche Sänger: Auch die beiden Tenöre Christian Meister und Manuel Warwitz sowie Bass Felix Meybier zogen das Publikum immer wieder mit ihren gesanglichen Fähigkeiten in den Bann. Die selbstverständlich auch in der „Auslandsabteilung“ zum Einsatz kamen: Der afrikanische Weihnachtsgruß „Damas Sanguilanu Mwane Nyambi“, „Glorious Kingdom“, ein auf den Westindischen Inseln zu verortender Spiritual, und J. Kirks „Jesus, my Jesus“ brachten gegen Ende hin noch einmal ordentlich Schwung ins Geschehen.

Logisch, dass die von Gastgebern und Gästen gemeinsam gesungenen Lieder zu den Höhepunkten zählten: „Somewhere Over The Rainbow“, „Maria durch ein Dornwald ging“, „Susa Nina“ und, als Zugabe, „Stille Nacht“ setzten dem Ganzen das Sahnehäubchen auf. Ebenso wie die Pianistin: Yuki Nagatsuka, die die Stimmkünstler bei etlichen Liedern am Flügel begleitete, ließ das Konzert vollends zur runden Sache werden.

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