Ein internationaler Touch also, der sich auch auf der Bühne widerspiegelte. „Neben zahlreichen Sängern aus Ober- und Niederlahnstein haben wir auch zehn Projektsänger aus Braubach, Koblenz, Bad Ems und Nassau“, verkündete Bernd Geil, der Erste Vorsitzende des veranstaltenden Männerchors Frohsinn Lahnstein, der gemeinsam mit dem MGV 1881/1904 Niederlahnstein als „Männerchor Lahnstein“ auftritt, in seiner gewohnt humorigen Anmoderation.
Nicht steif oder verknöchert
Man sieht es schon: Bei dieser Traditionsveranstaltung, ohne die es am Rhein-Lahn-Eck nur im äußersten Notfall Weihnachten werden kann, ging es zwar dem Anlass entsprechend feierlich, aber deshalb noch lange nicht steif oder gar verknöchert zu.
Dafür sorgte allein schon das abwechslungsreiche Repertoire, das, wie es seit jeher Usus ist, nach dem Motto „Vor der Pause Oper und Operette, nach der Pause Advent und Weihnachten“ in zwei thematisch klar voneinander getrennte Blöcke aufgeteilt war. Mit dem rhythmusbetonten, tänzerisch angehauchten Lied „Heil sei euch Geweihten“ aus Mozarts „Zauberflöte“ stieg der Chor ins Geschehen ein – und bewies bereits hier, dass Dirigent Franz Rudolf Stein, in dessen Händen auch die Gesamtleitung des Abends lag, wieder einmal ganze Arbeit mit seinen Männern geleistet hatte.
Auch hochkarätige Solisten waren mit an Bord
Den letzten Schliff hatten sich diese bei einer ganztägigen Chorprobe Mitte November, bei der sie außer von Stein vom Stimmbildner Wilhelm Gries geschult wurden, geholt – und waren somit auch für ihre anderen „Soloauftritte“ fit: Der dynamische „Jägerchor“ aus Carl Maria von Webers romantischer Oper „Der Freischütz“ gehörte ebenso dazu wie der von einer sehr nachdenklichen Stimmung geprägte Beitrag „Schön die Abendglocken klangen“ aus Conradin Kreutzers Oper „Das Nachtlager in Granada“ oder, im zweiten Teil, das schwedische Weihnachtslied „Jul, jul, stralande jul“.
Dazu hatte man sich wieder einmal hochkarätige Solisten an Bord geholt. Den Tenor Daniel Jeremy Tilch vom Staatstheater Mainz zum Beispiel: Mit seiner hohen Tenorstimme bildete er bei Franz Schuberts „Mille cherubini in coro“ im Arrangement von David Cullen ebenso einen aparten Kontrast zu den sonoren Bassstimmen aus dem Chor wie bei dem Lied „Als ich bei meinen Schafen wacht“ aus dem Oratorium „Die Geburt Christi“ von Heinrich von Herzogenberg, begeisterte aber auch ganz chorlos – etwa bei „Frisch zum Kampfe“ aus der Mozart-Oper „Die Entführung aus dem Serail“ oder, um nur ein weiteres Beispiel zu nennen, bei der Arie „Alle Tale“ aus dem Händel-Oratorium „Der Messias“.
Und die weibliche Solistin? Für die Sopranistin Melanie Schneider war der Auftritt in Lahnstein fast ein Heimspiel, ist sie doch im benachbarten Braubach aufgewachsen. Aber das war natürlich nicht der einzige Grund, weshalb sie das Publikum von der ersten Minute an auf ihrer Seite hatte. Mit ihrer ausdrucksstarken, ausgesprochen wandlungsfähigen Stimme bot sie schlicht eine hervorragende Gesangsleistung, meisterte auch schwierige Koloraturen scheinbar mühelos und legte überdies eine geballte Ladung schauspielerisches Talent an den Tag. Sei es bei „Einst träumte meiner sel’gen Base“ aus „Der Freischütz“, dem weihnachtlichen „Hark! The Herald Angels Sing“ oder, oder – an dieser Performance gab es in der Tat nichts zu mäkeln.
Ein temperamentvoller AufenthaltIm Weißen Rößl
Dazu die gemeinsam mit dem Chor bestrittenen Programmpunkte: Neben dem Klassiker „Maria durch den Dornwald ging“, der bei so gut wie keinem Adventskonzert fehlen darf, war dies ein sehr schwung- und temperamentvoll vorgetragenes Medley aus dem Singspiel „Im Weißen Rößl am Wolfgangsee“ – sicherlich einer der Höhepunkte dieser Veranstaltung.
Vollends zur runden Sache wurde der Abend durch die beiden Instrumentalisten Sylvia Mel-André und Harald Meyer. Die Querflötistin Sylvia Mel-André bereicherte sowohl Solo-Beiträge von Tenor Daniel Jeremy Tilch als auch Chor-Auftritte, etwa bei dem polnischen Weihnachtslied „Lu-leise Jesulein“ im Arrangement von Franz Rudolf Stein. Und Harald Meyer, der ebenso wie Sylvia Mel-André an der Kreismusikschule Mayen-Koblenz unterrichtet? Der war als Begleitpianist, von einer einzigen Ausnahme abgesehen, ohnehin im Dauereinsatz (O-Ton Bernd Geil: „Er wirkt bei unserem Adventskonzert zum ersten, aber mit Sicherheit nicht zum letzten Mal mit“) und bestach zudem mit einer virtuosen Solo-Darbietung des von Gioachino Rossini komponierten Lieds „La Danza“ im Arrangement von Sydney Smith.
Und: Gemeinsam fügten Harald Meyer und Sylvia Mel-André dem Konzert mit einem ausgesprochen beschwingten, fast jazzig anmutenden Weihnachtslieder-Medley eine weitere außergewöhnliche Facette hinzu.
Logisch, dass die Veranstaltung nicht nur ihren Schluss-, sondern auch einen besonderen Glanzpunkt fand, als bei „Leise rieselt der Schnee“ und der Zugabe „Stille Nacht“ dann alle musikalischen Akteure gemeinsam auf der Bühne standen. Jetzt kann es tatsächlich Weihnachten werden am Rhein-Lahn-Eck.