135 Anwohner beschweren sich über Verkehrssituation an der Eisenbach
Absurd: Poller sorgen für Chaos statt Sicherheit
So fröhlich blicken Rainer Jost (links) und Werner Weisbrod (Mitte) nicht immer drein. Die Verkehrssituation in der Eisenbach sei zu Stoßzeiten belastend. Mit Stadtchef Oliver Krügel begutachteten sie den wunden Punkt ihres Wohnviertels.
Michaela Cetto

Mal ein freundliches, mal ein genervtes Winken oder Nicken, ein entschuldigendes Grinsen, Daumen hoch, Lichthupe: Zeichensprache muss man schon beherrschen, wenn man mit dem Auto in der Eisenbach unterwegs ist. Grund: Seit vielen Jahren verengen an der Einmündung zur Arzbacher Straße zwei Plastikpoller die Fahrbahn. Diese hatten eigentlich den Zweck, Schul- und Kindergartenkindern zu erleichtern, die Straße zu überqueren.

So fröhlich blicken Rainer Jost (links) und Werner Weisbrod (Mitte) nicht immer drein. Die Verkehrssituation in der Eisenbach sei zu Stoßzeiten belastend. Mit Stadtchef Oliver Krügel begutachteten sie den wunden Punkt ihres Wohnviertels.
Michaela Cetto

De facto aber kommt es allmorgendlich „zu absurden, chaotischen und teilweise extrem gefährlichen Situationen“. So beschreibt zumindest Werner Weisbrod die Angelegenheit – und wird von nicht weniger als 135 weiteren Anwohnern rund um die Straße Eisenbach unterstützt.

Die Unterschriftenliste liegt schon seit einigen Wochen bei Stadtbürgermeister Oliver Krügel, der nach einer Ortsbegehung mit dem Verkehrsausschuss im Februar als erste Reaktion schon mal eine üppige Hecke roden ließ, die den Autofahrern die Sicht auf mögliche Fußgänger versperrt hatte. Bei einem erneuten Treffen an der Kreuzung erläuterten Werner Weisbrod und sein Mitstreiter Rainer Jost dem Stadtchef die aktuelle Lage.

„Diese Poller führen in Stoßzeiten zu Rückstaus in alle Richtungen“, erklärt Weisbrod. Denn durch die verengte Fahrbahn könne immer nur ein Fahrzeug aus der Straße Eisenbach in die Arzbacher Straße bzw. umgekehrt fahren.

Wenn aber mehrere Fahrzeuge gleichzeitig aus verschiedenen Richtungen ein- oder abbiegen (wie morgens an Werktagen), staut es sich ganz automatisch – und ganz gehörig.

Die Verkehrsteilnehmer sind dann gezwungen, die geltenden Verkehrsregeln (rechts vor links in der Zone 30), die mit den Pollern ad absurdum geführt werden, auszuhebeln, und sich untereinander zu verständigen, wer denn nun als Erstes fahren darf.

Und: Die Situation hat sich in den vergangenen Jahren verschärft. Denn längst sind es nicht nur Eltern, die ihre Kinder zu den Einrichtungen bringen, und Anwohner, die sich hier auf der Straße begegnen:

Paketzulieferer und Müllabfuhr, Handwerker und die Mitarbeiter des Firmengebäudes auf der gegenüberliegenden Seite der Einmündung an der Arzbacher Straße sorgen für eine Menge zusätzlichen Verkehr.

„Vor allem durch den Rückstau auf der Arzbacher Straße entstehen oft gefährliche Situationen“, betonen Weisbrod und Jost unisono. Denn: Nicht selten entscheiden sich die hinter den abbiegenden Fahrzeugen zum Warten gezwungenen Verkehrsteilnehmer für ein Überholmanöver – ohne zu erkennen, wie sich die Fahrer davor individuell in Sachen Vorfahrt abgestimmt haben.

Es grenze an ein Wunder, dass es an in dieser Stelle noch keinen gravierenden Unfall gegeben haben soll. „Selbst geübten Autofahrern verlangt die Verkehrssituation viel Konzentration ab“, so Weisbrod. Auch Ortsunkundige seien damit häufig überfordert.

Den meisten Anwohnern aus den Straßen Eisenbach, Am Fahnenberg, Bergmannsweg, Glückaufstraße und Mercurstraße wäre es am liebsten, wenn die lästigen und gefährlichen Poller entfernt würden – natürlich ohne damit Schulkindern den Weg zu erschweren. Eine alternative Querungshilfe müsste dann zum Beispiel ein kleines Stück oberhalb der Einmündung in der Eisenbach geschaffen werden.

Natürlich haben sich Weisbrod und Jost schon schlau gemacht, welche Maßnahmen hier Abhilfe schaffen könnten. Um die Verkehrssituation zu entschärfen, könnten statt der Poller eine oder mehrere Fahrbahnschwellen auf der Straße Eisenbach montiert werden.

„Das würde das Tempo ausbremsen und eine größere Konzentration auf Fußgänger gewährleisten“, glaubt Weisbrod. Auch das Aufstellen von Holzfiguren am Gehweg, die auf Kinder aufmerksam machen sollen, könnte in Erwägung gezogen werden.

Bevor der Stadtrat über eventuelle Maßnahmen entscheidet, sollen auch Polizei, ADAC und Verbandsgemeinde mit ins Boot genommen werden. Die Anwohner aber sorgen sich, dass die Situation von den Behörden als nicht so schwerwiegend eingeschätzt wird.

„Die Polizeiinspektion sowie die Verbandsgemeindeverwaltung haben in der Vergangenheit gleichlautende Beschwerden von Anwohnern bereits negativ beschieden“, erklärt Weisbrod. Nach einer Verkehrsschau im Jahr 2014 habe es von Seiten der Behörde geheißen: „Vorhandene Beruhigungs-/Verschwenkungsinseln haben sich bewährt. Keine weiteren Maßnahmen erforderlich.“

Die Beschwerdeführer aber betonen: „Wir halten diese Sichtweise für falsch und gefährlich. Nahezu alle Anwohner beschweren sich, und uns ist es bisher nicht gelungen, auch nur eine Person ausfindig zu machen, die durch diese Verkehrsbehinderung eine erhöhte Sicherheit für die Schul- oder Kita-Kinder festgestellt hätte.“

Und Weisbrod ist sicher: „Wäre das Ergebnis der Verkehrsschau damals öffentlich gemacht worden, hätte es einen Sturm der Entrüstung gegeben.“ Für Stadtchef Oliver Krügel ist klar, dass sich die Stadt hier kümmern muss. „Wenn sich 135 Bad Emser mit einem solchen Ansinnen an uns wenden, dann nehmen wir uns der Sache natürlich an.“

Wenige Tage später gab es abermals eine Ortsbesichtigung mit allen beteiligten Seiten und Behörden, von Polizei über Verbandsgemeinde, Kreisverwaltung, Stadt über ADAC und LBM bis hin zu Schule und Kindertagesstätte. Deutliche Aussage von Seiten des ADAC: „Die Poller müssen weg“, und das lieber heute als morgen.

Am Dienstag, 30. Juni, wird der Bad Emser Stadtrat in seiner Sitzung um 18 Uhr in der Sporthalle Silberau auch über dieses Thema beraten.

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