Helmut Klöckner aus Aufsichtsrat der Campus-Genossenschaft ausgeschieden: "Ich durfte eine Erfolgsstory begleiten"
Abschied vom Aufsichtsrat des Nassauer Campus: Wo der Leifheit-Wahlspruch lebendig bleibt
Helmut Klöckner aus Winden blättert in einem Ordner über die Erfolgsgeschichte des Nassauer Leifheit-Campus, an der er als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Genossenschaft mitwirken durfte. Die G. und I. Leifheit Stiftung habe das private Gymnasium ermöglicht, in dem der Wahlspruch des vor 15 Jahren verstorbenen Unternehmens zukunftsweisend fortlebe: „Es muss den Menschen dienen.“
Bernd-Christoph Matern

Nassau. Helmut Klöckner ist aus Altersgründen aus dem Aufsichtsrat der Genossenschaft Leifheit-Campus in Nassau ausgeschieden. Seit Gründung des Gremiums als Träger des privaten Gymnasiums war der ehemalige Bürgermeister der Verbandsgemeinde Nassau darin tätig. Vorstand Thomas Klimaschka dankte dem Windener für sein Engagement. Zum Nachfolger wurde Udo Rau gewählt.

„Ich hab ja gar nicht viel gemacht“, blickt Klöckner auf das Gründungsjahr der Genossenschaft im Jahr 2015 zurück. „Aber immerhin bin ich dadurch doch noch zum Genossen geworden“, scherzt der überzeugte Christdemokrat. Ilse Leifheit habe ihn für den Posten „angestiftet“, erinnert sich der 82-Jährige. Die Gründung des Gymnasiums habe perfekt zum Wahlspruch des Nassauer Ehrenbürgers Günter Leifheit gepasst: „Es muss den Menschen dienen.“

Mit dem Nassauer Gymnasium lebt ein zukunftsweisendes Vermächtnis des am 2. Juli 2009 verstorbenen Unternehmers weiter. Für das Vorhaben sei das Engagement der Stiftung ein Segen gewesen und bleibe es auch für die Zukunft der Schule. „Ich durfte eine Erfolgsstory begleiten“, freut er sich und blickt angesichts seiner Verabschiedung dankbar auf diese alles andere als selbstverständliche Geschichte zurück.

Es sei ein Risiko gewesen, solch ein privates Gymnasium in Nassau auf die Beine zu stellen. „Die Frage, ob das gut geht, stand schon im Raum“, so Klöckner. Kritiker hätten auf die Existenz des Bad Emser Gymnasiums verwiesen und die Gesamtschule in Nastätten, wo es tatsächlich auch Jugendliche aus dem Nassauer Land hintrieb, nachdem die Realschule in Nassau nach 100 Jahren geschlossen wurde.

Veränderungen in der 1990er-Jahren

Die etwas wehmütig stimmende Vorgeschichte will er nicht verschweigen: Als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Nassau (1982 bis 2001) habe er vom Parkplatz aus morgens die Schülerströme gesehen, die vom Bahnhof zum Schulzentrum gingen. Das ebbte mit den schulpolitischen Veränderungen in den 1990er-Jahren deutlich ab, als die Hauptschule in Bad Ems in eine Regionalschule umgewandelt wurde, wo ebenfalls der Realschulabschluss zu erlangen war.

„Das endgültige Aus kam mit der Bildung der Realschule plus in Bad Ems, Nassau wurde sie verwehrt“, erzählt Klöckner, „damit verlor Nassau seine über 100 Jahre alte Realschule und damit auch noch die Hauptschule. Die Proteste aus Nassau fanden kein Gehör bei der Landesregierung.“

Das ist Geschichte. In Nassau ging der Blick nach vorn. Der damalige Stadtbürgermeister Armin Wenzel brachte die Bildung einer Privatschule für Nassau in die Diskussion. Die Herausforderung: „Das Gebäude musste umfänglich saniert, und neue Auflagen mussten erfüllt werden“, erinnert Klöckner. „Außerdem muss der Träger einer neuen Privatschule zunächst drei Jahre lang alle Kosten tragen, auch die Kosten für die Lehrer“, erklärt der erfahrene Kommunalpolitiker.

„Erst im vierten Jahr erstattet das Land nach der Anerkennung die Kosten für den Lehrkörper.“ Die Sachkosten für Reinigung, Strom, Wasser sowie die Personalkosten für Hausmeister, Sekretärin, Reinigungs- und Küchenpersonal verbleiben allerdings beim Träger. Dies umzusetzen, schien angesichts der sehr hohen Kosten fast unmöglich. „Dank der Leifheit-Stiftung konnte das finanzielle Risiko getragen werden“, so Klöckner. Neben der Vorsitzenden Ilse Leifheit hätten auch Josef Mertes und Geschäftsführer Ingo Nehrbaß das Vorhaben kräftig unterstützt.

„Dieses Team ist ein echter Glücksfall für die Schule und die jungen Menschen aus der Region, die dort unterrichtet werden.“

Helmut Klöckner

Schulgebäude samt Turnhalle sind mittlerweile vom Kreis gekauft, die Sanierung habe das private Gymnasium inklusive der Sportanlagen zu einem Schmuckstück in der Schullandschaft des Kreises gemacht, freut sich Klöckner über moderne helle Räume, digitales Unterrichtsmaterial bis hin zur „herrlich gestalteten Mensa, in der täglich frisch und gesund gekocht wird“. Gelte die Hotelklassifizierung für Schulen, liege der Leifheit-Campus im Vier-Sterne-Bereich.

Als nicht minder wichtigen Faktor für den Erfolg des Gymnasiums, das mit 36 Lernern und Lernerinnen, wie die Schüler am Campus genannt werden, startete und heute 340 beherbergt, nennt Klöckner die handelnden Personen. „Das war und ist bis heute ein hochengagiertes Team, das die Gründung der Genossenschaft vorantrieb und 2015 umsetzte“. Dazu gehöre „der Motor und Organisator des Vorhabens“ Thomas Klimaschka, der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Leifheit AG Wolf Meyer, der sich als Aufsichtsratsvorsitzender und ausgewiesener Finanzexperte ins Projekt hineinkniete, und der Nassauer Notar Joachim Mädrich, der die mannigfachen Verträge überprüfte.

„Dieses Team ist ein echter Glücksfall für die Schule und die jungen Menschen aus der Region, die dort unterrichtet werden“, sagt Klöckner und schließt das Engagement der ehemaligen Schulleiterin Margarethe Deinet mit ein, die für den pädagogischen Teil in der Genossenschaft verantwortlich war. Schützenhilfe in organisatorischen Fragen und zum Lehrplan übernahm dank Klimaschkas Kontakten das private Gymnasium Raiffeisen-Campus in Dernbach.

Eltern nahmen Wagnis auf sich

Dankbar ist Klöckner, dass es gelang, mutige Eltern zu finden, die das Wagnis auf sich nahmen, ihre Kinder in die neue Schule zu schicken. Schulleiter Martin Ufer und die jungen engagierten Lehrkräfte hätten dann im vergangenen Jahr für eine weitere stolze Sternstunde der Campus-Geschichte gesorgt, als dort den ersten 23 Absolventen ihr Abiturzeugnis überreicht wurde. „Das war eine sehr gelungene Abiturfeier, die die familiäre Ausrichtung der Schule deutlich machte und zeigte, wie sehr sich die Eltern in diese Schule einbringen und sich mit ihr identifizieren.“

Die Beiträge von Lehrern und Absolventen hätten gezeigt, „dass hier auf hohem Niveau gearbeitet wird, das einen hohen Bildungsstand zum Ergebnis hat“. Dass das mit Unterstützung der G. und I. Leifheit-Stiftung noch lange so bleibt, wünscht sich Klöckner für die nachfolgenden Generationen.

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