Wo Anfang des Jahres noch ein tiefes Loch am Ortseingang von St. Goarshausen klaffte, braucht es inzwischen weitaus weniger Fantasie, um zu erkennen, was hier einmal entstehen soll: ein schlichter Zweckbau zwar, wie Verbandsgemeindebürgermeister Mike Weiland beim Treffen auf der Baustelle betont, aber dafür optimal auf die Bedürfnisse einer Verbandsgemeindeverwaltung ausgerichtet. Von langer Hand geplant, geht es nun Schlag auf Schlag: Das grobe Gerippe aus Beton und Stahl lässt die Dimensionen des neuen Verwaltungsbaus bereits erahnen. Ein schlichtes Schild mit einer Visualisierung des Gebäudes, angebracht am Bauzaun, zeigt, wie es dort einmal aussehen soll.
Schon viele Jahre begleitet die Verwaltung das Thema, denn der aktuelle Standort in der Dolkstraße genügt den Anforderungen einer Verwaltung nicht und ist zudem sanierungsbedürftig. Nachdem Weiland 2020 zum VG-Bürgermeister gewählt worden war, beauftragte er eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung: „Nach verschiedenen Abwägungen haben wir uns für den Neubau hier am Ortseingang entschieden, weil dies auch die wirtschaftlichste Variante ist“, berichtet er und schiebt sogleich hinterher: „Ein Privatmann hätte hier keine Baugenehmigung bekommen.“ Denn das Gebäude steht nicht nur auf einer Fläche, die bei Hochwasser recht schnell überspült wird, sondern muss auch aufgrund ihres Standorts direkt am Rhein welterbeverträglich gebaut werden. Doch nach enger Absprache mit den beteiligten Behörden geht es nun endlich ans Werk, einiges ist bereits geschafft.
Tatsächlich liegt sie sogar höher als alle je gemessenen Hochwasser. Denn wir wollen natürlich ein Verwaltungsgebäude bauen, das möglichst nicht von einem Hochwasser heimgesucht wird.
Mike Weiland, Bürgermeister der VG Loreley,
Eine der wichtigen Vorgaben ist, dass die Bodenplatte für das Erdgeschoss der Verwaltung mindestens auf der Höhe eines 100-jährigen Hochwassers liegen muss. „Tatsächlich liegt sie sogar höher als alle je gemessenen Hochwasser. Denn wir wollen natürlich ein Verwaltungsgebäude bauen, das möglichst nicht von einem Hochwasser heimgesucht wird“, betont der VG-Chef. Doch selbst dem Umstand, dass die Verwaltung mal nicht erreichbar sein könnte, sieht Weiland gelassen entgegen, denn „wir sind die Verwaltung im Rhein-Lahn-Kreis mit den weitgehendsten Homeoffice-Möglichkeiten“.
Wegen des Standorts gelten besonders strenge Vorgaben beim Bau
Während es im Untergeschoss – hochwasserangepasst gebaut und leicht zu reinigen – also Raum für Mitarbeiterparkplätze gibt, werden Besucherparkplätze vis-à-vis zur B42 entstehen – beides natürlich auch mit E-Lade-Bereich. Über eine Treppe erreichen Besucher die am südlichen Ende gelegene Besucherterrasse, die zum Empfang mit Front- und Backoffice führt. Durch die Trennung der Bereiche sei künftig auch der Datenschutz besser gewährleistet. Diesem Bereich schließen sich Büros mit eins bis drei Arbeitsplätzen an, in der Mitte getrennt durch Funktionsräume – insgesamt entstehen hier auf zwei Stockwerken 50 Arbeitsplätze. Am nördlichen Ende gibt es einen Glasbau, genannt Loggia, daran anschließend ein Besprechungsraum, der auch als Trauzimmer genutzt werden kann – „mit Blick auf den Rhein“, wirbt Weiland für die künftige Möglichkeit.






Darüber wird noch ein weiteres Stockwerk entstehen, in dem ebenfalls Büros, aber auch ein Sitzungssaal untergebracht sein werden. Der Sitzungssaal wird teilbar sein, sodass dort größere und kleine Veranstaltungen stattfinden können. Im Mitteltrakt werden wie ein Stockwerk tiefer Sozialräume und eine Küche entstehen, hier jedoch mit Tageslicht durch Lichtkuppeln. Bis Juli, spätestens August soll der Rohbau komplett stehen, gibt Weiland einen Ausblick. Dann folgen die weiteren Gewerke: Fassaden, Innenausbau, Dachabdichtung ...
Fassadengestaltung muss sich an strenge Vorgaben halten
Apropos Dach: Da kommt natürlich Photovoltaik drauf, beheizt wird das Gebäude mit einer Wärmepumpe, die Büros werden mit einer Lüftung in den Wänden geheizt und gekühlt, dazu gibt es eine gesteuerte Rollo-Anlage. Was die Außengestaltung des Gebäudes angeht, hatte die Verwaltung wenig Spielraum, sondern muss sich an die Vorgaben der das Welterbe schützenden Behörden halten – sowohl bezüglich der Fenster als auch der Farbgestaltung. Hinzu kommt die Vorgabe, die Fassade zum Rhein hin zu begrünen, „damit die Touristen auf den Schiffen nicht geblendet werden“, wie Mike Weiland aus den Abstimmungsgesprächen augenzwinkernd berichtet. Leichter gesagt als getan, denn im Hochwasserbereich, wo sich eben der neue Verwaltungsstandort befindet, dürfen Beete mit einer Größe von maximal 30 mal 30 Zentimetern angelegt werden.
Der Umzug der Verwaltung ist für Ende 2026 geplant. Die prognostizierten Kosten inklusive Grundstückskauf liegen bei 9 Millionen Euro. Gefördert wird das Projekt mit rund 3,5 Millionen Euro aus dem Investitionsstock des Landes. Erste Mehrkosten sind bereits entstanden, zum einen bei den Erdarbeiten, berichtet der VG-Bürgermeister, und auch beim Rohbau seinen Mehrkosten angemeldet. Es gebe aber auch Gewerke, die günstiger ausfallen. Aktuell liegen die Mehrkosten bei 208.000 Euro.
Was passiert mit dem Verwaltungsstandort in Braubach?
Immer wieder treibt die Menschen die Sorge um, dass mit dem Neubau in St. Goarshausen der Verwaltungsstandort in Braubach geschlossen wird. Dem schiebt Verbandsgemeindebürgermeister Mike Weiland einen Riegel vor: „Als 2012 die Verbandsgemeinden Braubach und Loreley zu einer VG fusionierten, wurde die Vorgabe gemacht, dass in Braubach auch weiterhin eine Anlaufstelle bleiben muss.“