Von unserem Redaktionsleiter Hans Georg Egenolf
Nach Angaben von Lutz Nink, stellvertretender Leiter der Behörde, weist die 63 Jahre alte Flussquerung Korrosionsschäden insbesondere im Bereich der auskragenden Fahrbahnplatte auf. Mit einer Tragfähigkeit von nur 12 Tonnen liege die Brücke auch als Kreisstraße weit unter dem anvisierten Belastungsniveau von 30 Tonnen. Auch die Gehwege sind demnach zu schmal. Die besondere Konstruktion der Brücke macht auf der Balduinsteiner Seite eine relativ steile Auffahrtsrampe notwendig, in der es durch Brückenbewegungen zudem regelmäßig zu Schäden in der Fahrbahn kommt. Weil seitlich die Gesimse gerissen sind, drohen mittelfristig auch Gefahren für den Schiffs- und Bootsverkehr auf der Lahn.
Für den LBM ist unter diesen Voraussetzungen klar, dass eine Sanierung nicht infrage kommt. Die Behörde plant einen Neubau mit einem breiteren Querschnitt. Die neue Brücke soll einen einseitigen, aber ebenfalls breiteren Fußweg haben, die Tragkraft auch Lkw und schwerem landwirtschaftlichem Gerät ein Überqueren der Lahn an dieser Stelle ermöglichen. Das wird zur Folge haben, dass es einen oder zwei Flusspfeiler geben wird. Zudem soll die Linienführung in Höhe und Lage verbessert werden.
Im Investitionsprogramm des Rhein-Lahn-Kreises ist der Brückenbau für das Jahr 2017 anvisiert, sofern die Planungen dann baureif sind und die entsprechenden Finanzmittel bereitgestellt werden können. Grobe Schätzungen gehen von Kosten in Höhe von 2,1 Millionen Euro aus. Laut Lutz Nink wird der LBM 2015 mit den konkreten Vorbereitungen für das Projekt beginnen: „Wir werden nun zunächst mögliche umsetzbare Varianten entwickeln und diese dann insbesondere unter Kostengesichtspunkten bewerten. In jedem Fall soll eine Fußgängerverbindung während der Bauzeit angeboten werden.“ Zwei Szenarien sind laut Nink für den Neubau denkbar: ein Ersatzneubau an gleicher Stelle mit Behelfsbrücke für Fußgänger oder ein Brückenneubau eng neben der alten Brücke mit optimierter Linienführung. Dann könnte die alte Brücke während der Bauzeit weiter für den Verkehr genutzt werden.
Die 1951 errichtete Spannbetonbrücke in Balduinstein war die erste ihrer Art in Rheinland-Pfalz. Die erste Spannbetonbrücke in Deutschland war 1936 in Aue errichtet worden. Die Balduinsteiner Brücke wird von Gegengewichten hinter den Widerlagern getragen und hat eine Spannweite von 62,09 Metern.