So kann man einen Festakt also auch gestalten: spritzig statt steif und mitten im Trubel statt in einer Halle. Aber schließlich geht die Städtepartnerschaft zwischen Nassau und Pont-Château, die jüngst auf dem Marktplatz der Freiherr-vom-Stein-Stadt ihr 50. Bestehen feierte, ja auch alle etwas an. „Die wahre Geschichte unserer Partnerschaft hat allerdings schon lange vor 1975 begonnen“, stellte Stadtchef Manuel Liguori klar und erzählte von Louis Loridan, der, als junger Besatzungssoldat in Nassau hängen geblieben, vorlebte, was Verständigung und Versöhnung bedeuten können, und Kontakte nach Pont-Château knüpfte – der Grundstein für die Städtepartnerschaft, die, so Liguori, „bis heute von einer großen Offenheit und tiefen Freude am Miteinander geprägt ist“. Dass der Geist des 1963 geschlossenen Élysée-Vertrags unvermindert weiterwirkt, bekräftigte auch Danielle Cornet. „Wir sind stolz darauf, das Spaltende überwunden zu haben und die europäischen Werte der Demokratie und Verständigung zu leben“, so die Bürgermeisterin von Pont-Château.
„Europa ist nie nur ein geografischer Raum, sondern immer auch eine Idee und ein aus einer tragischen Geschichte heraus entstandenes historisches Wunder gewesen. Wir sind alle dazu aufgerufen, diese Idee weiterzutragen.“
Katarina Barley, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments
Mit Spannung erwartet: die Festrede von Katarina Barley, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments. „Europa ist nie nur ein geografischer Raum, sondern immer auch eine Idee und ein aus einer tragischen Geschichte heraus entstandenes historisches Wunder gewesen. Wir sind alle dazu aufgerufen, diese Idee weiterzutragen“, so Barley mit Blick auf die Zukunft der Partnerschaftsvereine, die von jungen Menschen mit Leben gefüllt werden muss.
Auf weitere gemeinsame 50 Jahre
Kein Festakt ohne symbolträchtige Handlungen. Eine davon war die Verleihung der Ehrenurkunde des Partnerschaftsverbands Rheinland-Pfalz an die beiden Geburtstagskinder. „Charles de Gaulle und Konrad Adenauer waren diejenigen, die Frankreich und Deutschland zueinander gebracht haben“, so der Regionalbeauftragte Koblenz/Westerwald, Werner Münzel. „Daraus ist ein wertvoller Schatz entstanden, den wir gut hüten müssen.“

Und das kann man zum Beispiel tun, indem man den Partnerschaftsvertrag erneuert. Es war ein besonders feierlicher Augenblick, als Danielle Corbet, Manuel Liguori sowie die Vorsitzenden der beiden Partnerschafts-Komitees, Sylvie Morand (Pont-Château) und Petra Loridan (Nassau) ihre Unterschriften unter ein Dokument setzten, in dem es unter anderem heißt: „Wir, die Bürgermeister und Ratsmitglieder von Nassau und Pont-Château, erneuern den Freundschafts- und Friedensschwur, der unsere beiden Städte seit 50 Jahren miteinander verbindet. Wir möchten, dass die Städtepartnerschaft es den Bürgern ermöglicht, ihre kulturellen, sportlichen und persönlichen Kontakte zu stärken, um ein gemeinsames Verständnis der Werte der Europäischen Union zu fördern und auf diese Weise zu einer friedlichen Koexistenz der Völker beizutragen.“
Französische und deutsche Akteure geehrt
Dazu gab’s ein stimmiges Begleitprogramm: Während der Chor tonArt Nassau unter anderem die Europa-Hymne sang und die Golden Lions mit ihrem „Vogelscheuchen“-Tanz erfreuten, schloss die Band Couch & Cocktail rund um Sängerin Lea Funk dieses Fest der Begegnung mit einem fetzigen Mix aus 50 Jahren Funk, Soul, Jazz und Co. ab.

Ein besonderer Moment waren die Ehrungen des Partnerschaftsverbands Rheinland-Pfalz für Menschen, die sich teils über Jahrzehnte hinweg für die Städtepartnerschaft zwischen Pont-Château und Nassau eingesetzt haben. Als Erstes erhielt der frühere Nassauer Bürgermeister Erich Bruchhäuser eine Ehrenmedaille in Gold mit Urkunde. Er hatte den Partnerschaftsvertrag 1975 gemeinsam mit seinem französischen Amtskollegen unterzeichnet – und es sich 50 Jahre später trotz gesundheitlicher Einschränkungen nicht nehmen lassen, zum Jubiläumsfest zu kommen. Ebenfalls mit der Medaille in Gold geehrt wurden Louisette Gourhand und Armin Wenzel. Die goldene Ehrennadel erhielten Christa Kunde, Jürgen Schmidt und Petra Schönrock-Wenzel. Die Ehrenmedaille in Silber würdigt das Engagement von Christophe Guihéneuf und die Ehrenmedaille in Bronze das von Yannik Poirier und Jean-Yves Hurvois.