Die Show hatte am vergangenen Wochenende das „Deutschland Tattoo“ der vergangenen Jahre abgelöst. Und wieder durfte sich Produzent Ulrich Lautenschläger über einen großen Erfolg freuen: Schon im Verlauf des Programms gab es von den rund 4000 Besuchern mehrmals stehende Ovationen für die Leistung der Künstler.
Das Who’s who der Szene hatte sich auf dem Felsen versammelt. So gehört der bereits erwähnte Ian Melrose zu den besten Folkgitarristen weltweit. Der Wahlberliner mit schottischer Abstammung spielte unter anderem bei der Gruppe Clannad, mit der er 1999 einen Grammy gewann. Als zweiter Gitarrist konnte Oliver Palotai ebenfalls überzeugen. Auch er ein begnadeter Musiker, der sonst mit der Symphonic Metal Band Kamelot auf Tour geht – dort jedoch die Tasteninstrumente bedient. Dagegen stand auf der Loreley mit Corvin Bahn ein weiteres Multitalent an den Keyboards. Er ist nicht nur der musikalische Leiter der Show, sondern auch sonst ein bekannter Komponist und Arrangeur, der beispielsweise mit Santiano zusammenarbeitet. Weitere Mitglieder der Highland-Saga-Band waren Thor McLeod an den Drums und Nico Deepish am Bass.
Dudelsäcke dominieren
Das Kernstück des Programms bildeten natürlich wieder die Dudelsäcke: Die Pipers of the World erzeugten einen Klangteppich, der so manchen Gänsehautmoment generierte. Mit Ronald A. Bromhead und Kian Johnston standen gleich zwei Weltmeister dieses Instruments in der ersten Reihe. Bromhead, ein alter Bekannter auf der Loreley, war von 1985 bis 1993 „Piper vom Dienst“ für die königliche Familie. Johnston repräsentierte dagegen die Jugend, da er schon mit 16 Jahren den Weltmeisterthron errungen und die Pipe-Band beim Royal Edinburgh Military Tattoo geleitet hatte. Beide lieferten sich auf der Loreley erstaunliche Dudelsackduelle. Immer wieder trumpfte auch der kleine Trommler William „Bumblebee“ Bell auf, der mit Drummer McLeod ebenfalls musikalische Zweikämpfe austrug.
Wie schon im vergangenen Jahr brachte Clodagh McCarthy mit ihrem Gesang und ihrem Lächeln das Publikum zum Schmelzen. Dabei gestand sie ein, dass auch sie von starken Gefühlen überschwemmt wird, wenn sie beispielsweise ihr Lieblingslied „Caledonia“ singt: „Unterwegs bekomme ich immer großes Heimweh.“ Zwar habe sie den Song schon in ihrer Jugend häufig gesungen, aber damals sei sie nur in ihrer Heimatregion Cork aufgetreten. Mit zunehmendem Alter würden sich jedoch auch positive Veränderungen ergeben, so McCarthy weiter: „Ich bin heute viel relaxter als früher, beherrsche mein Repertoire – und kann deshalb besser mit dem Publikum interagieren.“
Ungeahntes Talent
Eine spürbare gesangliche Reifung war auch beim jungen Frontmann Eden Jones zu konstatieren. Seit seinem ersten Auftritt auf der Loreley hat er sich deutlich weiterentwickelt und meistert auch schwierige Stücke wie „Who wants to live forever“ in beachtenswerter Qualität. Dies ist umso erstaunlicher, da Jones kein gelernter Sänger war, sondern ein Trompeter. Quasi als Nebenprodukt der Corona-Zeit wurde er von Lautenschläger entdeckt, als dieser einen Sänger gesucht hatte und zufällig Jones in einem Video sah. Eine der vielen Geschichten, die sich inzwischen um die „Highland Saga“ ranken.
„Unsere Show zeichnet sich musikalisch dadurch aus, dass wir eine einzigartige Balance zwischen so unterschiedlichen Genres wie Rock, Folk und Dudelsackmusik bieten“, hob Corvin Bahn hervor. Auch optisch und vom Ablauf her hatte die Veranstaltung, die in zwei Abschnitte unterteilt werden konnte, einiges zu bieten. Im ersten Teil der Multimediashow ging es um die Geschichte des jungen Dougie Cunningham, seiner Liebe zur jungen Caitlin sowie den Einfluss des Lebens auf die beiden. Dies bildete den Rahmen für 13 Lieder, die vom „Loch Lomond“ in Schottland bis nach „Down under“ in Australien reichten. Der zweite Teil startete mit drei ruhigeren Stücken. Dabei wurde Ian Melrose von Coleman Conolly, einem begnadeten Flötisten und Meister der Uilleann Pipes (des irischen Dudelsacks), begleitet.
Reiselust geweckt
Es schloss sich ein Potpourri von mehr als einem Dutzend bekannter Melodien an, die das Publikum von den Sitzen rissen. Einziger kleiner Kritikpunkt: Die Abstimmung der Lautstärke zwischen den Sängern und der Musik hätte bei Liedern wie „Karla with a K“ oder „Wellerman“ manchmal etwas besser sein können. Ansonsten ließ die Show vom musikalischen Angebot über leichtfüßige Tänzerinnen bis hin zu flammenden Effekten und Abschlussfeuerwerk nichts zu wünschen übrig. Besonders hervorzuheben waren die tollen Schottlandvideos im Hintergrund, die wohl viele Gäste dazu animiert haben mögen, gleich nächste Woche eine Reise nach Großbritannien zu buchen. Und auch die Wettergötter müssen Fans der „Celtic Night“ gewesen sein: Genau für die Dauer der Show hatte der Dauerregen eine Pause eingelegt.