Närrischer Frohsinn
222 Narren und mehr bringen Bornich zum Beben
Uli Lenz stieg nicht nur als Erster in die Bütt, sondern war auch wie gewohnt für die Programmgestaltung zuständig. Nach vielen Jahren des Engagements zieht er sich jetzt aber aus der Organisation der Bornicher Fastnacht zurück.
Bletzer Ulrike

Voller Saal, mitreißende Tänze und unzählige Aktive: Bornichs Fastnacht begeisterte mit Humor, Lokalkolorit und einer Prise Politik. Von Männerballett bis Till Eulenspiegel – ein närrisches Spektakel mit Überraschungen und einem bewegenden Abschied.

„Nee – loss e mol!“ Was war das denn für ein komisches Fastnachts-Motto? „Wolle mer‘n roi losse?“, aber doch nicht „Nee – loss e mol!“. Da kann es doch gar nicht losgehen mit dem närrischen Frohsinn, oder? Von wegen: Und wie es losging am Freitag- und Samstagabend in der Bornicher Narrhalla.

Gemeinsam mit den drei Garden des TV Bornich zog der Elferrat in die Narrhalla ein.
Bletzer Ulrike

Heiterer Abschied von Fastnachtsurgestein

Wobei der Turnverein (TV) Bornich, der die örtliche Fastnacht ausrichtet, dieses Mal ein bisschen spät dran war mit seinen Vorbereitungen: Das Sport- und Gemeindezentrum war schon längst voll, da war immer noch einer dabei, die Bühne zu fegen. Na klar, der Uli Lenz, der als „Hausmeister“ munter vor sich hin philosophierte: „Die Buga dümpelt im Moment vor sich hin, aber wir in Bornich haben uns den jüngsten Bürgermeister von ganz Deutschland an Land gezogen und werden über seinen WhatsApp-Kanal jetzt bestens informiert“, freute er sich und kündigte „ein Programm der Spitzenklasse“ mit insgesamt 222 heimischen Akteuren an – so viele wie noch nie.

„Mit 75 steht er immer noch auf der Bühne, aber jetzt sagen wir Tschüss und bedanken uns bei ihm für sein jahrzehntelanges, unermüdliches Engagement.“
Elferratspräsident Stefan Kesser bedankt sich bei Uli Lenz

Eine Fastnacht der Superlative also, an der Uli Lenz als Programmgestalter selbst nicht ganz „unschuldig“ war. „Mir hat es immer Spaß gemacht, und ich weiß, dass es positiv weitergeht“, erklärte er. Das klang nach Abschied – der auch einer war. „Mit 75 steht er immer noch auf der Bühne, aber jetzt sagen wir Tschüss und bedanken uns bei ihm für sein jahrzehntelanges, unermüdliches Engagement“, so Elferratspräsident Stefan Kesser.

Elferrat sorgt für teuflisch gute Stimmung

Elferrat mal anders: Hier stellen die Herren ihre Sangeskünste unter Beweis.
Bletzer Ulrike

Überhaupt der Elferrat: Als der nach der Pause wieder einmarschierte, glaubte man zunächst an einen Derwisch-Tanz. Anlass zu dieser Annahme gaben die umgedrehten, von innen beleuchteten und an Feze erinnernden Eimerchen, die sich die Herren auf ihre Häupter gesetzt hatten. In Shorts und Badeschlappen gaben sie sodann herzerweichend schön diverse Lieder, darunter eine Liebeserklärung an ihr Heimatdorf, zum Besten.

Till Eulenspiegel alias Jürgen Martin ging in seiner Büttenrede unter anderem auf die Bundestagswahl ein.
Bletzer Ulrike

Und dann waren da natürlich all die Büttenredner. Jürgen Martin zum Beispiel in der Rolle des Till Eulenspiegel, der politisch wurde: „Wen wählt man denn jetzt am Sonntag? Die Ampel hat uns viel Kraft gekostet. Die Grünen sollte man nicht verprellen – aber sollen die auch den Kanzler stellen?“ Und die AfD? Da gibt’s nichts zu überlegen: „Nee, losse e mol!“. Vielleicht ist ja beim Bornicher Ortschef mit seiner steilen Karriere noch mehr drin? „Kanzler Elias?“, stellte der Schelm Till Eulenspiegel in den Raum. Aber der habe schon abgewunken: „Nee – loss e mol!“

„Die Bornicher bewegen sich nur so weit fort, wie sie den Bildschirm drehen können.“
Bei Talina Michel und Julian Martin bekam jeder sein Fett weg.
Talina Michel und Julian Martin erheiterten das Narrenvolk mit ihrem Jahresrückblick der etwas anderen Art.
Bletzer Ulrike

Reichlich Lokalkolorit hatten auch Talina Michel und Julian Martin in ihrem bebilderten Jahresrückblick der etwas anderen Art in petto. Die Winzergenossenschaft baue jetzt auch Cannabis an, berichteten sie und verteilten reihenweise Nettigkeiten à la „Die Bornicher bewegen sich nur so weit fort, wie sie den Bildschirm drehen können“.

"Hobby-Handwerker" Reiner Huth berichtete von seinem nervenaufreibenden Hausanbau.
Bletzer Ulrike

Reiner Huth wiederum jammerte als „Hobby-Handwerker“ über seinen nervenaufreibenden Hausanbau. Zum Beispiel, als er auf den Maler wartete: „Die Müllabfuhr war da und auch der Stromableser, vom Gaswerk kam so ein Arschgesicht – nur der Maler, der kam nicht.“

Sven Zimmermann brachte eine sportliche Note ins Geschehen ein.
Bletzer Ulrike

Ungemütlich wurde es bei Sven Zimmermann: „Wenn ich mir das angucke, wie ihr in eurer Komfortzone dasitzt – das geht nicht“, befand der Sportfreak und nötigte das Narrenvolk zu ein paar sportlichen Verrenkungen. Er selbst habe seine Laufstrecke jetzt auf 7,5 Kilometer ausgedehnt: „So weit ist es bis zur nächsten Gaststätte, wo‘s was zu essen gibt.“

Keine Büttenrede im klassischen Sinn, aber ebenfalls höchst unterhaltsam: Sven Bornwasser und Manuel Pohl vom NGV Blödsinn Nochern brachten die Narrhalla mit ihrem schaurig-schönen Gesang und anspruchsvollen Texten à la „Heute ist Fastnacht – endlich wieder feiern, bis wir wieder reihern“ in Wallung.

Tänze sorgten für Begeisterung

Als erste Tanzgruppe eroberte die Mini-Garde die Bühne.
Bletzer Ulrike

Dazu trieben gleich elf Tanzgruppen den Stimmungspegel nach oben. Angefangen bei der Mini-Garde des TV Bornich, die gleich nach dem Einzug des Elferrats über die Bühne wirbelte. Das besaß nicht nur einen hohen Niedlichkeitsfaktor, sondern zeugte auch von großem Talent. Später begeisterten auch die ebenfalls von Kira Huth und Lilly Becker trainierte Junioren-Garde und die TV-Garde rund um ihre Trainerin Kerstin Hohenstatt. Logisch, dass die Showtanzgruppen ebenfalls eine Menge zu bieten hatten.

Auch die TV-Garde begeisterte mit ihrem fulminanten Auftritt.
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Ob es die SG Kaub mit ihren Trainern Janina Söntgenrath und Fabian Sprinz und der temperamentvollen Nummer „God is a DJ“, der NCV mit seinem bonbonfarbenen Eiscreme-Tanz (Trainerinnen: Sabine Steffens, Tara Hansen und Caroline Schneider-Seitz), die von Linda Sprenger trainierte Showtanzgruppe Echte Fründe der SG Dachsenhausen mit ihrer „Zeitmaschinen-Party“ oder das CCKK mit seinem für eine offene Gesellschaft werbenden Tanz „Die Liebe zum Karneval verbindet“ war – Elferratspräsident Stefan Kesser hatte zweifelsohne recht, als er das hohe Niveau der Darbietungen lobte.

Mit großer Präzision wirbelte die Junioren-Garde des TV Bornich über die Bühne.
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Ebenso sehr begeisterten die von Jasmin Kalb, Michaela Dasbach und Athina Butto auf die Piste gebrachten Skifahrerinnen des CCO mit ihrer „Winterwonderland“-Nummer, die Gruppe ReBorn, deren Akteure als „Kriegerinnen und Krieger“ auftraten (Trainerinnen Katharina Uthe und Katrin Emmel) sowie die von Sarah Kalkofen und Theres Heilscher trainierten Silver Sparks aus Kamp-Bornhofen mit ihrer meteorologischen Darbietung „From Rain to Sunshine“.

Zum krönenden Abschluss "schwebte" das Männerballett Tanzmäuse mit seiner Fußball-Nummer über die Bühne.
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Den tänzerischen Schlusspunkt setzte dann wieder ein TV-Bornich-Eigengewächs. Wer sich unter dem Namen „Tanzmäuse“ eine Kindertanzgruppe vorgestellt hatte, war allerdings auf dem falschen Dampfer: Dahinter verbirgt sich das von Justine Maus und Nane Kurth trainierte Männerballett, das als schräge Fußball-Elf über das Parkett „schwebte“.

Zum großen Finale standen sie dann, sofern nicht zum nächsten Auftritt weitergeeilt, alle zusammen auf der Bühne, die 222 Akteure. Was will man mehr?

Eine der wichtigsten Requisiten war der Getränkewagen, an dem die Akteure nach ihren Auftritten den Durst löschen konnten.
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Auch der Elferrat war von der Mini-Garde restlos begeistert.
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