Nun sollen zwei mögliche Standorte am Marktplatz geprüft werden: das Dach der öffentlichen Toilette sowie im Dachstuhl des alten Rathauses. Lothar Engel, Vorsitzender des Vereins, stellte das Konzept vor. Demnach wird im direkten Umfeld, in dem die Tauben sich aufhalten, ein Schlag errichtet. Das sei nötig, weil die Tiere sehr standorttreu seien, erklärt Engel. In dem Schlag sollen die Tiere artgerechtes Futter, Wasser und gegebenenfalls tiermedizinische Versorgung erhalten. Dies verbessere ihren Gesundheitszustand.
Wenn sich die Tauben einmal an den Schlag gewöhnt haben, verbringen sie die meiste Zeit des Tages darin und verlassen ihn nur noch einige Male am Tag, erklärt Engel. Dementsprechend setzen sie auch einen Großteil des Kots im Schlag ab. Gleichzeitig kann die Population der Tauben besser kontrolliert werden, indem gelegte Eier durch Gipseier ausgetauscht werden. Dieser Austauch, die Reinigung des Schlags sowie die Versorgung der Tiere solle durch Mitglieder des Vereins gewährleistet werden, erklärt Engel. Aktuell habe man rund 20 Mitglieder, und einige Menschen hätten ihre Hilfe angeboten, für den Fall, dass ein Schlag gebaut würde. „Wir sind uns der Arbeit durchaus bewusst“, sagt Engel.
Wir machen das für alle. Nicht nur für die Menschen, die Tauben mögen, sondern auch für die Menschen, die nicht so viel mit ihnen anfangen können.
Lothar Engel aus St. Goar ist Vorsitzender des Vereins Stadttaubenhilfe Boppard.
Insgesamt könne ein so bereitgestellter Rückzugsort für die Tauben die oft als störend empfundenen Aspekte der Tiere im Stadtbild deutlich reduzieren wie das Betteln um Futter sowie die Menge des hinterlassenen Kots. Folglich würden nicht nur die Tauben profitieren, sondern auch die Menschen. „Wir machen das für alle. Nicht nur für die Menschen, die Tauben mögen, sondern auch für die, die nicht so viel mit ihnen anfangen können“, sagt Lothar Engel.
Er verwies auf zahlreiche positive Beispiele, etwa in Koblenz oder Montabaur. Die Taubenpopulation in der Stadt schätzt der Verein auf rund 150 ein. Ein Großteil davon lebe rund um den Marktplatz, eine zweite größere Gruppe um den Bahnhof, auch im Marienberger Park gebe es eine größere Population. Deshalb soll laut dem Ratsbeschluss bei weiterem Bedarf ein zusätzlicher Schlag im Marienberger Park errichtet werden.
Gründung im Frühjahr 2020
Der Verein Stadttaubenhilfe Boppard hat sich im Frühjahr 2020 gegründet (wir berichteten). Kurz darauf stellte der Verein sein Konzept im Ortsbeirat Boppard vor, der sich für die Prüfung des Vorhabens aussprach und die Verwaltung damit beauftragte. Seitdem ist trotz mehrere Anfragen der Grünenfraktion im Ortsbeirat vonseiten der Stadt anscheinend nicht viel in der Sache geschehen. Damals ist die Verwaltung zu dem Schluss gekommen, die vorgeschlagenen Standorte seien nicht für die Errichtung eines Taubenschlags geeignet.
Dementsprechend herrschte eine gewisse Ratlosigkeit im Stadtrat, was sich seitdem an den Standorten geändert hat und warum diese nun doch infrage kommen. Nachdem als Beschluss zunächst im Raum stand, erneut zu prüfen, welche Standorte möglich seien, sprach sich Philipp Loringhoven (Fraktion KKL) dafür aus, konkreter zu werden. „Zusammen mit der Stadttaubenhilfe Boppard wird geprüft, ob entweder der Standort auf dem Toilettendach am Marktplatz oder der Dachstuhl des alten Rathauses infrage kommen.
Eine der beiden Lösungen soll es werden, und dann setzen wir es um“, beantragte Loringhoven. Georg Scherzinger erweiterte den Antrag um die Möglichkeit, bei Bedarf auch im Marienberger Park ein Taubenhaus zu errichten. Dem so erweiterten Antrag stimmte der Stadtrat einstimmig zu.
Weitere Informationen zur Arbeit und zum Konzept des Vereins, der sich auch um verletzte Tiere kümmert, gibt es auf der Internetseite unter www.stadttaubenhilfe-boppard.de