Beate Dahmen von der Lebensberatung erklärt, worauf es ankommt in einer langen Ehe
Zur Kronjuwelenhochzeit: Vertrauensvoll miteinander sprechen ist ein Geheimnis glücklicher Ehen

„Können sich die beiden noch leiden?“ Diese Frage platzt regelrecht aus Beate Dahmen heraus, als sie von der bevorstehenden Kronjuwelenhochzeit des Ehepaars Franz hört. Denn es gebe zwei Arten von Paaren, die derart viele Jahre verheiratet sind, erklärt die Leiterin der Lebensberatung in Simmern, im Gespräch darüber, wie eine Ehe so lange halten kann.

Jene, die sich nur noch angiften und sich mehr oder minder ertragen. „Und diejenigen, die sich noch sehr zugetan sind und liebevoll miteinander umgehen“, sagt Dahmen. Das seien dann auch häufig die, die kurz nacheinander sterben, weiß sie.

Jubiläum in Oberwesel gefeiert

Eine Abfrage bei den Verwaltungen der Verbandsgemeinden hat ergeben, dass es in den vergangenen Jahrzehnten nur eine Kronjuwelenhochzeit im Rhein-Hunsrück-Kreis gegeben hat. Am 23. Dezember 2014 berichtete die Rhein-Hunsrück-Zeitung von diesem seltenen Jubiläum. Damals feierten Anton und Katharina D'Avis aus Oberwesel Kronjuwelenhochzeit – die erste, die der damalige Landrat Bertram Fleck nach 26 Jahren als Kreischef miterlebte.

Wie die Staatskanzlei berichtet, konnte Ministerpräsidentin Malu Dreyer in diesem Jahr bereits elf Paaren in Rheinland-Pfalz zur Kronjuwelenhochzeit gratulieren. Im vergangenen Jahr 2022 waren es sechs, 2021 konnten neun Paare dieses besondere Jubiläum feiern. Es kommt also gar nicht so selten vor, dass Ehepaare 75 Jahre zusammenbleiben – auch, weil die Menschen immer älter werden. Doch was macht eine gute Beziehung auch nach Jahrzehnten noch aus? Was hält solche Paare zusammen?

Langzeitstudien geben Hinweise

Beate Dahmen hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit diesem Thema beschäftigt, erzählt sie. Langzeitstudien aus den USA seien da besonders aufschlussreich. Und diese haben gezeigt: „Das Wichtigste für alle Paare in den Studien war, dass sie immer über alles miteinander sprechen konnten.“ Sorgen, Ängste, Gefühle, Not, Träume – all das konnten sie ihrem Partner anvertrauen. Dabei gehe es um eine ganz bestimmte Art der Kommunikation. Denn es gehe nicht darum, die Gefühle des Gegenübers zu bewerten, es gehe allein darum zu versuchen, sie zu verstehen.

Beziehung im Alltag nicht aus den Augen verlieren

„Darin steckt viel Respekt und Wertschätzung“, erklärt Dahmen. „Es hat sich gezeigt, dass Paare nach der Geburt des ersten Kindes nur noch acht Minuten am Tag miteinander kommunizieren“, berichtet die Paartherapeutin. Dabei gehe es dann oft um organisatorische Dinge des Alltags. So bliebe der Einzelne mit seinen Bedürfnissen auf der Strecke – ebenso das Leben als Paar. Glückliche Paare hingegen hätten auch ihre Beziehung nicht aus den Augen verloren, weiß Dahmen. Sie sähen sich als Kern der Familie und stellten nicht die Kinder an die erste Stelle.

„Können Paare vertrauensvoll miteinander sprechen, steckt da auch eine Menge Konfliktlösung drin“, sagt Dahmen. Denn hinter jedem Konflikt stecke ein Bedürfnis. Die Kunst sei es also, dieses Bedürfnis zu äußern. „So kann viel Streit vermieden werden“, ist sie sicher. Wichtig in einer Beziehung sei zudem eine faire Aufgabenverteilung. Auch, wenn ein Paar ähnliche Werte vertritt, reduziere das Konflikte. „Es wird zum Beispiel schwierig, wenn einem Partner Treue wichtig ist, dem anderen aber nicht“, sagt Dahmen. Auch der unterschiedliche Umgang mit Geld etwa sei häufig Thema in ihrer Beratungsstelle. Daher sei es wichtig, dass beide Partner auch über ein eigenes Budget verfügen können.

Auch Humor ist ein Garant

Als weiteren Garant für eine gute Beziehung nennt Dahmen ein ähnliches Bedürfnis an Nähe. „Ist das nicht der Fall, sorgt das vielfach für Bitterkeit. Die Sehnsucht nach Nähe und der Frust werden bei dem Bedürftigeren dann immer größer. Es kommt das Gefühl auf, nicht geliebt zu werden“, weiß sie aus Erfahrung. Auch ein Hauch Romantik darf es sein. Kleine Aufmerksamkeiten und kleine Rituale sorgen dafür, dass sich der Partner wahrgenommen fühlt. „Vor allem über die Länge der Zeit, fühlen sich manche nur noch als Inventar im Leben des anderen“, erklärt Dahmen. Und wer will das schon sein? Das lässt sich dann vermutlich nur noch mit einem Quäntchen Humor ertragen. Der übrigens ebenfalls eine große Hilfe in der Beziehung sein kann, sagt die Therapeutin. Gemeinsam über Dinge und auch mal über sich selbst lachen, das hat noch immer gutgetan.

Top-News aus der Region