Tourismus Sowohl in Boppard als auch in St. Goar ist unklar, wie es mit den Stadtwegebahnen weitergehen kann
Zukunft der "Bimmelbahn" steht in Sternen

Parallel zur linksrheinischen Eisenbahnstrecke parkte die Bopparder Stadtwegebahn immer. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Einsam und verlassen fristen Komponenten der Bahn an einem Wanderweg neben einer Halle ein trauriges Dasein.

Suzanne Breitbach

Boppard/St. Goar. Die touristische Saison hat begonnen, und wieder hat keine Stadtwegebahn ihren Betrieb aufgenommen.

So wie es aussieht, wird auch in diesem Jahr keine Bahn mehr Touristen aus aller Welt durch das Stadtzentrum von Boppard und durch die St. Goarer Innenstadt zur Burg Rheinfels befördern.

Die Konzession des verstorbenen Betreibers ist zwischenzeitlich abgelaufen und kann jederzeit neu beantragt werden. Der Landesbetrieb Mobilität in Koblenz ist für den technischen Part der Stadtwegebahn verantwortlich. Die Kreis- und die Stadtverwaltung genehmigen die Routenführung unter Beteiligung der Polizei durch Boppard. In St. Goar sind Kreis- und Verbandsgemeindeverwaltung sowie die Stadt St. Goar unter Beteiligung der Polizei gefragt.

Interessenten für Boppard, aber langwieriges Nachlassverfahren

Es gab zwar Interessenten in Boppard, aber durch ein anhängiges Nachlassinsolvenzverfahren beim Amtsgericht Koblenz ist es den Erben allgemein verboten, Gegenstände aus dem Nachlass zu veräußern und sonst über sie zu verfügen – dies fällt unter das allgemeine Veräußerungsverbot. Das hat wiederum zur Folge, dass die beiden Stadtwegebahnen ungenutzt rumstehen und ein trauriges Dasein fristen.

Zwei Unternehmer aus Boppard waren anfänglich an der Fortführung der Stadtwegebahnen interessiert. Sie haben allerdings beschlossen, das Projekt Stadtwegebahn vorerst ruhen zu lassen. Der Nachlassverwalter aus Lahnstein hat es abgelehnt, Angaben zum weiteren zeitlichen Ablauf zu machen. Der weitere Verlauf steht also in den Sternen.

Anders sieht die Situation in St. Goar aus. Hier hat Richard Pabst vor mehreren Monaten eine Konzession für zehn Jahre beim Landesbetrieb Mobilität beantragt. Er wartet derzeit auf eine Entscheidung, die in drei bis sechs Monaten vorliegen sollte. „2018 ist für die Stadtwegebahn gelaufen“, nimmt Richard Pabst kein Blatt vor den Mund.

Er hat ein Taxiunternehmen, Kleinbusse und betreibt die Tankstelle in St. Goar. Papst hat einen Busführerschein und einen Personenbeförderungsschein und beschäftigt Mitarbeiter, die ebenfalls die notwendigen Papiere und Führerscheine für den Stadtwegebahnbetrieb haben.

Er übernimmt seit dem Ausfall der Stadtwegebahn im vergangenen Jahr mit seinen Mietwagen den Transport der Touristen zur Burg Rheinfels. Entweder nach Bedarf oder alle halbe Stunde rollen seine Mietwagen oder Kleinbusse in wenigen Minuten zur Attraktion auf der Rheinhöhe. Seit Karfreitag rollt der Burgshuttle wieder. Zwei Euro pro Fahrgast verlangt er, Kinder zahlen die Hälfte.

Richard Pabst ist an einer Übernahme der vorhandenen Stadtwegebahn interessiert. Für ihn ist es unverständlich, dass sich die Regelungen so lange hinziehen.

Interessent für St. Goar, aber die Konzession liegt noch nicht vor

„Es muss von Interesse sein, so viel Gold wie möglich aus der Bahn rauszuholen, wie es möglich ist, und zwar schnell. Schließlich ist die Bahn 20 Jahre alt und wird nicht besser“, verdeutlicht er. Pabst selbst besitzt eine Halle, in der er eine Stadtwegebahn unterbringen könnte. „Solange keine Konzession auf dem Tisch liegt, kann ich nichts unternehmen. Wir würden ins Blaue finanzieren“, erklärt Pabst seine Bedenken. Er will die Genehmigung abwarten, bevor er eine Bahn kauft.

Eine neue Stadtwegebahn hat bei einer Vorführfahrt in St. Goar erste Runden gedreht. Die Besonderheit an dieser Bahn ist, dass sie mit einem Elektromotor des US-Herstellers Tesla betrieben wird. „Ob sie allerdings dauerhaft die 17 Prozent Steigung zum Schlossberg schafft, weiß ich nicht“, sagt Pabst, der auf die Genehmigung wartet, bevor er Geld in die Hand nimmt. Wann eine Bahn fahren wird, ist also noch völlig offen.

Von unserer Reporterin Suzanne Breitbach

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